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Blutvertrag

Blutvertrag

Titel: Blutvertrag
Autoren: D Koontz
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Veränderung.«
    Tim musste an das Gesicht der Frau auf dem Foto denken.
    Seine Wahlmöglichkeiten waren ihm unklar. Er brauchte Zeit zum Nachdenken, deshalb sagte er: »Der Verkäufer setzt den Preis fest. Und Sie haben den Preis bestimmt – zwanzigtausend.«
    »Das ist nicht der Preis. Es ist ein Beitrag.«
    Dieses Gespräch ergab nicht weniger Sinn als ein typisches Kneipengeplänkel, weshalb Tim problemlos seinen Rhythmus fand. »Aber für meinen Beitrag erhalte ich Ihre … Dienste.«
    »Nein. Ich habe keine Dienste zu verkaufen. Sie erhalten meine Gnade.«
    »Ihre Gnade.«
    »Ganz recht. Sobald ich das Konzept akzeptiere, das Sie verkaufen, wird Ihre Welt durch meine Gnade grundlegend verändert.«
    Wenn man ihre durchaus gewöhnliche Farbe in Betracht zog, wirkten die braunen Augen des Killers dennoch durchdringender, als sie hätten sein sollen.
    Als er sich an die Theke gesetzt hatte, da war sein Gesicht hart erschienen, doch das war ein trügerischer erster Eindruck
gewesen. Ein Grübchen schmückte sein rundes Kinn. Glatte, rosafarbene Wangen. Keine Lachfältchen. Keinerlei Furchen auf der Stirn.
    Sein leichtes Lächeln war so verschmitzt, als würde er sich an sein Lieblingsmärchen aus der Kindheit erinnern, in dem es um Feen und Kobolde ging. Offenbar handelte es sich um seinen normalen Gesichtsausdruck, der allerdings den Eindruck vermittelte, er sei ständig halb abwesend.
    »Dies ist keine geschäftliche Transaktion«, sagte der lächelnde Fremde. »Sie haben um etwas ersucht, und ich bin die Antwort auf Ihre Bitte.«
    Das Vokabular, mit dem der Killer seine Arbeit umschrieb, war womöglich der Vorsicht geschuldet. Schließlich vermied er durch diese Technik, sich mit verdächtigen Aussagen selbst ans Messer zu liefern. Dass er seine geschraubten Verharmlosungen jedoch mit einem konstanten Lächeln von sich gab, wirkte beunruhigend, wenn nicht gar unheimlich.
    Als Tim den braunen Umschlag öffnete, sagte der Killer warnend: »Nicht hier!«
    »Nur mit der Ruhe.« Tim holte das Foto aus dem Umschlag, faltete es zusammen und steckte es in seine Brusttasche. »Ich habe mich anders entschieden.«
    »Das tut mir leid. Ich hatte auf Sie gezählt.«
    Tim schob den Umschlag vor den leeren Hocker, der zwischen ihnen beiden stand. »Die Hälfte von dem, was wir vereinbart haben«, sagte er. »Fürs Nichtstun. Betrachten Sie es als Nichttötungsgebühr.«
    »Man würde Sie nie damit in Verbindung bringen«, sagte der Killer.
    »Ich weiß. Sie machen Ihre Sache immer gut, da bin ich sicher. Sie sind der Beste. Aber ich will es einfach nicht mehr.«
    Lächelnd schüttelte der Killer den Kopf. »Doch, Sie wollen es.«

    »Nicht mehr.«
    »Sie haben es einmal gewollt. Man geht nicht so weit, so etwas erst zu wollen und dann plötzlich nicht mehr. So funktioniert die menschliche Psyche einfach nicht.«
    »Ich habe Zweifel bekommen«, sagte Tim.
    »Bei einer solchen Sache kommen die Zweifel immer erst, nachdem man bekommen hat, was man wollte. Dann erlaubt man sich ein paar Gewissensbisse, damit man sich besser fühlt. Man hat bekommen, was man wollte, ist mit sich zufrieden, und nach einem Jahr ist es bloß noch eine traurige Angelegenheit, die nun mal passiert ist.«
    So verstörend der intensive Blick der braunen Augen auf ihn auch wirkte, Tim wagte nicht, den Kopf abzuwenden. Wenn er sich dem direkten Kontakt entzog, schöpfte der Killer womöglich Verdacht.
    Ein Grund, wieso diese Augen so fesselnd waren, wurde ihm nun klar. Die Pupillen waren stark erweitert. Der schwarze Punkt im Zentrum jeder Iris schien genauso groß zu sein wie der farbige Ring darum herum.
    Die Beleuchtung hier am Ende der Theke war zwar schummrig, aber dunkel war es nicht. Dennoch waren die Pupillen des Killers so erweitert, als wäre es völlig finster gewesen.
    Der Hunger in seinen Augen, diese Gier nach Licht, besaß die Anziehungskraft eines schwarzen Lochs im Weltraum, eines kollabierten Sterns.
    Vielleicht waren die Pupillen von Blinden ständig so erweitert. Der Killer aber war nicht blind, jedenfalls nicht für Licht. Für etwas anderes hingegen womöglich schon.
    »Nehmen Sie das Geld«, sagte Tim.
    Wieder das Lächeln. »Es ist die Hälfte des Geldes.«
    »Fürs Nichtstun.«
    »Ach, etwas habe ich schon geleistet.«
    Tim runzelte die Stirn. »Was denn?«
    »Ich habe Ihnen gezeigt, was Sie sind.«

    »Ach ja? Und was bin ich?«
    »Ein Mann mit der Seele eines Mörders, aber mit dem Herzen eines Feiglings.«
    Der Killer griff nach
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