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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)
Autoren: Stephan Russbült
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Rator, der ebenfalls das Heer beobachtete.
    »Natürlich«, gab Mogda zurück. »Siehst du den Büffel dort?« Er zeigte auf eines der Tiere, das recht weit hinten im Feld stand und von zwei Riesen geführt wurde.
    Rator nickte grinsend.
    »Ich will ihn haben und sehen, ob er wirklich zart und saftig ist. Du solltest dir übrigens auch einen holen und vielleicht einen Dritten, um zu sehen, ob man ihn pökeln kann. Vielleicht wollen die anderen auch einen?«
    Rator lachte grunzend auf.
    »Rator rufen Oger zur Schlacht - zur ewigen Schlacht.«
    Während der Kriegsoger seine Kameraden um sich versammelte, zog Mogda Trumbadin zu sich heran.
    »Ihr haltet hier die Stellung«, befahl er ihm. »Ihr beschützt den Kapitän und seine Mannschaft. Ich brauche ihn vielleicht noch. Außerdem passt ihr auf König Arbalosch auf. Könige sehen nur gut aus und überschätzen sich oft. Ich will nicht, dass er getötet wird. Ein toter König ist schlecht für die Moral. Habt Ihr verstanden?«
    Trumbadin nickte.
    »Dann geht und bewaffnet euch mit euren Armbrüsten. Ach noch etwas - ich will auch Euch lebend wieder sehen.«
    Trumbadin rang sich ein Lächeln ab. Dann drehte er sich um und lief zu seinem König, er hielt jedoch noch einmal inne und drehte sich um, bevor er seine Anweisungen weitergab.
    Rator hatte alle verbliebenen Oger um sich versammelt. Jeder von ihnen war so kampfbereit, wie man es sein konnte. Gortolk streckte seine beiden Äxte in die Höhe, und Bralba riss ihren Speer hoch. Alles in allem waren sie einundfünfzig der besten Krieger ihres Volkes.
    Der gelbe beißende Qualm lag zwischen ihnen wie eine Mauer. Ein Heer von zehntausend Barbaren lag vor ihnen, darauf wartend, die wenigen Feinde weiter zu bedrängen und ihnen durch ihre Übermacht den Garaus zu machen. Sie fühlten sich als Armee, als eine Streitmacht und nicht als das, was sie waren - berserkerhafte, einzelgängerische Krieger, die nach Blut dürsteten. Nur die wenigsten von ihnen konnten darauf hoffen, sich mit einem Feind im Zweikampf zu messen. So taten sie das, was Krieger taten, wenn der Krieg noch in weiter Ferne schien - sie tranken, grölten und brüsteten sich mit den Schlachten vergangener Tage. Der Durst nach ihrem blutigen Handwerk verebbte, und die Aussicht auf einen heroischen Kampf mit kühnen Taten, die sie abends am Lagerfeuer ihren Kindern erzählen konnten, war dahingegangen - dachten sie zumindest.
    In Dreierreihen fielen die Oger über sie her. Mogda, Rator und Hagmu bildeten die Spitze, gefolgt von ihren Kameraden. Keiner der Barbaren hatte sie kommen sehen, bevor die Kampfkolosse aus dem Qualm hervorsprangen. Mogda stürmte mit ihnen über die schwelenden Reste eines Eisseglers hinweg, durchdrang die Wand aus gelbem Rauch und war direkt unter ihnen. Er hatte nicht vor, die Krieger zu blocken, sie zurückzudrängen oder sich auf breiter Front gegen sie zu stellen, er wollte in sie hineinfahren wie ein Blitz in eine Wolke. Die Barbaren kannten bislang nur zwei Arten von Gefechten. Entweder stellten sie sich einfachem Bauernvolk, das kaum Gegenwehr leistete und sich zusammentreiben ließ wie Vieh. Oder ihre Gegner waren ausgebildete Krieger, eine Armee, wie man sie von den Bleichen kannte und den Truppen, die König Wigold in ihr Land geführt hatte. Mogda wollte ihnen zeigen, wie Krieger kämpften, die jeder für sich eine eigene Armee darstellten.
    »Stürmt in sie hinein«, hatte Mogda seinen Kameraden befohlen. »Haltet euch nicht mit Zweikämpfen auf. Ihr Blutdurst erwacht schnell, und wenn das geschieht, seht ihr euch nicht mehr einfach nur Hüttenbauern mit Äxten gegenüber, sondern wilden Kriegern, deren Lebenswillen kaum zu ersticken ist.«
    Mogda erinnerte sich mit unbehaglichem Gefühl an den Krieger, den er in den Bergen in seiner Höhle getötet hatte. Der Barbar schien von seinem eigenen Kampf und dem Tod seines Feindes besessen gewesen zu sein. Je wilder der Kampf tobte, desto mehr Kräfte schien der Barbar zu mobilisieren.
    »Haltet Abstand zueinander. Kämpft nicht in derselben Bresche wie euer Vordermann, und zielt auf die ab, die unbeteiligt aussehen. Bleibt ständig in Bewegung. Wenn ein Feind nicht beim ersten Streich fällt, wendet euch einem anderen zu. Diese Krieger sind wie Feuer, wenn man zu lange in ihrer Nähe ist, verbrennt man sich.«
    Mogda fuhr mit der Hand durch die Flammen eines brennenden und umgestürzten Mastes eines Eisseglers. Seine Hand bewegte sich in den Flammen hin und her, ohne
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