Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutträume

Blutträume

Titel: Blutträume
Autoren: Kay Hooper
Vom Netzwerk:
brannten heißer und heißer, sein Atem wurde schneller, die Klinge in seiner Hand stieß voller Kraft wieder und wieder zu …
    Sein eigener heiserer Befreiungsschrei war über den unartikulierten, schrillen Lauten der Sterbenden kaum zu hören.
    Weiche Haut.
    Nass.
    Glitschig.
    Rot.

3
    Donnerstag, 8. Oktober
    Eigentlich hatte Dani nicht beabsichtigt, nach Venture zurückzukommen, einer kleinen Stadt bei Atlanta, und hatte daher auch nicht entsprechend geplant. Ihre Wohnung war in Atlanta, wie auch die meisten ihrer Kleidungsstücke und anderen Besitztümer. Sie hatte für eine Ferienwoche mit unbestimmtem Ziel gepackt.
    Das war vor fast einem Monat gewesen.
    Kleidung war nicht das Problem, da sie bei ihrer Zwillingsschwester wohnte. Aber Paris und sie hatten sich die größte Mühe gegeben, ein getrenntes Erwachsenenleben zu führen, und im selben Haus zu wohnen, trug nicht besonders dazu bei, diesen Entschluss aufrechtzuhalten.
    Genau genommen verführte es eher dazu, in alte Gewohnheiten und Verhaltensmuster ihrer Jungmädchenzeit zurückzufallen. Wie die allwöchentliche Fahrt in die Stadt zu Smith’s Drugstore, weil man in Venture nur dort, an der noch immer gut besuchten Snackbar, wirklich hausgemachte Eiscreme kaufen konnte, und weil es die Gewohnheit der Zwillinge war, jeden Abend vor dem Schlafengehen Eis zu essen.
    Das hatte Dani in Atlanta gefehlt. Sie hatte die Gewohnheit zwar nicht aufgegeben, denn ohne ein kleines Schälchen Eiscreme konnte sie einfach nicht einschlafen. Doch sie hatte das Hausgemachte durch Handelsware ersetzen müssen, die ihrer Meinung nach dem Vergleich absolut nicht standhielt.
    Also wirklich.
    Eiscreme.
    Da war sie nun einunddreißig Jahre alt, und das Vergnügen, auf das sie sich den ganzen Tag freute, bestand darin, mit ihrer Zwillingsschwester Eis zu essen, bevor sie zu Bett gingen.
    Elf Uhr war ihre übliche Schlafenszeit.
    »Wie erbärmlich«, murmelte sie vor sich hin, und zwei der Einkaufstüten, mit denen sie sich abmühte, während sie ihren Autoschlüssel aus den Tiefen ihrer Handtasche kramte, fielen zu Boden.
    »Darf ich?«
    Dani erstarrte, als zwei sehr männliche Hände ihre Tüten aufhoben. Ihr Blick wanderte langsam nach oben, während der Mann sich aufrichtete, und sie stellte fest, dass er noch immer gertenschlank war, breite kräftige Schultern hatte und nach wie vor so gut aussah wie ein Romanheld.
    Sein dunkles Haar begann an den Schläfen zu ergrauen, und die Lachfältchen um seine blauen Augen schienen sich vermehrt zu haben, doch er hatte noch immer das Aussehen eines Herzensbrechers.
    Marcus Purcell.
    Die Stadt Venture war so klein, dass Dani davon ausgehen konnte, ihm früher oder später über den Weg zu laufen. Später wäre ihr lieber gewesen.
    Viel später.
    »Hey, Dani. Was macht die Kunst?«
    Überraschenderweise stieg ihr bei dieser Begrüßung aus Jugendzeiten ein Kloß in die Kehle, doch sie glaubte, ihre Stimme ausreichend im Griff zu haben, um das bei der darauf üblichen Antwort verbergen zu können.
    »Das Kaninchen ist davongelaufen, aber den Zylinder hab ich noch. Und wie läuft’s in deiner Zaubershow?«
    »Tut sich zur Zeit leider nicht viel. Die schöne Assistentin hat ein besseres Angebot bekommen, und danach kam mir das alles reichlich sinnlos vor.«
    Und da war es schon.
    Er wäre nicht Marc gewesen, hätte er nicht ein Thema angeschnitten, das sie so lange wie möglich hatte vermeiden wollen.
    Vermeidung war ihr Abwehrmechanismus, seiner allerdings nicht.
    »Das war kein besseres Angebot«, hörte sie sich sagen. »Es war nur … eine Veränderung, die ich brauchte. Wir beide. Du wolltest hierbleiben, ich nicht.«
    »Du hast mich nie gefragt, Dani.«
    Das brachte sie etwas aus der Fassung, aber nur kurz. »Deine Wurzeln waren schon immer hier. Ich brauchte gar nicht zu fragen. Und du wusstest, dass ich, nachdem Paris beschlossen hatte, hierzubleiben …«
    »Dass du nicht bleiben würdest.« Er zuckte die Schultern. »Und trotzdem bist du hier.«
    »Nur zu Besuch. Paris braucht mich.«
    »Ja, eine Scheidung ist hier immer ein beliebter Gesprächsstoff, daher weiß ich es. Nicht schön für sie. Aber ohne ihn ist sie besser dran.«
    »Ach? Und wieso?« Ihr war jedes andere Thema recht, sogar die unerfreuliche Scheidung ihrer Schwester, was ihr jedoch das Chaos ihrer eigenen Gefühle bewusst machte.
    »Weil es eben ein paar Dinge gibt, die ein Mann nie über seine Frau sagen sollte. Auch nicht, wenn er betrunken ist. Vielleicht vor
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher