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Blutwurstblues. Ein Mick-Brisgau-Krimi: Der große Roman mit dem Team von Der letzte Bulle (German Edition)

Blutwurstblues. Ein Mick-Brisgau-Krimi: Der große Roman mit dem Team von Der letzte Bulle (German Edition)

Titel: Blutwurstblues. Ein Mick-Brisgau-Krimi: Der große Roman mit dem Team von Der letzte Bulle (German Edition)
Autoren: Stefan Scheich
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fragte sich, wie viele Dienststellenleiter wohl die Eier gehabt hätten, einem Chefdiplomaten in so einem Fall zu widersprechen, wenn sie außerdem auch noch Druck vom Innenminister bekamen. Trotz der inneren Verbeugung vor Tanja stellte sich Mick auch die Frage, wie sinnvoll weiterer Widerstand überhaupt war. Mailin hatte den Mund bis jetzt nicht aufgemacht, also war wohl anzunehmen, dass sie es auch nicht mehr tun würde. Ob Zaho Tian dann noch höchstpersönlich einen Einschüchterungsversuch unternahm oder nicht, tat da schon fast nichts mehr zur Sache. Wenn das überhaupt seine Absicht war, und daran hatte Mick so seine Zweifel. Andererseits. Was konnte er sonst wollen? Mick fand auf die Frage keine rechte Antwort, wurde sich aber einer gewissen Ironie bewusst. Eben noch hatte er zu Zaho Tian gesagt, dass er nie wisse, was im Kopf eines Chinesen so vor sich ging. Jetzt musste er erkennen, dass diese Provokation die Wahrheit war.
    Li-Zi schien zu ahnen, was in Mick vorging. Anders ergab ihr unauffälliges Nicken nämlich keinen Sinn. Mick zögerte noch einen Moment, stellte sich dann aber ganz nah neben Tanja. »Wir sind sowieso am Arsch, Tanja«, flüsterte er. »Also wenn du meine Meinung willst, lass ihn halt einfach mit der Kleinen sprechen. Du wolltest den offiziellen Weg gehen, jetzt geh ihn auch bis zum Ende.«
    Tanja blickte irritiert zu Mick. Dass ausgerechnet Mick, der in diesem Fall gegen so ziemlich jede Dienstvorschrift und Anweisung verstoßen hatte, jetzt mit dem »offiziellen Weg« argumentierte, schien sie mehr als zu verwundern.
    Auch Mick war klar, dass er hoch pokerte, da er allein seiner Intuition folgte. Dennoch nickte er der zusehends unentschlossen wirkenden Tanja noch einmal aufmunternd zu, bevor sie sich Zaho Tian zuwandte.
    »Nach Rücksprache mit meinem Kollegen kann ich Ihrem Ersuchen nun doch entsprechen. Aber nur unter einer Voraussetzung. Sie sprechen allein, also ohne Ihren Anwalt, mit der Zeugin.«
    Einfach ausgebootet zu werden schmeckte dem gegelten Chinesen überhaupt nicht, aber nachdem er von seinem Dienstherrn schon einmal so barsch zurechtgewiesen worden war, hielt er sich zurück, als Zaho Tian zustimmte.
    »Selbstverständlich. Es wird auch nicht lange dauern«, bedankte er sich mit einem Lächeln und blickte sich suchend um. Li-Zi zeigte auf Micks Büro.
    Durch die Scheiben konnten Mick, Andreas und Tanja sehen, wie Mailin aufsprang und zwei Schritte zurückwich, als sie den hohen Besuch im Raum bemerkte. Zaho Tian hingegen deutete eine leichte Verbeugung an, die von Mailin nach dem ersten Schrecken mit einer umso tieferen beantwortet wurde. Sehr zum Ärger aller bat Zaho Tian Mailin, mit ihm ans Fenster zu treten, was alle anderen von ihrem Gespräch ausschloss. Nicht einmal anhand der Gesten und der Mimik war erkennbar, wie sich das Gespräch entwickelte.
    Während sie warteten, trat Andreas auf Mick zu. Auch ihm war selbstverständlich nicht entgangen, dass Mick für Tanjas Meinungswechsel verantwortlich war. »Ich nehme mal an, du weißt, was du da tust?«
    Mick nickte. »Klar. Wie schon den ganzen Fall über.«
    Andreas schnitt eine Grimasse. »Prima, dann weiß ich ja jetzt schon, dass ich den Rest meiner Karriere im Archiv Akten scannen kann.«
    Mick lächelte seinem Partner aufmunternd zu. »Keine Sorge, so weit wird’s nicht kommen. Wenn das hier richtig schiefgeht, bist du deinen Job gleich ganz los.«
    Andreas rümpfte die Nase. Offenbar nicht die Antwort, die er hatte hören wollen.
    Mittlerweile war auch Martin Ferchert zu der Gruppe gestoßen und blickte sich hilfesuchend um. »Kinder. Die Presse steht mir auf den Füßen. Was soll ich denen denn erzählen?«
    »Hab ich dir doch eben schon gesagt«, antwortete Mick, doch Ferchert ignorierte ihn und eilte zu Andreas. Der war jedoch mit seinen eigenen Problemen beschäftigt.
    »Wie wär’s damit? Kriminalkommissar a. D., 35 Jahre, männlich, sucht neuen Job, um Frau und Kind durchzubringen.«
    Ferchert wollte gerade grantig werden, weil niemand ihn und sein Problem ernst zu nehmen schien, doch da öffnete sich die Tür zu Micks und Andreas’ Büro und Zaho Tian kam heraus. Mick versuchte, in seinem Gesicht zu lesen, doch seine Miene war steinern, er ging geradewegs auf Tanja zu. Auch jetzt ließ er sich nicht ins Blatt schauen. Dass Zaho Tian noch im Gehen nach seinem Handy griff und nach einem flüchtigen Blick darauf offenbar die Kurzwahltaste drückte, gefiel Mick allerdings überhaupt nicht. Doch es
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