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Blutorangen

Blutorangen

Titel: Blutorangen
Autoren: Noreen Ayres
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Er ging die fünf Kilometer dorthin zu Fuß und dachte die ganze Zeit darüber nach, was Roland gesagt hatte. Auch danach entspannten sich seine Muskeln und seine Schulter nicht. Er nahm den Bus nach Costa Mesa, wo Roland und Annie auf ihn warten würden. Sie mochten den Kwik Stop, denn er liegt in der Nähe von ziuei Freeways. »Den verdammten Bus habe ich genommen«, sagte er. »Ich bin tatsächlich Bus gefahren.«
    »Als ich dort ankam, hing überall schon das gelbe Band. « Deshalb lief er zur nächsten Haltestelle und wartete.
    Der Job war schiefgegangen, wie Joe Sanders es vermutet hatte. Während Annie so herumlungerte, warf Jerry Dwyer ihr vor, Süßigkeiten geklaut zu haben. Sie wurde wütend und Roland konnte sie nicht beruhigen. Sie sagte: »Laß es uns verdammt nochmal jetzt machen.« Als der Junge die Waffe sah, legte er beide Hände auf den Tisch, so als ob er darüberspringen wollte und auf sie zukäme. Sie feuerte einmal und er lief weg, und sie feuerte weiter. Das hielt ihn aber nicht auf. Roland holte die zweite Waffe, als der Junge hinter der Tür verschwunden war, weil er sie beide identifizieren konnte. Annie würde es nicht nochmal im Gefängnis aushalten. Roland wußte das.
    Phillip schaute mich an und sagte: »Roland ist kein schlechter Mensch. Er sorgt sich um Menschen, wirklich. Was er da getan hat, hat ihn total fertig gemacht. Er hilft Leuten. Was sollte er tun, mit Mutter in dem Zustand. Er wollte sie in Schutz nehmen.«
    »Der Junge, den er umbrachte, war zwanzig Jahre alt.«
    »Ich wollte nur, daß du es weißt.«
    »Die ganze Geschichte ist totaler Quatsch. Ist Patricia in Schwierigkeiten mit deinem Bruder? Wird er ihr etwas antun? Du mußt mir das sagen.«
    »Ich glaube nicht«, sagte Phillip.
    »Was solltest du auch sonst sagen. Warum habe ich das eigentlich gefragt?«
    »Ich denke, daß sie ihm helfen kann, wenn wir außen vor bleiben.«
    »Sie kann sich selbst noch nicht einmal über die Straße helfen. Und was istjetzt, wo ... « Was ist wenn Roland Annie sieht, ihre großen Füße nach außen gewölbt, tot und mit Stiefeln bekleidet im roten Nevadastaub liegen.
    »Was wird er jetzt tun?«
    »Er wird erleichtert sein, glaub’ mir das. Sie hätte zu mir härter sein sollen, ich bin der Ältere. Sie war aber zu ihm härter.«
    »Wird er Patricia umbringen?«
    »Natürlich nicht, das sagte ich doch schon.«
    Ich sah ihn lange an, bevor ich sagte: »Sie rief mich von Jubilee’s in Long Beach an. Sie sagte, Sie hätten ein Mädchen verletzt. Oder war es Roland?«
    Phillip stand auf. Er schüttelte den Kopf und ging jetzt von mir weg. Ich hatte Angst, er würde hinauslaufen.
    »Hey — «
    Seine Hand ruhte auf der Tür und sein Rücken war mir zugewandt. Der Querbalken auf seinem Hemd im Westernstil ließ seine Schultern breiter erscheinen als sie waren. Ich spürte in mir eine tiefe, schreckliche Traurigkeit, und ich wußte nicht für wen.
    »Ich habe tatsächlich ein Mädchen verletzt«, sagte er und ging jetzt auf den Gang und blieb stehen. Er schaute den Gang entlang, um etwas anderes zu sehen. Die Luft war dort besser.
    »Wie?« fragte ich ihn.
    »Ich schlug sie ein paarmal. Sie setzte sich draußen auf den Bürgersteig, und Patricia dachte, es wäre mehr als es wirklich war.« Er sah mich ausdruckslos an. Dann sagte er: »Ich war betrunken.«
    »Wer von euch ist in Patricias Wohnung eingebrochen?«
    »Roland macht manchmal so eine Scheiße. Er jagt Leuten gerne Angst ein. Er denkt sich nichts dabei.«
    »Woher wußtet ihr, wo wir wohnten?«
    »Über die Autonummern.«
    »Wie konntet ihr das herausfinden?«
    »Wenn ich dir das sage, dann weißt du soviel wie ich jetzt, oder nicht?« Als er wegschaute schien der Ausdruck in seinen Augen tot oder zumindest sehr weit weg zu sein. Dann sagte er: »Wir kennen ein paar Leute, die Autos verkaufen. Sie können das herausfinden.«
    Wie ich diese Familie haßte! Die Hexe, die diese Kinder in die Welt gesetzt hatte.
    Phillip kam in den Raum zurück und setzte sich. Er sprach noch weiter, auch als Constance hereinkam, frisch gekämmt und mit rosa Wangen. Ich hatte mich auf den Stuhl gegenüber gesetzt. Er sagte: »Niemand sollte sich mißbrauchen lassen.«
    Constance beobachtete mich. Beide saßen zusammen auf der Couch und hielten Händchen. Sie runzelte ein wenig die Stirn. »Und wenn man sich ausnutzen läßt, dann ist man blöd.«
    »Du meinst, daß es ihre Schuld ist? Was denkst du eigentlich von mir, Phillip? Würdest du sagen, diese
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