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Blutstrafe - Thriller

Blutstrafe - Thriller

Titel: Blutstrafe - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Höflichkeit, bitte. Kapiert?«
    Mit kaum den Boden berührenden Füßen rannte er weiter. Er fühlte sich unglaublich, unbesiegbar. Er hätte bis zum Ende des Blocks an der Vorderfront der gläsernen Bürotürme entlang und an der Rückseite wieder zurückrennen können. Er hätte ewig so rennen können.
    » We will, we will rock you!«, schrie er in überraschte Gesichter. Dieses Lied hatte er immer gehasst, doch im Moment passte es wie die Faust aufs Auge.
    Fußgänger blieben stehen und blickten ihm hinterher. Die mit allen Wassern gewaschenen Passanten, Hotdog-Verkäufer, wartende Taxifahrer und Fahrradboten gingen ihm wohlweislich aus dem Weg.
    Es war schwer, die Aufmerksamkeit der abgestumpften Menschen in Manhattan auf sich zu ziehen, doch er leistete tolle Arbeit.
    Das Licht, das sich in den dunklen Glasfassaden der gigantischen Gebäude spiegelte, fiel auf ihn herab wie Weihwasser. Sein Gesicht verzog sich zu einem breiten Grinsen, und seine Augen füllten sich mit Freudentränen.
    Er tat es wirklich. Nach all der Planung, all den Hindernissen öffnete sich jetzt der Vorhang für ihn.
    Er sprang auf der breiten Straße auf den Haltestreifen und spurtete mit voller Geschwindigkeit auf die Bäume im Central Park zu.

11
    Zwanzig Minuten später verließ der Lehrer an der Upper East Side den Central Park. Die dreißig Straßenblocks, die er gerannt war, merkte er kaum. Er war kein bisschen außer Atem, als er über die schicke Fifth Avenue und die 72nd Street weiter Richtung Osten rannte.
    Schließlich hielt er an der Ecke 72nd Street und Madison Avenue vor einem fabelhaft verzierten vierstöckigen Haus, das einem französischen Château nachempfunden war – dem Vorzeigegeschäft von Ralph Lauren.
    Das erste Ziel, das wirklich zählte.
    Der Lehrer blickte auf seine Uhr, um sicherzugehen, dass er seinen Zeitplan immer noch einhielt, bevor er einen langen Blick rechts und links die Straßen hinunter warf. Es waren keine Polizisten zu sehen, was nicht überraschte. Dieser Laden lag mitten im einwohnerstärksten Bezirk der Stadt. Grob geschätzt schützten 50 Polizisten, von denen einige krank gemeldet waren oder Urlaub hatten, mehr als 200 000 Menschen. Viel Glück, wünschte sich der Lehrer. Er zog die glänzende Messingtür auf und trat ein.
    Er ließ seinen Blick über die persischen Teppiche, die Kronleuchter und die Ölgemälde an den fünf Meter hohen Mahagoniwänden wandern. Ein Supermarkt war das hier eindeutig nicht. Zwischen den antiken Möbeln und den Blumen lagen, mit kunstvoller Lässigkeit verteilt, Stapel mit Zopfmusterpullovern und Hemden mit angeknöpftem Kragen. Der Gesamteindruck vermittelte, dass man eintrat, um die Vanderbilts zu besuchen, die gerade von ihrer Sommerreise in Europa zurückgekehrt waren.
    Mit anderen Worten: Es war widerlich. Er rannte die breite Treppe zur Herrenabteilung hinauf.
    Ein Mann mit schmierigem Haar und tadellos geschneidertem Dreiteiler stand hinter einer gläsernen Auslage voller Krawatten. Er hob eine seiner Augenbrauen gerade so weit, dass er diesem schludrigen Hanswurst, der sich ihm näherte, sein Missfallen ausdrückte.
    » Kann ich Ihnen helfen?«, fragte er in einer herablassenden Art, die an Boshaftigkeit grenzte. Der Lehrer wusste, dass der Verkäufer bei einem Ja laut auflachen würde.
    Also lächelte er nur.
    » Haben wir etwa Schwierigkeiten mit der Sprache, Sir?«, säuselte er, fiel aber von seiner blasierten Ausdrucksweise sogleich in die rauere Alltagssprache. » Gürteltaschen ham wir grad keine mehr, die kriegen Se eher im Ramschladen.«
    Der Lehrer sagte immer noch nichts. Stattdessen öffnete er die Hüfttasche und nahm zwei Gegenstände heraus, die aussahen wie kleine Käsebällchen, aber Ohrenstöpsel für den Schießstand waren. In aller Seelenruhe drückte er einen davon in sein linkes Ohr.
    Der Herrenausstatter blickte nervös und kehrte zu seiner dämlich-eleganten Sprache zurück.
    » Ich bitte um Entschuldigung, Sir, ich wusste nicht, dass Sie ein Hörgerät benötigen. Aber wenn Sie nicht hier sind, um etwas zu kaufen, müsste ich Sie leider bitten zu gehen.«
    Der Lehrer verharrte, den zweiten Ohrenstöpsel zwischen seinen Fingern, bevor er endlich antwortete.
    » Eigentlich bin ich hier, um Ihnen eine Lektion zu erteilen«, erwiderte er.
    » Mir eine Lektion erteilen?«
    Der Lehrer ahmte den hochmütigen Ton des Wichsers nach. » In Verkaufstechnik. Sie wären mit Sicherheit erfolgreicher, wenn Sie alle Ihre Kunden mit Respekt

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