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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)
Autoren: Stephan Russbült
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Euch alles erzählen.«
    Auf der Oberfläche des Weines formten sich die bunten Fäden neu. Viele grüne Schlieren übertünchten die anderen Farben und zeigten einen Wald. Sie begannen Gestalt anzunehmen, und Hagrim erzählte, was er sah:
 
    »Ich sehe Blätter, Äste und Bäume. Es scheint Frühjahr zu sein, das Grün ist frisch und kräftig. Ein schmaler, fast zugewucherter Weg führt zu einer alten Hütte mit einer Scheune. Das Dach ist halb eingestürzt, aber irgendjemand mit wenig handwerklichem Geschick hat sich daran bereits zu schaffen gemacht.«
    »Das ist Usils Haus«, entfuhr es Hagrim plötzlich. »Sie ist im Tannenverlies?«
    »Sieh selbst«, sagte Bocco.
    »Dort ist sie. Sie holt Wasser aus dem Brunnen. Bei Prios, sie ist ...«
    »Schwanger«, unterbrach ihn Bocco abermals.
    »Nehmt mir nicht immer meine Pointen«, quengelte Hagrim. »Wie lange bin ich bereits hier?«
    »Du hast fast ein Jahr gebraucht für den Weg«, verriet die Hexe. »Erzähl weiter.«
    »Ihr Haar ist wieder lang geworden. Es steht ihr gut. Finnegan, dort ist Finnegan. Der Tölpel hockt auf dem Dach und versucht es zu flicken. Sie lächelt ihm zu. Sie scheint glücklich zu sein.«
 
    Bocco stieß gegen die Schale, und das Bild verschwamm.
    »Du hast genug gesehen, ergötz dich an meinem Anblick, er wird dir tausend Jahre erhalten bleiben«, krächzte Bocco den Geschichtenerzähler an. »Vielleicht triffst du sie eines Tages irgendwo wieder.«
    »Es gibt noch jemanden, von dem ich wissen will, wo er gerade ist«, forderte Hagrim. »So?«, fragte Bocco verwundert. »Wer soll das sein?«
    »Der fette Oger. Zeig ihn mir.«
    Hagrim konnte das Grinsen der Alten durch den Schleier hindurch erkennen.
    »Tauche den Finger tiefer ein, dann wird das Bild etwas klarer. Mit ein wenig Glück können wir hören, was er spricht.«
    Hagrim wiederholte die Prozedur. Die Farben auf der Oberfläche der Schale veränderten sich und nahmen eine bräunliche Färbung an. Fast glaubte Hagrim, der Zauber hätte versagt, doch dann erkannte er groben unbehauenen Fels, und grollendes Lachen erklang.
 
    »Hahahohohoho, seid gegrüßt, Maester Trumbadin von den Bleichen. Rator hat gerade angemerkt, dass es etwas verwirrend ist, wenn Ihr immer den Käfig benutzt, um uns Eure Aufwartung zu machen. Er sagte, man könnte Euch mit den Lebensmitteln verwechseln, für die ihr den Käfig sonst benutzt. Ihr wollt Euch doch sicherlich nicht mit einer Wurzel im Mund über unserer Feuerstelle wiederfinden, oder? Was verschafft uns die Ehre?«
    »Ein Apfel im Mund und eine Wurzel im Hintern, so röstet man ein Schwein über dem Feuer«, erklärte der Maester. »Es ist mir ganz egal, wo ihr die Wurzel hinsteckt, doch solltet ihr, wenn ihr die Büffel bratet, lieber ein größeres Gemüse nehmen.«
    Der Zwergenmaester stand neben einem Thron aus Stein in einer langen keilförmigen Höhle. Der Oger, der es sich dort auf einem Haufen Fellen bequem gemacht hatte, war eindeutig Mogda. Seine Haut war überzogen von roten und schwarzen Runen, seine Augen funkelten, als ob Feuer ihn ihnen brannte, und er schien größer, als Hagrim ihn in Erinnerung hatte.
    Der Thron befand sich am Kopfende eines gigantischen, ovalen Tisches aus rotem Marmor. Um ihn herum hatten sich Oger niedergelassen und speisten und tranken ausgelassen. Einige der Hünen erkannte Hagrim wieder. Die Ogerfrau, Bralba war ihr Name, fiel ihm sofort ins Auge. Ihre dicken Zöpfe lagen halb auf dem Teller, von dem sie aß. Neben ihr saß Rator und ihm gegenüber der einäugige Hagmu. Noch weitere Gesichter kamen Hagrim bekannt vor, doch die Namen der Oger, die er auf dem Schiff kennen gelernt hatte, wollten ihm beim besten Willen nicht mehr einfallen.
    »Wie ich höre, geht es gut voran mit der Zucht der Büffel«, fuhr der Zwerg fort.
    »Die Büffel züchten sich von allein«, gestand Mogda. »Wir passen nur auf, dass sie uns nicht davonlaufen. Doch Ihr seid sicherlich nicht gekommen, um uns als erfolgreiche Viehzüchter zu beglückwünschen.«
    Trumbadin senkte das Haupt.
    »Ich habe schlechte Nachrichten, ich hoffe, es sind nun endgültig die letzten. Negol ist an seinen Verletzungen gestorben. Ich habe getan, was in meiner Macht stand, doch schlussendlich hat das Fieber gesiegt. Außerdem war ich gezwungen, Purgols Arm abzunehmen. Die Wunde eiterte jetzt schon fast ein Jahr. Es grenzt an ein Wunder, dass er es so lange ausgehalten hat. Ich habe mein Bestes getan.«
    Mogda brummte nachdenklich. »Ich bin sicher,
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