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Blutvertrag

Blutvertrag

Titel: Blutvertrag
Autoren: D Koontz
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befand.

    Der Umschlag besaß noch immer eine unheilvolle Bedeutung, aber Tim zweifelte inzwischen bereits daran, dass er das, was sich zwischen ihm und dem Fremden abgespielt hatte, richtig verstanden hatte. Ein Kerl mit einem fallschirmspringenden Hund namens Larry zahlte doch bestimmt nicht dafür, jemanden umbringen zu lassen. Das Ganze war ein Missverständnis.
    Der Rest folgt, wenn sie erledigt ist. Das konnte eine Menge bedeuten. Es ließ nicht zwangsläufig darauf schließen, dass die betreffende Person tot sein sollte.
    Im Vertrauen darauf, dass die Welt rasch wieder ins Lot käme, bog Tim die Messingklammer auf, die den Umschlag verschloss, öffnete die Klappe und griff hinein. Er zog ein dickes Bündel mit einem Gummiband zusammengehaltener Hundertdollarscheine heraus.
    Vielleicht war das Geld ja gar nicht schmierig, aber es fühlte sich so an. Er schob es sofort wieder in den Umschlag zurück.
    Neben dem Bargeld fand er ein dreizehn mal achtzehn Zentimeter großes Foto, das aussah wie der Abzug einer Passbildaufnahme. Es stellte eine Frau Ende zwanzig dar. Attraktiv.
    Auf der Rückseite des Fotos stand in Druckschrift ein Name: LINDA PAQUETTE. Darunter war eine Adresse in Laguna Beach angegeben.
    Obwohl Tim gerade erst sein Bier ausgetrunken hatte, fühlte sich sein Mund salzig-trocken und zitronensauer an. Sein Herz schlug langsam, aber ungewöhnlich heftig. In seinen Ohren dröhnte es.
    Ohne vernünftigen Grund fühlte er sich schuldig, während er das Foto betrachtete. Als wäre er irgendwie daran beteiligt gewesen, den Tod dieser Frau zu planen. Er legte das Bild weg und schob auch den Umschlag beiseite.
    Ein weiterer Mann betrat die Kneipe. Er war fast so groß wie Tim und hatte wie dieser kurz geschorenes, braunes Haar.
    Rooney kam mit einem frischen Bier und sagte zu Tim: »Wenn du in dem Tempo weitertrinkst, zähle ich dich nicht mehr zu den Möbelstücken. Dann bist du ein echter Gast.«
    Das hartnäckige Gefühl, in einem Traum gefangen zu sein, verlangsamte Tims Denkvermögen. Eigentlich wollte er Rooney erzählen, was gerade geschehen war, aber seine Zunge fühlte sich zu schwer an.
    Der Neuankömmling kam näher und setzte sich auf den Hocker, auf dem auch der Fallschirmspringer gesessen hatte. Wie vorher blieb ein Hocker zwischen ihm und Tim frei. »Ein Budweiser«, sagte er zu Rooney.
    Während der Wirt zum Zapfhahn trottete, starrte der Fremde erst auf den braunen Umschlag, dann sah er Tim ins Gesicht. Er hatte braune Augen, genau wie Tim.
    »Sie sind früh dran«, sagte der Killer.

2
    Das Leben kann sich wie eine Tür in ihren Angeln innerhalb eines winzigen Zeitraums in eine andere Richtung drehen. Jede einzelne Minute hat das Potenzial zu einer entscheidenden Veränderung, und jedes Ticken der Uhr kann die Stimme des Schicksals sein, die ein Versprechen oder eine Warnung flüstert.
    Als der Killer sagte: »Sie sind früh dran«, bemerkte Tim Carrier, dass die Budweiser-Uhr fünf Minuten vor der vollen Stunde anzeigte, weshalb er eine begründete Vermutung anstellte: »Sie aber auch.«
    Die Angeln hatten sich bewegt. Die Tür stand offen und konnte nie wieder geschlossen werden.
    »Ich bin mir nicht mehr sicher, ob ich Sie anheuern will«, sagte Tim.
    Rooney brachte dem Killer sein Bier und kümmerte sich dann um eine Bestellung, die ihm vom anderen Ende der Theke zugerufen wurde.
    Ein von der Mahagonioberfläche reflektierter Lichtschein verlieh dem Inhalt des Glases einen rötlichen Schimmer.
    Der Fremde fuhr sich mit der Zunge über die aufgesprungenen Lippen und trank. Er hatte einen ordentlichen Durst.
    Während er das Glas abstellte, sagte er freundlich: »Sie können mich nicht anheuern. Ich nehme keine Befehle entgegen. «
    Tim überlegte, ob er behaupten sollte, er müsse die Toilette aufsuchen. Von dort aus konnte er mit seinem Handy die Polizei rufen.

    Dagegen sprach, dass der Fremde sein Verschwinden als Aufforderung interpretieren konnte, den braunen Umschlag einzustecken und zu gehen.
    Den Umschlag mit auf die Toilette zu nehmen, wäre keine gute Idee gewesen. Dann hätte der Killer womöglich angenommen, Tim wolle die Übergabe an einem verschwiegeneren Ort vornehmen, und wäre ihm gefolgt.
    »Man kann mich nicht anheuern, und ich gehe auch mit nichts hausieren«, sagte der Killer. »Sie verkaufen mir etwas, nicht umgekehrt.«
    »Ach ja? Was verkaufe ich Ihnen denn?«
    »Ein Konzept. Das Konzept, dass Ihre Welt sich grundlegend verwandeln wird … durch eine einzige
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