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Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman

Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman

Titel: Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman
Autoren: Grafit
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Die Mädels wechseln so schnell, dass einem schwindlig werden könnte. Doch das hält ihn nicht davon ab, auch mich zu einer Nummer auf seiner Abschussliste machen zu wollen. Bisher habe ich mich seinen Avancen immer erfolgreich entzogen. Und das wird auch so bleiben – hoffe ich wenigstens.
    »Pia, sind Sie noch dran?«
    »Ja.«
    »Wie war es denn jetzt?«
    »Spannend«, sage ich gedehnt. »In diesem Laden gab es wirklich verdammt gut aussehende Männer.«
    »Sie haben doch nicht ...?«
    »Entschuldigen Sie mal«, unterbreche ich ihn, »wenn ich recherchiere, recherchiere ich richtig. Und so ein bisschen Auspeitschen gehört dann schon dazu.« Leider kann ich mir ein Kichern nicht verkneifen.
    »Ich glaube Ihnen kein Wort«, antwortet er trocken.
    Da ich das Thema nicht vertiefen möchte, komme ich lieber auf das Berufliche zurück. Ich berichte ihm von Renate, ihren üblen Verletzungen und ihrer Weigerung, mit mir darüber zu reden. Und ich erzähle von Romeo, dem Mann, der immer da auftaucht, wo ich gerade bin, und es nicht merkt, wenn man ihn beschattet. Es sei denn, man ist mit einem Porsche hinter ihm her.
    Cornfeld ist not amused. Die Beschreibung von Renates Schnittwunden ist mir ein bisschen zu drastisch geraten und hat ihn in Alarmbereitschaft versetzt. Während ich das Navigationssystem meines Autos mit der Hoteladresse füttere, verfolge ich nur noch mit halbem Ohr seine Ausführungen zum Thema ›Perverse Sadisten und was sie hilflosen Frauen anzutun pflegen‹. Mir ist völlig klar, wie das Ganze enden wird. Cornfeld wird behaupten, dass der Auftrag zu gefährlich sei und er unbedingt zu meiner Unterstützung nach Münster kommen müsse. Und das ist so ziemlich das Letzte, was ich im Moment gebrauchen kann.
    »Cornfeld«, schreie ich, »ich verstehe Sie so schlecht. Cornfeld, können Sie mich hören?«
    Natürlich kann er mich hören.
    »Hallo, Pia, hallo«, ruft er.
    »Sorry, Cornfeld, ich höre Sie nicht mehr. Bin wohl in ein Funkloch geraten. Ich rufe Sie später zurück.«
    Dann lege ich auf.
     
    Um zwanzig Uhr bin ich mit Jochen Averbeck in seinem Lieblingsrestaurant verabredet. Entsprechend lang haben meine Vorbereitungen in meinem Hotelzimmer gedauert. Und als ich dann endlich in einem eng anliegenden, dunkelgrauen Kleid, in viel zu hohen, schwarzen Stiefeln die Treppe zum Restaurant hochgehe, bin ich eine halbe Stunde zu spät. Was Jochen nicht zu stören scheint.
    Als er mich am Eingang entdeckt, kommt er mit ausgestreckten Armen auf mich zu. Und schon in der ersten Sekunde unseres Wiedersehens ist klar, dass er nichts von seiner Faszination eingebüßt hat. Wenn ich gehofft hatte, er sei in den letzten Jahren alt, unattraktiv und langweilig geworden, sehe ich mich getäuscht. Er ist immer noch groß, blond, blauäugig, hat immer noch diese jungenhaft draufgängerische Ausstrahlung, die mich schon früher aus der Fassung gebracht hat und die auch jetzt ihre Wirkung nicht verfehlt. Die Tatsache, dass er mich in die Arme nimmt und mich viel zu lange an sich drückt, jagt mir einen kleinen Schauer über den Rücken. Verlegen schiebe ich ihn ein Stück von mir weg, rücke in einer hilflosen Geste seine Krawatte gerade und sage, während ich weiterhin meinen Blick fest auf seinen Binder gerichtet halte: »Du hast dich überhaupt nicht verändert.«
    »Du dich schon.« Er greift mir unters Kinn und zwingt mich, ihn anzusehen. »Du bist noch schöner geworden.«
    Meine Knie werden weich und mit einem Schlag fühle ich mich in die Vergangenheit zurückversetzt, als er mich mit genau diesem leicht amüsierten, vor allem aber unverschämt interessierten Blick ansah. Damals war ich Chefredakteurin unserer Internatszeitung gewesen und hatte ihn, den aufstrebenden Star der deutschen Tennisszene, interviewt. Er spielte in der Tennisbundesliga, hatte gerade ein Match gegen Patrick Kühnen gewonnen und es bis auf Platz 278 der Weltrangliste geschafft. Ihn umgab die Aura des Winners, die Unwiderstehlichkeit derer, die alles haben. Gutes Aussehen, Intelligenz, Erfolg und Glück. Ich wurde seine Freundin und blieb es genau zwei Monate lang. Zwei Monate genoss ich diesen Zustand himmelhoch jauchzender Glückseligkeit, sonnte mich in seiner Popularität, genoss die neidischen Blicke der anderen Mädchen. Bis zu dem Tag, an dem ich den Fehler machte, Jochen Renate vorzustellen. Schon als sich die beiden zum ersten Mal gegenüberstanden, sprühten die Funken und ein Blinder hätte gespürt, dass meine liebe
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