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Blutwurstblues. Ein Mick-Brisgau-Krimi: Der große Roman mit dem Team von Der letzte Bulle (German Edition)

Blutwurstblues. Ein Mick-Brisgau-Krimi: Der große Roman mit dem Team von Der letzte Bulle (German Edition)

Titel: Blutwurstblues. Ein Mick-Brisgau-Krimi: Der große Roman mit dem Team von Der letzte Bulle (German Edition)
Autoren: Stefan Scheich
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Beamtin gelang der chinesischen Führung in enger Zusammenarbeit mit den deutschen Behörden ein bedeutender Schlag gegen den organisierten Menschenhandel. Dem Drahtzieher der kriminellen Vereinigung konnte überdies ein weiteres Kapitalverbrechen nachgewiesen werden, für das er sich gegenüber der chinesischen Justiz wird verantworten müssen«, formulierte der Gelchinese stilsicher. Langsam begriffen alle Umstehenden, was hier vor sich ging. Tanja schien eine Last von den Schultern genommen. Der ganze Zinnober hatte nur einem Zweck gedient. Indem die Chinesen die Verhaftung Akumas durch die deutschen Behörden für null und nichtig erklärten, ihn aber im Anschluss durch eine chinesische Beamtin selbst festnehmen ließen, konnten sie immerhin noch behaupten, selbst in ihrem Saustall für Ordnung gesorgt zu haben. Im Endeffekt war die ganze Posse also nur ein diplomatischer Winkelzug gewesen. Beinah schon anerkennend musste Mick einmal mehr zugeben, dass Chinesen nicht nur Schlitzaugen, sondern auch ziemliche Schlitzohren waren, wenn es darum ging, irgendwie noch das Gesicht zu wahren.
    Na ja. Wie die Geschichte jetzt der Öffentlichkeit verkauft werden würde, entsprach zwar nicht ganz der Wahrheit, aber Mick war niemand, der sich an Formulierungen aufhielt, wenn das Ergebnis stimmte. Schon gar nicht, wenn mit Zaho Tian ein Mann vor ihm stand, der gerade vor aller Augen mit seinem Sohn gebrochen hatte. Mick und der Alte sahen sich wortlos an. Was hätten sie einander auch sagen sollen? Es gab nichts weiter, womit Zaho Tian sein Bedauern für die Taten seines Sohns hätte zum Ausdruck bringen können, und umgekehrt galt das auch für die Anerkennung, die Mick gegenüber dem Ehrgefühl und der Aufrichtigkeit des Alten empfand. Aber wenn es schon nichts zu sagen gab, wollte Mick den schwer geschlagenen Mann doch nicht gehen lassen, ohne ihm seinen Respekt zu erweisen. Er trat also zwei Schritte zurück, legte die Hände aneinander und deutete eine Verbeugung an. Die Geste schien Zaho Tian zu überraschen, doch er erwiderte sie. Dann drehte er sich um und hielt auf den Ausgang zu, während die Anwesenden ein Spalier bildeten und ebenfalls zu einer Verbeugung ansetzten. Keine Frage. Hier ging ein gestrafter alter Mann, aber wenigstens ging er in Würde.
    »Ich will nur hoffen, dass die chinesischen Gefängnisse nicht bequemer als die deutschen sind.« Mick lächelte Li-Zi an und fläzte sich in seinen Bürostuhl.
    »Oh, da musst du dir keine Sorgen machen. In zwei Tagen wird Akuma eure Arrestzelle hier als Fünf-Sterne-Hotel in Erinnerung haben«, erwiderte Li-Zi, die sich schon wieder an Andreas’ Computer zu schaffen machte, diesmal allerdings, um den Papierkram für Akumas Ausweisung zu erledigen.
    Mick nickte zufrieden und zündete sich eine Feierabendzigarette an. Dennoch überkam ihn eine leise Wehmut. »In zwei Tagen schon, hm?«
    Li-Zi sah auf. Auch ihr war klar, dass ihre gemeinsame Zeit nun bald ein Ende finden würde. »Ja … leider.«
    Als sich plötzlich der Rauchmelder an der Decke lautstark bemerkbar machte, war Mick fast froh, bloß keine Sentimentalitäten.
    »Ach, verdammt«, grummelte er deswegen auch extra mürrisch, ging um den Schreibtisch herum und suchte in Andreas’ Schubladen nach der Fernbedienung zum Ausschalten des Alarms. Das hochfrequente »Piep-Piep-Piep« begann schnell an den Nerven zu zerren. »Wo ist das verdammte Ding?!«
    »Die andere Frage ist: Wo ist Andreas?«, rief Li-Zi gegen den Lärm an.
    Mick feuerte die Schublade zu und gab die Suche auf. Eigentlich hatte Li-Zi auch recht. Anstatt sich hier mit dem elektronischen Schreihals rumzuschlagen, sollten sie lieber ihren Triumph feiern. Wo Andreas steckte, wusste er zwar auch nicht mit letzter Gewissheit, aber angesichts der Sonderschichten, die er zuletzt gefahren hatte, kam Mick eine Idee, wo sie suchen mussten. »Komm mit«, sagte er zu Li-Zi.
    Eigentlich war das Archiv im Kellergeschoss des Präsidiums ein stiller Ort. Die langen, meterhohen Regale, in denen Kubikmeter von Papier lagerten, schluckten jeden Ton, verbreiteten dafür aber auch einen Geruch, der an Omas Kleiderschrank erinnerte. Mick machte das nichts. Die Tatsache, dass an jedem dieser Fälle ein Schicksal hing, verlieh dem Raum in seinen Augen fast etwas Sakrales. Mick war mit dieser Einschätzung nicht allein. Immerhin hatte das Archiv unter den älteren Mitarbeitern des Reviers auch den Beinamen »Gottes Schreibstübchen«. Das mochte in den Ohren eines
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