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Blutwurstblues. Ein Mick-Brisgau-Krimi: Der große Roman mit dem Team von Der letzte Bulle (German Edition)

Blutwurstblues. Ein Mick-Brisgau-Krimi: Der große Roman mit dem Team von Der letzte Bulle (German Edition)

Titel: Blutwurstblues. Ein Mick-Brisgau-Krimi: Der große Roman mit dem Team von Der letzte Bulle (German Edition)
Autoren: Stefan Scheich
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Mailin, sondern Akumas Vater der Schlüssel zum Fall war? Es sah ganz so aus.
    »Zaho Tian ist Akumas Vater. Ja. Aber Zaho Tian ist auch Traditionalist. Ein Mann, dem die Ehre seiner Familie über alles geht.«
    Mick verzog das Gesicht. Er verstand, worauf Li-Zi hinauswollte, aber er war nicht so recht überzeugt. »Ja, aber ein Sohn im Knast wird der Familienehre auch nicht gerade zuträglich sein.«
    »Kommt darauf an, was das größere Übel für ihn darstellt. Ein Sohn in Freiheit, aber auch in Schande, oder einer im Gefängnis, von dem er sich distanzieren kann.«
    Mick sah Li-Zi tief in die Augen. »Na prima. Das erklärst du ihm dann aber, ja?«
    »Bedaure. Von einer Frau wird er sich das ganz sicher nicht anhören.«
    Micks Blick wanderte zur Tür des Beobachtungsraums, vor dem Zaho Tians Begleiter geduldig warteten. Er hatte keine Ahnung, wie er die Sache angehen sollte, aber eine viel bessere Gelegenheit würde sich wohl nicht mehr bieten, um mit dem Mr Miyagi-Verschnitt allein zu sprechen.
    Zaho Tian blickte sich nur kurz um, als Mick den Beobachtungsraum betrat, dann ruhten seine Augen wieder auf seinem ramponierten Sohn, der hinter dem Einwegspiegel stoisch auf seine Befragung wartete. An der Rückwand des Raums befand sich die Aufnahmetechnik. Das schmale, hohe Stahlregal, in dem die Geräte eingeschraubt waren, erinnerte entfernt an einen großen Hi-Fi-Turm. Ansonsten war die Einrichtung spartanisch. Bis auf einen Tisch und zwei Stühle vor dem Spiegel war der Raum leer. Sorgen, dass Akuma etwas von ihrem Gespräch mitbekommen würde, musste Mick sich nicht machen, denn der Raum war gut isoliert. So gut, dass man immer ein wenig Druck auf den Ohren spürte, wenn sich die Tür schloss. Die beiden ungleichen Männer standen eine Zeitlang schweigend nebeneinander, und die Stille wurde nur vom Aggregat der Klimaanlage unterbrochen, das von Zeit zu Zeit ansprang, um den abgeschotteten Raum mit Frischluft zu versorgen. Mick hatte die rote Aktenmappe unterm Arm, die sie bei Akuma sichergestellt hatten, wählte aber einen anderen Einstieg in das Gespräch.
    »Wissen Sie, was ich für’n Problem mit Chinesen hab?«
    Zaho Tian reagierte nicht gleich, sondern beobachtete weiter seinen Sohn, der sich jetzt mit einem Taschentuch die Reste des angetrockneten Bluts von der Nase tupfte. »Offenbar ein ziemlich gewalttätiges.«
    Mick lächelte. »Na ja. Dazu gibt’s ein Sprichwort: Wer zu fest auf die Kacke haut, muss mit braunen Flecken leben. Aber mein Problem ist nen anderes. Man weiß einfach nie, was so in euren kleinen, verschwurbelten Hirnwindungen vor sich geht.«
    Zaho Tian blickte kurz zu Mick, aber wohl nur, weil ein Mann von seinem Stand es nicht gewohnt war, dass man in diesem Ton mit ihm sprach. Mick fuhr jedoch unbeirrt fort.
    »Jetzt zum Beispiel. Ich würd ’nen Heiermann dafür geben, zu erfahren, was Ihnen grad im Kopf rumspukt. Denken Sie jetzt nur drüber nach, wie Sie Ihren Sohnemann hier rauspauken, oder fragen Sie sich insgeheim, was Sie bei dem Bengel falsch gemacht haben?«
    Zaho Tians Blick verschleierte sich. Ein klarer Beleg dafür, dass Li-Zi mit ihrem Tipp goldrichtig gelegen hatte. Zaho Tian war einer, den man bei seiner Ehre packen musste. »Also, wenn Sie jetzt auf Betonkopf machen, haben Sie doch gar kein Problem«, reizte Mick den alten Mann weiter. »Dann rufen Sie jetzt Ihren Freund, den Innenminister, an. Der wird alle Hebel in Bewegung setzen und in, sagen wir mal, zwei Stunden marschiert Ihr Sohn hier raus. Okay. Die deutsche Regierung wird ihn ausweisen, aber bei allem, was man sich so vom wunderbaren Rechtsstaat China erzählt, hat er da ja wohl nicht allzu viel zu befürchten. Zumindest, solange Papa mit den richtigen Leuten essen geht.«
    Zaho Tian atmete schwer, bewahrte aber Contenance. »Und was ist der Grund, der Sie glauben lässt, dass ich nicht genau das tue?«
    »Ich weiß nicht.« Mick zuckte die Schulter und versuchte, möglichst gleichgültig zu wirken. »Vielleicht tun Sie es ja.« Er ließ eine kleine Pause, nahm Zaho Tian dann aber genau ins Visier. »Vielleicht ahnen Sie aber auch schon, dass Sie in dem Fall nur noch ein alter Mann wären, der die Augen vor der Realität verschließt.«
    Zaho Tian hatte sich von Mick abgewandt und musterte seinen Sohn. Dennoch war sich Mick sicher, dass er ihn fast so weit hatte. »Ich kann Ihnen auch sagen, wie die Realität aussieht. Wir haben hier einen Mann. Er ist ungefähr in Ihrem Alter und weint um seinen Enkel.
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