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Blutträume

Blutträume

Titel: Blutträume
Autoren: Kay Hooper
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allem nicht, wenn er betrunken ist. Und auch nie zu einem anderen Mann.«
    Dani traute sich nicht, direkt zu fragen, wusste aber, dass man ihr die Frage ansah.
    »Das meiste möchte ich nur ungern wiederholen, Dani. Aber er hat eine Menge geredet, wahrscheinlich auch in den Bars die Ostküste rauf und runter, er war ja viel unterwegs. Er sagte, sie sei ein wahrer Klotz am Bein. Würde ihn runterziehen. Ließe ihm nichts Privates. Nicht seine Gedanken, nicht mal seine Träume. Es gäbe keine Privatsphäre, in die sie nicht eindringen könnte. Hat behauptet, er hätte manchmal Gänsehaut bei ihr bekommen.«
    »Ich wusste, dass er Probleme hatte, damit umzugehen, aber …«
    »Da gab es nichts zum Umgehen, glaub mir. Nicht für Dan. Er hat das Ganze nie akzeptiert, sich nie daran gewöhnt, hat es gehasst. Was ziemlich übel ist, da er Paris ja geheiratet hatte. Fremden in Bars zu erzählen, dass die eigene Frau weiß, was er denkt und träumt, und dass man es zum Kotzen findet, geht doch entschieden zu weit.« Marc zuckte die Schultern. »Ob ihm je einer wirklich zugehört oder es nur als Geschwätz eines Betrunkenen abgetan hat, macht die Tatsache, dass er sich wie ein Arsch benommen hat, auch nicht besser. Gegen Ende war er ziemlich oft betrunken. Hat mehr als eine Nacht bei mir in der Zelle verbracht, zum Ausnüchtern.«
    Von Paris wusste sie schon, dass Marc jetzt Sheriff war, doch Dani hatte das Bedürfnis, darauf einzugehen. Und das Thema zu wechseln. »Ich hätte nie gedacht, dass du in den Polizeidienst gehen würdest.«
    »Nun ja, die Dinge ändern sich.«
    Nicht alles hat sich verändert, dachte Dani, aber sie fühlte sich unbehaglich und unsicher und war sich nur allzu bewusst, dass sie hier in der Innenstadt von Venture vor dem Drugstore auf dem Gehsteig standen, wo sie Gott und die halbe Einwohnerschaft der Stadt sehen konnten, und dass jeder außer Gott dies mit großem Interesse registrieren würde.
    »Ich muss los«, verkündete sie plötzlich. »Meine Eiscreme schmilzt.«
    Zu ihrer großen Erleichterung antwortete er auf ihre lahme Ausrede nicht mit einer passenden Retourkutsche, sondern fragte nur: »Hast du deine Schlüssel gefunden? Nach denen hast du doch gesucht, oder?«
    Dani zeigte ihm die Schlüssel, entriegelte mit der Fernbedienung den nicht weit entfernt geparkten Jeep, dessen Scheinwerfer zur Bestätigung aufleuchteten, und nahm die Tüten in Empfang, die Marc ihr reichte.
    »Pass auf dich auf, Dani.«
    Das klang abschließend, und sie hätte es dankbar darauf beruhen lassen sollen, war jedoch noch keine drei Schritte entfernt, als sie sich sprechen hörte. Und noch während sie sprach, war sie sich mit fatalistischer Gewissheit bewusst, dass sie an einem entscheidenden Wendepunkt ihres Lebens angelangt war.
    Ohne jede Ahnung, was ihr bevorstand.
    »Marc?«
    Er blieb stehen und sah sich zu ihr um, die Augenbrauen hochgezogen, ansonsten ausdruckslos.
    »Ist in Venture kürzlich irgendetwas … Schlimmes passiert? Im County? Ich meine, etwas sehr Schlimmes? Ich lese zwar die Zeitung, aber …«
    »Sprichst du von einem Verbrechen?«
    »Ja.«
    Jetzt runzelte er die Stirn. »Nichts wirklich Ungewöhnliches. Einige Raubüberfälle, Hausfriedensbruch, Eigentumsdelikte, ein paar illegale Drogenküchen, die hochgegangen sind.«
    »Sonst nichts?«
    Er zögerte mit der Antwort. »Zwei Vermisstenanzeigen, die mir nicht gefallen.«
    »Frauen?«
    »Ein Teenager, deren Eltern glauben, sie sei vor ein paar Wochen abgehauen. Eine Ehefrau, deren sehr besorgter Mann beteuert, dass sie ihn niemals aus freien Stücken verlassen hätte.«
    »Wie lange ist das her?«
    »Letzte Woche. Und bis jetzt keine Spur von ihr. Was weißt du, Dani?«
    »Nichts. Ich … weiß … gar nichts. Nur … pass auf, nichts sonst.«
    Er ging wieder einen Schritt auf sie zu und sprach leise, obwohl niemand in der Nähe war. »Was hast du geträumt, Dani?«
    Sie konnte seinem Blick nicht ausweichen. Und anlügen konnte sie ihn auch nicht.
    Nicht Marc.
    »Nichts Konkretes. Kein Name und kein Gesicht. Nicht einmal ein Verbrechen, nur … nur, dass es schlimm ist.« Sie dachte an das vermisste Mädchen, an die vermisste Ehefrau, und ihr wurde kalt, trotz der nachmittäglichen Oktobersonne. »Ich weiß, dass es schlimm ist, dass es hier ein Gift gibt. Jemand Bösen, aber ich weiß nicht, wer.«
    »Dani, wir wissen beide, dass das Böse keine Hörner und keinen Schwanz hat, um uns seine Anwesenheit zu signalisieren. Wenn es noch etwas
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