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Blutsäufer (German Edition)

Blutsäufer (German Edition)

Titel: Blutsäufer (German Edition)
Autoren: Trash Thompson
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raubten und Luft und einen bedrängten wie Wegelagerer. Einen echten Freund, wenn es so etwas überhaupt gab, hatte er nie gehabt. Und die unechten
würde er alle zum Teufel jagen, wenn er hier raus war, angefangen bei seinem Nachbarn,
dem nervigen Möchtegernkomiker Heinz. Das hatte er sich noch im Haus der Gräfin
vorgenommen. Er erinnerte sich vage daran. Es war in den Tagen, als er so krank
gewesen war.
    „Einen Freund …“, sagte er leise und im
Tonfall von „einen Feind“. Nach einer halben Stunde des Grübelns stand der
nächste Patient vor der Tür. Franz beantwortete keine der Fragen.
     
    Am
nächsten Morgen stand Franz mit einer Reisetasche und einem kaputten
Regenschirm draußen in der Kälte. Ihm war gesagt worden, dass seine Mutter ihn
abholen käme, doch seine Mutter kam nicht. Also machte er sich nach zwei
Stunden geduldigen Wartens mit steifgefrorenen Gliedern allein auf den Weg. Die
ganzen drei Kilometer bis zu seiner Wohnung ging er zu Fuß. Eine halbe Stunde,
in der er glaubte, die Welt völlig neu zu sehen. Er empfand sie als enttäuschend
nüchtern, die neue Welt. Obwohl er darauf verzichtet hatte, den Bus zu nehmen,
weil er in Bussen immer in geballter Form auf die Realität des Lebens traf – auf
trübsinnige, gelangweilte, finstere oder suizidale Gesichter – wurde sie per
pedes nicht besser. Die Welt ist grau, dachte er, und hat nichts Strahlendes,
Glitzerndes. Das hat sie nur in Filmen oder Romanen, in gekürzter, geraffter
Form, in der die besonderen Momente des Daseins überzeichnet hervorgehoben werden.
Bei wirklichen Menschen findet man dieses strahlende Glitzern allenfalls, wenn
sie zeitweilig dem Wahnsinn anheimgefallen sind, zum Beispiel in Phasen der
Verliebtheit oder wenn sie durch Drogen der Wirklichkeit enthoben sind.
    Oder wenn sie ein Vampir gebissen hat.
    Ja, so dachte er, während er seines Weges
schritt und endlich das an einem heruntergekommenen Park gelegene Haus
erreichte, in dem er seit fünf Jahren eine kleine Wohnung gemietet hatte. Die
Tür unten war wie immer angelehnt, er drückte den Schirmknauf dagegen und schob
sie auf. Dann stapfte er die Stufen hoch in den dritten Stock, schloss die Tür
auf und, als er drinnen war, gleich wieder ab. Seine Schuhe hinterließen
Abdrücke auf dem Laminat. Es hatte sich während seiner Abwesenheit eine Menge
Staub angesammelt, doch das störte ihn nicht. In der Küche fand er ein
angebrochenes Päckchen Zigaretten. Er zündete sich eine an, ging ins
Schlafzimmer und setzte sich aufs Bett.
    Was sollte nun aus ihm werden? Seine
Anstellung hatte er verloren, das war ihm schon während seiner Zeit in der
Anstalt mitgeteilt worden. Und das sein Dispokredit bis zum Limit ausgereizt
war, das auch noch. Beides hatte er von seiner Mutter erfahren, bei ihrem
einzigen Besuch in der Anstalt. Außerdem hatte sie ihm in der ihr eigenen
sachlichen Art übermittelt, dass er nach seiner Entlassung auf dem
Polizeipräsidium vorstellig werden solle. Die hätten noch einige Fragen an ihn.
Fragen, die sie ihm bisher nicht stellen konnten, weil der Professor es
verhindert hatte. Er erinnerte sich, wie seine Mutter plötzlich zu flüstern
anfing: „Ich glaube, die haben den Verdacht, dass du etwas mit diesen Morden zu
tun hast und mit den verstümmelten Leichen.“ Vorher hatte sie ihm
Zeitungsartikel gezeigt, alle fein säuberlich von ihr ausgeschnitten. Artikel
über Abspritzermorde , über tote Polizisten und einen reißerischen
Artikel aus der Bildzeitung über einen mit einem Schwert skalpierten Ninja.
Nachdem seine Mutter den Verdacht der Polizei erwähnt hatte, über sein potenzielles
Mitwirken an den Morden, war sie übrigens gleich von ihm abgerückt und wenig
später war sie gegangen, die Enttäuschung einer Frau im Gesicht, aus deren Becken
einst nichts Besseres als ein missratenes Kind niedergekommen war.
    Franz drückte die Zigarette im Aschenbecher
auf dem Nachttisch aus. Vielleicht sollte ich morgen gleich zum Arbeitsamt, um
Stütze zu beantragen, dachte er. Doch was sage ich denen, wenn sie fragen,
warum ich erst jetzt komme? Ich war verhindert, weil …
    Weil …?
    Hmm.
    Erzähl denen besser nichts von Vampiren.
    „Können Sie einen wichtigen Grund vorbringen,
aus dem sie …?“
    Nee-nee-nee, lieber nicht.
    Er ließ sich aufs Bett sinken.
    Er starrte an die Decke und etwas später, als
er sich auf die Seite gedreht hatte, gegen die Wand. Die Wand war nicht mehr so
weiß wie zu der Zeit seines Einzugs, sie war dunkler mit ins
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