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Blutstrafe - Thriller

Blutstrafe - Thriller

Titel: Blutstrafe - Thriller
Autoren: PeP eBooks
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Löffel. » In der Liebe, aber vor allem im Krieg ist alles erlaubt«, sagte ich, während ich den Löffel an meinem Bademantel abwischte.
    » Krieg? Gott, Dad, ich versuche doch nur zu frühstücken.«
    » Müsli kann man auch ganz gut schlürfen«, erwiderte ich. » Versuch’s mal.«
    Ich kippte gerade Hustensirup auf den Löffel, als sich unheilvolles Schweigen über die Küche legte.
    Au Backe.
    » Guten Morgen, Mike«, grüßte Mary Catherine hinter mir. » Was hast du mit diesem Löffel vor?«
    Ich suchte nach einer Antwort, gleichzeitig bestrebt, Mary Catherine mit meinem herzlichsten Lächeln für mich zu gewinnen.
    » Äh, ein Teelöffel ist ein Teelöffel, oder?«, erwiderte ich.
    » Das gilt nicht bei Medizin.« Sie stellte eine Einkaufstasche auf den Küchenschrank und zog eine Schachtel Hustensaft für Kinder heraus. » Das hier ist das, was zivilisierte Menschen verwenden«, erklärte sie und hielt einen Messbecher aus Plastik hoch.
    » Daddy?«, machte Shawna erneut auf sich aufmerksam.
    » Ja, Shawna?«, fragte ich zum tausendsten Mal an diesem Morgen.
    » Jetzt hat sie dich drangekriegt!«, rief sie und rannte kichernd den Flur entlang.
    Ob drangekriegt oder nicht, ich glaube, ich war noch nie so froh, jemanden zu sehen, wie jetzt.
    » Du übernimmst die Kopfarbeit«, wies ich sie an, während ich zum Kotzkübel griff. » Ich gehe zurück in den Sumpf.«
    » Gut so«, stimmte sie zu und schenkte sorgfältig den Hustensirup in den Messbecher. » Willst du dir zur Stärkung auch einen genehmigen?«, fragte sie spitzbübisch und hielt ihn mir hin.
    » Na klar. Und gleich ein Bier dazu.«
    » Tut mir leid, für Bier ist es zu früh. Aber ich werde einen Kaffee kochen.«
    » Du bist ein Wunder, Mary«, schwärmte ich.
    Als ich mich zwischen den Schränken an ihr vorbeizwängte, wurde mir plötzlich bewusst, dass sie ein sehr warmes und liebenswertes Wunder war. Vielleicht konnte sie meine Gedanken lesen, weil sie, glaube ich, errötete, bevor sie sich hastig umdrehte.
    Sie hatte auch eine Menge anderer Dinge mitgebracht, unter anderem ein Päckchen OP-Masken. Diese setzten wir auf und verbrachten den Rest der Stunde damit, die Kranken zu behandeln – wobei » wir« eher » sie« bedeutete. Während ich mich an die anspruchslosen Arbeiten wie Eimer leeren und Bettwäsche wechseln hielt, kümmerte sie sich darum, die Medikamente zu verteilen und die Überlebenden für die Schule vorzubereiten.
    Nach zwanzig Minuten war das Stöhnen der Sterbenden verebbt, und die Lebenden standen geschrubbt, gekämmt und mit passenden Socken an den Füßen im Flur bereit. Meine private Florence Nightingale hatte das Unmögliche vollbracht und den Wahnsinn fast unter Kontrolle bekommen.
    Fast. Auf dem Weg zur Tür beugte sich mein Ältester, Brian, plötzlich vor und drückte seine Hände gegen den Bauch.
    » Oh, mir geht’s gar nicht gut«, stöhnte er.
    Mary Catherine zögerte keine Sekunde. Sie legte ihre Hand an seine Stirn, um seine Temperatur zu fühlen, dann tätschelte sie leicht seine Wange.
    » Du hast die › Ich habe nicht gelernt‹-Grippe. Zufällig weiß ich, dass du heute eine Mathearbeit schreibst«, sagte sie. » Beweg dich, du Simulant. Ich habe hier schon genug mit den anderen zu tun.«
    Als sie gingen, tat ich etwas, das ich an diesem Morgen bereits abgeschrieben hatte: Ich lächelte gut gelaunt.
    Auf die Nationalgarde konnte ich verzichten. Für diese Krisensituation brauchte ich nur ein zierliches irisches Mädchen.

9
    Der Lehrer betrat um elf Uhr vormittags – er lag immer noch sehr gut in der Zeit – den Bryant Park hinter der öffentlichen Bibliothek von New York. Er hatte in seiner Einsatzzentrale, einer Mietwohnung in Hell’s Kitchen, einen Zwischenstopp eingelegt und sein Äußeres von Kopf bis Fuß verändert. Er hatte die Rolex durch eine sportliche Armbanduhr ersetzt und seinen Givenchy-Anzug ausgezogen. Jetzt trug er eine Sonnenbrille mit Gummiband, eine Kappe der Jets, eine grellorange Trainingsjacke und eine weite, gelbe Basketballhose.
    Niemand konnte ihn als den eleganten Geschäftsmann erkennen, der diese nutzlose Schlampe vor den Zug gestoßen hatte – und genau darin lag der Schlüssel. Um seine Mission erfolgreich durchzuführen, waren Schnelligkeit und das Überraschungsmoment die entscheidenden Punkte. Er musste wie eine Kobra zuschlagen, hin- und wieder weghuschen, bevor jemand merkte, dass er dort gewesen war. Sich mit der Menge verschmelzen und sie als menschlichen
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