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Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman

Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman

Titel: Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman
Autoren: Grafit
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schon von den Heuskens gehört haben.« Averbeck redete schnell und ohne Betonung. »Renate und ich hatten uns in dieses Studio im Obergeschoss zurückgezogen. Ich habe Renate an ein Andreaskreuz gefesselt, ihr eine Augenbinde und einen Ball-Gag angelegt.«
    »Einen Ball-Gag?«
    »Das Ding, das Bruce Willis in Pulp Fiction trägt. Man kann auch Knebel dazu sagen.«
    »Aha. Und was geschah dann?«
    »Ich wurde von hinten mit einem Knüppel niedergeschlagen. Jedenfalls nehme ich an, dass es ein Knüppel war.«
    »Konnten Sie irgendetwas von dem Angreifer erkennen?«
    »Im letzten Moment habe ich etwas hinter mir gespürt und den Kopf gedreht. Aber ich bin mir dessen, was ich gesehen habe, nicht sicher. Ich glaube, er hatte lange, blonde Haare.«
    »Lange, blonde Haare deuten auf eine Frau hin.«
    »Vielleicht trug er eine Perücke. Es kam mir so vor, als sei die Person groß und muskulös gewesen. Das verbinde ich mit einem Mann. Übrigens ist auch Renate davon überzeugt, dass es sich um einen Mann gehandelt hat. Sie sagt, die Hände, mit denen er sie abgetastet hat, hätten sich männlich angefühlt.«
    »Er hat nicht mit ihr geredet?«, fragte ich.
    »Nein. Kein Wort.« Averbeck drehte mechanisch an seinem Ehering. »Als ich wieder zu Bewusstsein kam, war Renate blutüberströmt. Das waren keine normalen Cuttings.« Er erinnerte sich an meine Unwissenheit und fügte hinzu: »Cuttings können zu einem SM-Spiel gehören. Aber das, was der Typ mit Renate angestellt hat, war einfach nur brutal.«
    »Ihnen ist klar, dass er sich ein neues Opfer suchen könnte?«
    »Das ist mir bewusst. Doch was würde dabei herauskommen, wenn wir zur Polizei gingen? Nichts, abgesehen von der Tatsache, dass man meine Familie in den Schmutz ziehen würde. Deshalb muss ich Sie dringend ersuchen, uns aus der Sache herauszuhalten, Herr ...«
    »Wilsberg.«
    Das Telefon klingelte. Averbeck stand auf, ging zu seinem Schreibtisch und murmelte ein paar Worte in den Hörer. Ich nahm an, dass er das mit seiner Sekretärin abgesprochen hatte, damit er mich nicht länger als unbedingt nötig ertragen musste.
    »Tut mir leid, Herr Wilsberg«, sagte er prompt und blieb hinter seinem Schreibtisch stehen, »ich habe ein Meeting.«
    Ich ging zur Tür.
    »Ach, noch etwas.«
    Ich stoppte.
    »Meine Frau ist zwar auf dem Weg der Besserung, aber noch längst nicht in der Lage, Fragen zu beantworten. Also unternehmen Sie bitte keinen Versuch, mit ihr zu reden!«
    »Verstehe«, sagte ich.
    Im Vorzimmer wäre ich fast mit einer jungen, schlanken Asiatin zusammengestoßen, die einen Stapel Mappen unter dem Arm trug. Ich war mir zuerst nicht sicher, bis ich die kleine Schnittwunde auf ihrer Oberlippe bemerkte. In der Firma Meyerink & Co. KG hatte anscheinend nicht nur der Chef eine Vorliebe für ungewöhnliche Sexpraktiken.
    Die Asiatin lächelte so unergründlich, wie nur Asiatinnen unergründlich lächeln können. Ich lächelte zurück, mit einem verschwörerischen ›It's a small world‹-Lächeln.
     
    Franka stand schon vor der Haustür, als ich meine Wohnung im Kreuzviertel erreichte.
    »Wir hatten einen Termin«, sagte sie ohne Umschweife. Anscheinend waren die alten Begrüßungsformeln nicht mehr im Trend.
    »Stimmt.« Ich schloss die Tür auf. »Ich musste vor meinem letzten Gespräch noch jemanden abhängen.«
    »Den Gerichtsvollzieher?«
    »Habe ich dir schon mal gesagt, dass dich dein Beruf verhärtet?«
    »Georg«, maulte Franka, »ich bin mit meinem Mandanten verabredet, um ihm das Material zu übergeben. Du hast es doch hoffentlich?«
    »Natürlich.« Wir stiegen die Treppe hinauf und ich öffnete die Tür zu meiner Wohnung, deren vorderer Teil mir gleichzeitig als Detektivbüro diente.
    Während Franka nervös an ihrem Hosenanzug zupfte, suchte ich den Bericht und die Fotos heraus.
    »Wo hast du die Fotos geschossen?«, fragte Franka.
    »In Hamm.« Ich breitete die Fotos auf dem Schreibtisch aus.
    »Wieso Hamm?«
    »Hamm ist der Hauptsitz der Fleischmann-Konditorei.« Ich deutete auf das erste Bild. »Hier siehst du Fleischmann junior. Der Mann, der ihm gegenübersitzt, heißt Oliver Schulte und arbeitet im Betrieb deines Klienten.«
    Bei dem Fall, den ich in Frankas Auftrag erledigt hatte, ging es um Betriebsspionage. Ein münsterscher Großkonditor fürchtete um das Geheimnis der Zutatenmischung seiner speziellen Kiepenkerl-Kugeln, die er europaweit vermarkten wollte.
    Ich erläuterte, was auf den folgenden Fotos zu erkennen war. Schulte hatte
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