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Blutorangen

Blutorangen

Titel: Blutorangen
Autoren: Noreen Ayres
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Polizistin ist total blöd? Wenn du das nämlich sagst, dann bist du noch bekifft.«
    »Nein«, sagte er. »Ich denke, du willst Gutes tun und bist auch ganz schön nahe dran gewesen. Aber das ist falsch.«
     
    Ich bin nicht die einzige, die beurlaubt ist. Billy Katchaturian auch. Verletzung des guten Geschmacks und wahrscheinlich noch mehr, obgleich die Bosse es geheimhalten. Joe hat es mir nicht gesagt, aber Trudy Kunitz. Sie sagte: »Hast du gehört, was Billy Katchaturian getan hat?«
    Sie saß auf meinem Tisch und schwang ein Jeansbein hin und her, wobei der Absatz ihrer Stiefel an meinen Tisch stieß. Ich fragte mich, ob sie und Billy jemals zusammen waren. Ich entschied mich dagegen. Sie sagte: »Mit einigen Fotos, die er zum trocknen nach draußen gehängt hatte?«
    Ich lächelte und sagte: »Was waren es für welche? Pornographische? Waren es all die Mädchen, mit denen er in den letzten fünf Jahren geschlafen hat oder was?« Als ich das sagte, hatte ich mich gar nicht dazugezählt, weil ich Billys Kissen und seine Angorakatze schon aus meinem Kopf verdrängt hatte. Allerdings kam die Erinnerung schnell zurück.
    »Hatte er eine Show in Laguna Beach?«
    »Ja?«
    »Seine Bilder waren schwarzweiß«, sagte sie und breitete beide Hände vor sich aus. Sie kam näher. Zwei versteckte Silberpfeile fielen nach vorne, die von ihren Ohren baumelten. »Blutspritzer«, sagte sie. » Allesamt. Kannst du dir das vorstellen? Er nennt es >Lebenslinien<. Ist das nicht ein Blödmann?«
    Ich fahre gerade durch die Mission Viejo. Ich denke darüber nach, was Phillip gesagt hat — daß ich jemand bin, der Gutes tun will — und die Worte beruhigen mich. Ich wünschte nur, daß er das nicht gesagt hätte, Phillip, mit seiner pißgelben Schlange auf dem Arm und dem Pfau. Vor mir bremst jemand. Der Fluß ist vor Crown Valley immer gestört, aber es wird zwischen hier und Avery wieder besser gehen.
    Roland und Patricia sind verschwunden. Roland ist natürlich auf der Flucht wegen des Dwyer-Mords und hat meine Freundin mit den Grübchen und den Masern im Schlepptau. Ich erzählte der Polizei in Las Vegas und dem Orange County Sheriff, was Phillip mir gesagt hat, wie er auch sicher angenommen hat. Phillip schweigt sich aus, wie er angekündigt hat, und die Detectives besuchen ihn jeden Freitag.
    Wer zieht die Fäden? frage ich mich. Das fragte ich auch Joe jedes Mal wenn ich ihn sah, bevor ich wieder eine Pause einlegte. Joe-Baby, denkst du, daß es besser wird? Damit meinte ich die Gesamtsituation: die viele Arbeit im Labor, die Gang-Schießereien, die wir nur noch »Santa Anas« nennen, sein Knie, das immer im Januar schmerzt, die großen und die kleinen Kriege. Und er sagte, er glaubt es nicht. Er hat mir gesagt, daß er mich liebt. Ich habe es ihm noch nicht gesagt. Ich tue es, aber ich habe es noch nicht über die Lippen gebracht.
    Rechts von meinem Wagen höre ich ein hohes quietschendes Geräusch. Oh, toll, denke ich, da stimmt etwas mit meinem Wagen nicht. Ich lasse mein Beifahrerfenster herunter, um besser zu hören. Eine Symphonie von hohem Kläffen dringt hinein. Ich schaue immer wieder, was es ist und denke, vielleicht sind Vögel auf den Zäunen. Aber nein. In dem Kanal neben dem Freeway gibt es hohe Weiden, deren Spitzen circa drei Meter unter mir sind. Daher kommt das Geräusch. Jetzt erkenne ich es: Kojoten im Chor.
    Die Autos sind aufgrund dieses Geräusches, das einen erstarren läßt, langsamer gefahren. Bei der Back Bay gibt es natürlich Kojoten. Sie fressen die Wiesel und Waschbären, die wiederum die Eier von gefährdeten Seeschwalben fressen, einem wunderschönen Vogel mit schwarzer Krone und ausdrucksvollen Augenlinien, die ihr verletzbares Nest in den Sand bauen. Ich habe Kojoten all die Jahre gesehen, die ich in Kalifornien wohne. Sie laufen frühmorgens und abends in Wohngegenden herum, mit ihren Schwänzen zwischen den Beinen eingeklemmt und furchtlosem Blick, wie ein Gangmitglied, das auf eine Hochzeitsfeier geht.
    Dieses Tal des Heulens neben dem Freeway sagt mir, daß das Leben weitergeht, in all seiner Bandbreite, in all seiner Eintönigkeit. Bleib am Leben, sagt es. Bleib am Leben.
     

Danksagung
     
    Mein Dank geht besonders an Larry Ragle, einem Direktor des Orange County Sheriff-Coroners Forensic Science Service Centers im Ruhestand, für seine Hilfe bei allen kriminalistischen Fragen. Er ist ebenso Dozent für Kriminalistik an der University of California in Irvine. Ebenso Dank an seine
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