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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)
Autoren: Stephan Russbült
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durchbohrt hatte. Dies schien der Rest davon zu sein.
    »Ekelhaft«, stieß er hervor und spuckte zu Boden.
    Seine Stimme war tief und dröhnend, schien aus seinen Lungen widerzuhallen und alles um ihn herum zu schlucken. Als er von dem Spalt aufsah, in dem das Bronzestück verschwunden war, fiel sein Blick auf seine Hände. Schwarze und rote Runen zeichneten sie und liefen an den Armen entlang. Er drehte eine Hand hin und her, betrachtete sie, als ob sie zu jemand anderem gehörte, doch die zwei abgetrennten Finger erinnerten ihn an den Kampf mit dem Höhlenbären.
    Wo war er, und wie war er hierhergekommen? Seine Erinnerungen tropften zähflüssig wie Honig aus einem Krug. Eine Stimme ließ Mogda aufblicken.
    »Tabal betreten Welt von Oger.«
    Die Stimme kam Mogda merkwürdig bekannt vor, und als er in Rators Gesicht sah, wusste er, warum er an diesem Ort war. Er hatte die Artefakte ihres Gottes zusammengetragen und hier zum Riss gebracht. Den Schild hatte er Suul entrissen, einer Ogerfrau - einer Vettel -, die dachte, sie sei eine Göttin. Er hatte sie eines Besseren belehrt.
    »Mogda sein Tabal«, sagte Rator voller Ehrfurcht.
    Mogda starrte erneut auf seine Hände und wendete sie hin und her.
    »Ich bin Mogda, ein Oger - kein Gott.«
    Erst jetzt nahm er richtig wahr, dass er auf einem steinernen Thron saß, umringt war von Ogern, Menschen und Zwergen, die zu ihm hinaufsahen und stille Gebete abzuhalten schienen.
    »Ich bin kein Gott«, wiederholte Mogda. »Ich habe nur mein Schicksal erfüllt - die Prophezeiung, die uns so viele Jahre getrieben hat.« Er überraschte sich selbst dabei, wie er Schild und Schwert betastete und weiter nach dem Beutel mit dem schwarzen Kristall suchte. Plötzlich fiel ihm der zerrissene Beutel zu seinen Füßen auf. Er zeigte mit seinem Finger darauf, fürchtete aber auszusprechen, den Splitter vielleicht verloren zu haben.
    »Er steckt in Eurer Brust, Herr Mogda.«
    Kapitän Londor trat vor und neigte sein Haupt. Vielleicht hatte Mogda sich an die Anrede gewöhnt, oder aber die Tatsache, dass er einen Stein in der Brust stecken hatte, machte ihn immun gegen die ärgerliche Titulierung. Mogda betrachtete seinen Oberkörper, konnte den Kristall aber nirgends entdecken.
    »Er steckt in Eurem Herzen«, erklärte Londor.
    Mogda wollte lieber nicht wissen, wie er dahin gelangt war, trotzdem überschattete die Tatsache, einen Stein in der Brust zu tragen, die Freude am Leben zu sein.
    »Wenn Mogda nicht Tabal, warum Mogda Runen auf Haut und Augen sehen aus wie Flammen?«, wandte Rator erneut ein.
    Mogda selbst fiel noch eine bessere Frage ein: Warum war er nicht tot? Die Sache mit seinen Augen würde sich sicherlich irgendwann klären, und vielleicht ließen sich auch die Runen wieder abwaschen, doch was sein Leben betraf, würde er es gern noch etwas fortsetzen.
    »Vielleicht soll es so sein. Vielleicht hat Tabal niemals beabsichtigt, diese Welt zu betreten. Die Prophezeiung war niemals eindeutig. Jeder hat sie sich zurechtgelegt, wie er sie haben wollte. Ich auf jeden Fall bin ...«
    »... der Gesandte Nassfals, des Herrn des Chaos, dem Bezwinger der Ordnung und der Sohn des Gottes Tabals. Ihr seid der Erwecker der Götter«, rief einer der Bleichen aus. Vierzig oder fünfzig dieser hellhäutigen Zwergenkrieger hatten sich mittlerweile in der Höhle versammelt und neigten nun alle gleichzeitig die Köpfe. Früher hatten die Hüttenbauer ihn Vieh geschimpft, das war sicherlich nicht nett gewesen war, doch im Moment wäre es ihm wesentlich lieber gewesen.
    »Kapitän Londor«, flehte Mogda, »sagt ihnen, wer ich bin.«
    Der Kapitän öffnete und schloss den Mund mehrfach, eine Reaktion, die man nur selten bei diesem Mann zu sehen bekam.
    »Ihr seid Herr Mogda - der Berührte eines Gottes, sein Gesandter auf Erden.«
    Mogda verspürte den Wunsch, ein weiteres Schiff des Mannes zu versenken, doch solange der keines besaß, würde auch ein wenig Rumschreien helfen.
    »Ich bin nicht der, den ihr erwartet«, brüllte er. »Tabal hat mir das Leben geschenkt, weil ich die Artefakte gebracht habe, mehr nicht.«
    »Ihr seid der, den wir erwartet haben, und Ihr seid alles, was wir bekommen werden«, hallte eine Stimme von der Höhlendecke herunter.
    Mogda wandte den Blick nach oben. Ein eiserner Käfig wurde heruntergelassen, quietschend und knarrend sank er Fuß um Fuß herab. In seinem Inneren klammerten sich zwei Bleiche an die Stäbe und versuchten trotz der ruckhaften Bewegungen auf den
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