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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)
Autoren: Stephan Russbült
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fiel vornüber und schlug mit dem Kopf auf einen Felsen. Die scharfkantigen Steine schürften ihm die Haut an den Ellenbogen ab, und der Ring um seinen Fuß schnitt sich tief in seinen Knöchel. Rator drehte sich auf den Rücken, um seinem Feind entgegenzublicken. Die Kette und er selbst wurden mit einer Leichtigkeit gezogen, dass Rator davon ausging, einer der Riesen hätte ihn in den Fängen. Er riss seine Axt in die Höhe und hielt sie schützend vor die Brust, gewappnet, eine acht Fuß lange Klinge abzuwehren oder was ihn sonst erwarten mochte. Da fiel ihm auf, dass etwas nicht stimmte. Keiner der Zwerge schrie oder versuchte den Widersacher anzugreifen. Niemals wäre ein Riese unbemerkt zu ihnen hinabgestiegen, ohne ein heilloses Gemetzel anzurichten. Plötzlich fiel die Kette zu Boden, und aus der Dunkelheit der Felsen löste sich eine Gestalt.
    Rator stemmte die Füße gegen den Boden, um besseren Halt zu finden. Die Zeit, um aufzustehen, ohne seine Deckung zu verlieren und sich seinem Gegner von Angesicht zu Angesicht zu stellen, war bereits verstrichen. Außerdem sprach die Leichtigkeit, mit der er Rator von den Beinen geholt hatte, dafür, dass sein Gegner dies jederzeit wiederholen konnte.
    Der bedrohlich erscheinende Umriss sprang mit einem Satz auf den am Boden liegenden Kriegsoger zu. Rator wollte mit der Axt zum Schlag ausholen, doch sein Gegner war schneller. Mit dem Fuß trat er auf den Stiel der Waffe und presste ihn zurück auf Rators Brustkorb.
    »Oger töten niemals Oger«, grollte der Hüne.
    Erst jetzt erkannte Rator seinen Kriegsgefährten. Dessen Haar war ergraut, die Haut schimmerte unnatürlich hell, und die Schichten an Kleidung und Rüstungsteilen ließen ihn bulliger erscheinen, als er in Wirklichkeit war. Eines jedoch war geblieben und machte ihn unverkennbar für jeden - der schwarze Stein in seiner Augenhöhle.
    »Hagmu«, stieß Rator hervor. »Mogda finden Artefakte von Tabal. Zeit für Tabals Fluch kommen.«
    Hagmu beachtete seinen Kameraden nicht weiter. Er stieß sich mit dem Fuß ab, presste Rator damit die verbliebene Luft aus dem Brustkorb und sprang über ihn hinweg. Knurrend stapfte er auf Kapitän Londor zu, der mit seiner Öllampe bewaffnet die Stellung hielt, wobei es mehr aussah, als ob er vor Angst erstarrt war.
    »Ihr habt mein Schiff gekapert, zugelassen, dass diese Wilden es versenkt und mich und meine Männer in diese trostlose Eiswüste verschleppt haben, wo wir uns nun in einem tiefen Erdspalt vor zehntausend menschenfressenden Berserkern verstecken müssen. Ihr könnt mich nicht dafür verantwortlich machen, dass ...«
    Hagmu stieß ihn mit einer Handbewegung beiseite, und der alte Seebär landete auf dem Hosenboden. Die Öllampe geriet zu dicht an seinen Bart und setzte ihn binnen eines Herzschlages in Brand. Panisch klopfte Londor in seinem Gesicht herum, um die Flammen zu ersticken.
    »Das ist der Grund, warum die Götter dafür gesorgt haben, dass Zwerge im Dunkeln sehen können«, rief einer der Bleichen aus der Dunkelheit heraus.
    »Sie hätten dafür sorgen sollen, dass unser Fleisch so zäh ist, dass die Barbaren daran ersticken«, fügte ein anderer mit einem traurig klingenden Lachen hinzu.
    Londor beachtete sie nicht weiter, genauso wenig wie Hagmu. Der Kriegsoger ging in die Hocke und ergriff Mogdas Leichnam. Er packte ihn unter Armen und Beinen und hievte ihn in die Höhe. Nur sein keuchender Atmen verriet, wie schwer er an der Last zu tragen hatte. Mogda schien nur unwesentlich kleiner und leichter zu sein als Hagmu, und zusammen mit der Ausrüstung und den Waffen wog jeder von ihnen sicherlich so viel wie ein ausgewachsener Bulle. Bei jedem Schritt hörte man das Knirschen von Kieseln unter Hagmus Füßen. Unbeirrt marschierte er auf den schmalen hellen Spalt zu, der zur Höhle führte, aus der Rator gekommen war. Er lief langsam und sicher voran, als ob er sein ganzes Leben hier unten verbracht hätte.
    Rator kam keuchend auf die Füße. Er griff nach Londor und zog ihn mit sich. Der Kapitän leuchtete den Weg aus. Lang wanderten ihre Schatten die felsigen Wände hinauf, während immer noch Zwerge die riesigen Kettenglieder hinab in den Riss kletterten. Sie folgten Hagmu zurück in die Höhle. Der Kriegsoger hatte bereits das zweite Podest erreicht, passierte den brennenden Tümpel und hielt auf den aus Stein gemeißelten Thron zu. Rator raffte hinter sich die Kette zusammen, damit sie sich nicht wieder hinter einem der Felsen verhakte und ihn zum
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