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Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman

Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman

Titel: Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman
Autoren: Grafit
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bleibt nichts anderes übrig, als auf mein Handy zu hoffen. Ich sorge dafür, dass der Akku immer aufgeladen ist, und sehe alle fünf Minuten nach, ob eine SMS oder ein Anruf in Abwesenheit eingegangen ist. Natürlich könnte ich selbst zum Hörer greifen. Aber die Tatsache, dass Wilsberg nicht am Bahnhof erschienen ist, lässt das wenig ratsam erscheinen. Vielleicht hat er unsere Geschichte ja längst abgehakt. Und das möchte ich nicht am Telefon erfahren.
    Was war das? Ein Klingelgeräusch!
    Meine freudige Erregung schlägt schnell in Enttäuschung um, als mir klar wird, dass es der Tischapparat auf meinem Schreibtisch ist, der bimmelt. Ich humpele ins Arbeitszimmer und hebe ab.
    »Sie schon wieder«, sage ich, als ich Cornfelds Stimme höre.
    »Ich dachte, ich frage mal, wie es Ihnen geht.«
    Das denkt er zurzeit jeden Tag. Als mein Retter glaubt er, ich benötige eine Vierundzwanzig-Stunden-Betreuung. Und bisher habe ich es nicht geschafft, ihn von dieser Idee abzubringen.
    »Ich bin okay«, sage ich.
    »Wie klappt es mit den Krücken?«
    »Ganz gut«, sage ich. »Aber das Knie tut immer noch ziemlich weh und es wird wohl noch eine Weile dauern, bis der Draht aus der Kniescheibe entfernt werden kann.« Dann stelle ich die Frage, die er am wenigsten hören will, die ich mir aber beim besten Willen nicht verkneifen kann: »Hat Wilsberg angerufen?«
    »Nein!«
    Und dann sagt er nichts mehr. Wir schweigen uns eine Weile an. Und ich höre nichts weiter als das Rauschen und Knistern in der Leitung.
    »Wieso ist dieser Wilsberg Ihnen so wichtig? Hatten Sie was mit dem?«, fragt er leise.
    »Wie kommen Sie denn auf so einen Schwachsinn?«
    »Der ist in Sie verknallt. Das sieht doch ein Blinder mit 'nem Krückstock«, sagt er bockig.
    »Dafür kann ich nichts.«
    »Tun Sie nur nicht so unschuldig.«
    »Jetzt machen Sie aber mal einen Punkt. Was soll ich denn mit so einem Provinzler? Der ist überhaupt nicht mein Typ.«
    »Klar«, sagt er. »Deshalb haben Sie auch als Erstes gefragt, ob er angerufen hat.«
    »Mein Interesse ist rein beruflicher Natur.«
    »Ha, ha.«
    »Sie sollten mich besser kennen.«
    »Na ja«, sagt Cornfeld und klingt, als würde er mit sich selbst reden. »Beziehungen über eine so weite Distanz funktionieren auf Dauer sowieso nicht. Sie sind einfach nicht der Typ für Wochenendbeziehungen. Sie setzen sich nicht jahrelang in den Zug und fahren mal eben von Hamburg nach Münster.«
    »Wieso?«, frage ich. »Die Fahrt dauert doch nur zwei Stunden und sechzehn Minuten.«
    »Was? Woher wissen Sie das so genau? Haben Sie sich etwa schon erkundigt?«
    »Das weiß doch jedes Kind«, sage ich und bin froh, dass er nicht sieht, was ich deutlich spüre. Diese ekelhafte Röte, die meinen Hals hochkriecht und sich wie ein Flächenbrand auf meinem Gesicht ausbreitet.
    Es bimmelt erneut. Und diesmal ist es mein Handy.
    »Ich muss Schluss machen«, sage ich und lege auf.
    So schnell ich kann, humpele ich mit meinen Krücken ins Wohnzimmer. Es dauert, bis ich mein Nokia endlich von dem niedrigen Couchtisch geangelt habe. Aber ich habe Glück. Es klingelt immer noch, als ich es endlich in der Hand halte. Auf dem Display erscheint eine Telefonnummer, die mit 0251 anfängt. Das ist, wie ich sehr wohl weiß, die Vorwahl von Münster ...

Danksagung
     
     
    Nein, wir danken nicht unseren Familien. Die haben sich zwar rührend bemüht und jede Menge Rücksicht und Verständnis aufgebracht, aber dafür sind Familien ja schließlich da. Wir danken ebenfalls nicht der Insel Juist, insbesondere dem Haus Seelust und dem Hotel Juister Hof, die Jürgen Kehrer für zwei Wochen Kost und Logis geboten haben, damit er in der rauen Seeluft dem Werk den letzten Schliff geben konnte. Denn eigentlich hätte er viel mehr arbeiten können, wenn er nicht durch die langen Strandspaziergänge abgelenkt worden wäre. Wir danken auch nicht der Lektorin Ulrike Rodi, die, wie das ihre Art ist, mit viel Geduld und freundlichem Zureden das Buch in eine druckreife Form gebracht hat. Denn immerhin ist das ihr Job.
    Nein, wir danken uns gegenseitig. Denn allein hätte es keine/r von uns geschafft, dieses Buch zu schreiben.
     
    Hamburg/Münster, Mai 2005
     
    Petra Würth – Jürgen Kehrer
     
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