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Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman

Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman

Titel: Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman
Autoren: Grafit
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wie hat er das gedeichselt? Er muss doch dafür einen Komplizen in der Firma gehabt haben.«
    »Hatte er auch. Kyoko Kano. Sie hat Dateien manipuliert und Averbecks Unterschrift gefälscht. Zumindest«, schränkte ich ein, »sieht es im Moment so aus. Die Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen.«
    »Das verstehe ich nicht«, meinte Franka. »Diese Kyoko hatte einen guten Job und beim alten Meyerink ein Stein im Brett. Warum hat sie das aufs Spiel gesetzt?«
    »Sie wäre aus familiendynastischen Gründen nie an Jochen Averbeck vorbeigekommen«, erklärte ich. »Kyoko hatte zwei Ziele: Averbeck abservieren und für die Alterssicherung ein hübsches Sümmchen in der Karibik bunkern. Als die Schiebereien bei einer Betriebsprüfung auffielen, deutete alles darauf hin, dass Averbeck mit Wegener gemeinsame Sache gemacht hatte. Gleichzeitig konnte sich Kyoko sicher sein, dass Wegener sie nicht verpfeifen würde, weil er sich damit selbst geschadet hätte.«
    »Das ist cool«, staunte Franka.
    »Allerdings gab es einen Haken«, redete ich weiter. »Jochen Averbeck. Kyoko musste fürchten, dass Averbeck ihr auf die Schliche kommen würde. Also hat sie alles darangesetzt, ihn weiter in die Enge zu treiben.«
    »Und wie?«
    »Indem sie Götz Geschichten über Jochens Affäre mit der Verkäuferin erzählt hat, weil sie wusste, wie sehr er seine Schwester liebt. Und mir hat sie ein paar entscheidende Tipps gegeben, damit ich immer schön auf Jochens Spur bleibe. Das war sozusagen ihr Plan A. Wäre er aufgegangen, hätte Meyerink sie an Jochens Stelle zur Leitenden Geschäftsführerin berufen und sie würde heute so sauber dastehen wie ein frisch gepelltes Ei.«
    »Plan A? Heißt das, es gab auch einen Plan B?«
    »Ja, den gab es«, räumte ich zerknirscht ein. »Gerade deswegen hat mich Stürzenbecher ja so zusammengeschissen.«
    »Sie ist nicht verhaftet worden«, spekulierte Franka.
    »Richtig. Sie hat gestern in Schiphol einen Flieger nach Südamerika genommen. Übrigens in Begleitung eines Mannes. Aufgrund der Videoaufnahmen im Flughafen kann man davon ausgehen, dass es sich um Wegener gehandelt hat, mit Perücke und Schnurrbart verkleidet und natürlich mit einem falschen Pass. Leider ging die internationale Fahndung zu spät raus. Als die holländischen Grenzbeamten die Meldung sahen, war das Flugzeug schon in Mexiko gelandet. Dort verliert sich die Spur der beiden.«
    Franka lutschte an ihrem Kugelschreiber. »Wer sagt, dass sich Verbrechen nicht lohnt?«
    »Ach was.« Ich machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ein paar Monate unter Palmen liegen und den ganzen Tag Caipirinha schlürfen mag ja ganz nett sein. Aber dann wird's tödlich langweilig.«
    Ich schaute auf meine Uhr. In fünfzehn Minuten fuhr der Zug, den Pia und Cornfeld nach Hamburg nehmen wollten.
    »Scheiße!« Ich stemmte mich aus dem Sessel hoch und spürte dabei die Naht, mit der die Ärzte meinen aufgeschlitzten Arm geflickt hatten. »Ich muss weg.«
     
    Ich hätte es noch rechtzeitig geschafft, wenn der Ludgerikreisel nicht durch einen Auffahrunfall lahm gelegt worden wäre. Als ich Pias Handynummer wählte, ging Cornfeld ran.
    »Geben Sie mir Pia!«
    »Das halte ich für keine gute Idee. Wie ich Ihnen bereits sagte, ist es für ihren psychischen Zustand nicht gut, wenn sie an die Ereignisse hier in Münster erinnert wird. Und Sie gehören nun mal leider zu diesen Ereignissen.«
    »Quatschen Sie keinen Müll, Cornfeld!«
    »Wer ist das?«, hörte ich Pias müde Stimme.
    »Nur ein Journalist«, sagte Cornfeld und kappte die Verbindung.
    Ich fluchte so laut, dass die Mercedesfahrerin neben mir pikiert ihren blond ondulierten Kopf schüttelte.

39
     
    Pia Petry wartet auf einen Anruf
     
     
    Wilsberg ist nicht gekommen. Ich hatte gehofft, er würde in Münster am Bahnhof auftauchen, um mich und Cornfeld zu verabschieden. Das ist nicht passiert. Offensichtlich hat er mir den Rausschmiss im Krankenhaus übel genommen. Die ersten Tage in Hamburg hat mich das nicht weiter irritiert. Aber je niedriger die Dosis meiner Psychopharmaka wurde, umso größer wurde mein Ärger. Mein Ärger und meine Verunsicherung.
    Was die Sache noch unangenehmer macht, ist Cornfelds Eifersucht. Seit dem kurzen, aber heftigen Waffengang in meinem Krankenzimmer ist mein Assistent auf der Hut. Er hat begriffen, dass Wilsberg Konkurrenz ist. Und zwar ernst zu nehmende Konkurrenz. Sollte Wilsberg im Büro anrufen, werde ich das nicht erfahren. Da bin ich mir ziemlich sicher. Mir
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