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Blutorangen

Blutorangen

Titel: Blutorangen
Autoren: Noreen Ayres
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hoffe, das war alles, was Sie gemacht haben.«
    Wieder hörten wir das Poltern und dann ein lauteres Geräusch, fast wie ein Zusammenstoß. Und dann wieder einen, als Annie aufstand und ich es als klappernde Tür erkannte. Ich sprang auf und ging an Phillip und Annie vorbei, aber sie hielt mich am Hemd zurück und dann sah ich den gelben Blitz und bemerkte, daß Phillip nach mir griff. Ich fiel mit der Schulter gegen ihn und wir stolperten ein wenig. Ich hörte Constance schreien und Patricia stöhnen.
    Draußen lief Annie zu meinem Wagen. Ich sah, daß die Tür auf der Fahrerseite offen war und dann sah ich Cips Rücken und seine lila Hosenträger. Er sah aus wie ein Buckelwal.
    »Halt«, rief ich. In dem Moment fiel Cipriano in sich zusammen.
    Annie drehte sich um — Gott weiß wieso — sonst hätte sie ihn sofort erschossen. Und woher wußte ich das? In diesem Moment konnte ich das nicht sagen, aber ich wußte es so sicher, als ob ich es im nachhinein im Polizeibericht gelesen hätte. Und was würde ich als nächstes tun? Ich wußte es nicht. Da war diese Frau, die sich herumdrehte und plötzlich ganz ruhig aussah. Sie hob die Pistole und ich dachte, daß sich mein Körper von meinem Geist lösen würde und ich das Ganze von außen beobachtete. Sie wird auf mich schießen, dachte ich.
    Der Schuß ging los wie ein Feuerwerkskörper, und ich hörte, wie die Kugel in das Holz hinter mir eindrang. Ich hatte dieses Geräusch schon einmal vorher in einem Schlafzimmer in Oakland gehört. Damals war es eine Hausfrau, die mir den Tag verdarb. Hinter mir hörte ich den Schrei einer Frau und zwei Stimmen. Phillips Stimme rief: »Ma«, und dann ging ein Schuß in die Luft.
    Falls sie mich getroffen hatte, so spürte ich nichts. Es schien, als ob ich auf sie wie an jedem anderen normalen Tag zuginge. Als sie fast bei mir war oder ich bei ihr, ging mein linker Arm zu ihrem Ellbogen, den ich festhielt, während der Rücken meiner rechten Hand sie unter dem Kinn traf.
    Sie riß den Arm aus meiner Hand, als ihr Gehirn wie ein Handball in ihrem Schädel zitterte.
    Annie fiel flach auf den Boden. Sie wirbelte richtig Staub auf.
    Die Waffe fiel ein paar Meter weiter zu Boden. Ich hob sie auf und sah dann nach Cipriano. Dabei entleerte ich die Waffe. Uber meine Schulter hinweg sah ich Constance und Patricia zusammenstehen, in gebückter Haltung. Phillip kniete über Annie. Annie würde eine Zeitlang bewußtlos sein. Leider war sie nicht tot.
    Ich öffnete die Beifahrertür und legte die Pistole, eine 25er Raven, eine »Handtaschenwaffe«, auf den Boden des Wagens. Das Magazin steckte ich in meine Hosentasche und warf die Tür zu.
    Ich ging zur anderen Seite. Da lag Cip mit dem Gesicht nach unten, ein Arm unter ihm und einer auf ihm. Er war blau angelaufen und hatte einen Anfall. Mein Colt glänzte, als er im Dreck unter meinem Wagen lag. Cip wollte ihn sicher herausholen! Was war wohl schiefgegangen? Er konnte nicht getroffen sein.
    Ich rief seinen Namen, zog an seinem Hemd und seiner Hose und rollte ihn auf den Rücken. Ich sah nirgendwo Blut an ihm. Seine Halsvenen standen heraus und auch die an seinen Schläfen. Sein Gesicht war blaurot, seine Augen waren verschwommen, und er fing an zu würgen. »Oh, mein Gott, ist es dein Herz, Cip? « Weißer krustiger Schmutz klebte auf seinen Wangen.
    Ich schaute herüber zu Phillip, Constance und Patricia. Annie erhob sich langsam und Phillip half ihr. Ich rief: »Helft mir. Irgendetwas stimmt hier nicht.«
    Ich hatte eine solche Panik, daß ich dachte, ich könne sein Hemd nicht zerreißen, aber dann sprangen die Knöpfe auf. Sein Puls am Hals raste und als meine Finger abrutschten, merkte ich, wie sein Herz aufhörte zu schlagen, dann wieder anfing. Diese Ungleichheit machte mich noch nervöser. Ich rollte ihn auf die Seite, weil ich dachte, er würde an seiner Zunge ersticken, und griff in seinen Mund, um seine Zunge zu lösen. Sein Kiefer klappte zusammen, und ich zog meine Hand gerade rechtzeitig heraus. Seine Luftröhre mußte verschlossen gewesen sein, aber wovon? Er begann wieder zu zucken und seine Gelenke bewegten sich unkontrolliert.
    Ich ging einen Schritt zurück und wußte nicht, was ich tun sollte. Dann beugte ich mich wieder herab und versuchte seine Schultern festzuhalten. Patricia rief: »Samantha.«
    Als ich aufsah kam Phillip gerade auf mich zu. Sein Gesicht war rot und verzerrt. Ich hörte das Wort >Miststück< laut und deutlich, und rief dann, als ob ich es noch nicht
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