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Blutiger Sand

Blutiger Sand

Titel: Blutiger Sand
Autoren: E Kneifl
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Gesichtszüge, hohe, breite Wangenknochen, eine kräftige, stark gekrümmte Adlernase, schmale Lippen, sehr dunkle, leicht schräg stehende Augen, bronzefarbene Haut, blauschwarzes Haar, das er zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hat. Eine rotbraune Narbe entstellt seine linke Gesichtshälfte, verläuft von seinem Auge fast bis zum Mund. Wenn dieses schüchterne Lächeln nicht wäre, könnte man glatt Angst vor ihm haben. Ich schaue rasch weg, als er meinen prüfenden Blick erwidert.
    „Simon Hunter“, stellt er sich vor, nachdem er sein Gespräch endlich beendet hat.
    „Katharina Kafka, und das ist mein …, Orlando“, stammle ich.
    „Ihre Schwester?“
    Sehen Orlando und ich uns mittlerweile tatsächlich ähnlich? So wie alte Ehepaare oder Herrchen und Hund? Nein, wir haben nur die gleichen grünen, leicht schräg stehenden Augen. Und seine rotblonde Perücke hat fast die gleiche Farbe wie mein Haar.
    „Nein“, sage ich. Gebe aber keine Erklärung ab.
    „Nehmen Sie Platz. Was kann ich für die beiden Ladies tun?“
    Er lächelt Orlando an, nicht mich.
    Womöglich ist er, trotz seines sehr männlichen Aussehens, schwul? Blödsinn! Das ist meine Schwulenparanoia, die ich mir im Laufe der letzten Monate, in denen ich ständig mit Orlando zusammen war, zugelegt habe. Orlando hält jeden gut aussehenden Mann für schwul und leider hat er öfter Recht, als mir lieb ist.
    Ich setze mich auf einen der unbequemen Stühle vor dem Schreibtisch des Detective und sehe ihn direkt an.
    „Wir haben telefoniert. Sie sagten, dass Sie einen der Mörder meiner Eltern gefasst hätten.“
    Seine Miene wird sofort ernst. Aber auf seiner Stirn sehe ich ein großes Fragezeichen.
    „Wir sind aus Wien. Österreich. Der Fall Kafka. Meine Eltern sind 1992 auf einem Campingplatz in der Nähe von Amarillo ermordet worden. Ich habe Ihnen bei unserem Telefonat gesagt, dass ich so bald wie möglich kommen werde“, helfe ich ihm auf die Sprünge.
    „Ach ja.“ Wenn er überrascht ist, lässt er es sich jedenfalls nicht anmerken.
    Er kramt in den Papierbergen auf seinem Schreibtisch. Zieht eine ziemlich zerfledderte graue Mappe aus einem Stapel von Akten heraus und wirft einen Blick hinein.
    „Haben Sie einen Ausweis dabei?“
    Ich reiche ihm meinen Reisepass.
    Er blättert ihn rasch durch und gibt ihn mir wieder zurück. Orlandos Pass will er gar nicht erst sehen.
    „Dick Carson“, sagt er. „Der Mann ist hier in Vegas in einem Jackpot Dotties gefasst worden. Übrigens dank der Aufmerksamkeit eines alten Havasupai.“
    „Was ist ein Jackpot Dotties?“, fragt Orlando.
    Ich versetze ihm einen Tritt gegen das Schienbein.
    „Aua.“
    Dem Detective entkommt ein kleiner Grinser.
    „Eine Art Casino für Arme. In diesen Lokalen gibt es ausschließlich Slotmaschinen. Hauptsächlich wird Poker gespielt. Eine der jungen Frauen, die dort die Spieler betreuen, ihnen Tipps geben und dafür bei Gewinnen zehn Prozent Provision kassieren, hat bei der Polizei angerufen, weil dieser Dick Carson randaliert und einen Kellner mit einem abgebrochenen Flaschenhals bedroht hat. Er war betrunken und hat damit angegeben, schon mehr Leute umgebracht zu haben. Als die Kollegen dort eintrafen, hat er die Kleine als Geisel genommen. Ihr einen Revolver an die Stirn gehalten. Er hat kaum mehr gerade stehen können. Den Cops ist es nicht schwer gefallen, ihn zu überwältigen. Dick war sehr gesprächig, hat auf dem Weg zur Polizeistation damit geprahlt, dass er bisher ganz andere Dinger gedreht hätte. Um es kurz zu machen: Man hat die Kreditkarten eines Pärchens bei ihm gefunden, das vor kurzem im Grand Canyon umgebracht worden ist. Diese beiden jungen Leute aus Ohio hatten in Vegas geheiratet und waren auf Hochzeitsreise, wollten am Colorado River unten im Grand Canyon campen …“
    „Und was hat der Havasupai damit zu tun?“
    „Dieser Indianer ist dem Pärchen begegnet, als er zum Grand Canyon Village hinaufgestiegen ist. Kurz danach ist ihm ein weißer Mann aufgefallen, der versucht hat, sich hinter einem Felsen zu verstecken. Als er etwas später zwei Schüsse gehört hat, ist er misstrauisch geworden und hat sich ebenfalls versteckt. Nachdem Dick Carson bepackt mit einem Rucksack an ihm vorbeigekeucht war, ohne ihn zu bemerken, ist er hinuntergeeilt und hat die beiden Leichen entdeckt. Der Inhalt ihrer Rucksäcke ist verstreut auf einer Felsplatte neben den Toten gelegen. Der Mörder hatte nur die Wertsachen und einen Rucksack
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