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Blutiger Sand

Blutiger Sand

Titel: Blutiger Sand
Autoren: E Kneifl
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hat.“
    Ich kann meine Tränen nicht länger zurückhalten.
    Orlando legt seine Hand auf meinen Arm.
    „Verzeihen Sie ..., ich dachte, Sie möchten …“ Der Detective sieht mich mit seinen schönen schwarzen Augen fragend an.
    „Nein, nein, es geht schon. Sprechen Sie bitte weiter. Ich will alles wissen, jedes noch so winzige Detail!“
    „Im Frühling 1993 wurde ein Pärchen im Royal Hawaiian Motel in Flagstaff, in der Nähe der Painted Desert in Arizona, auf ähnliche Art und Weise wie Ihre Eltern umgebracht. Der Mann wurde erschossen und die Frau ist mit einem Messer getötet worden. Mittlerweile sind wir überzeugt davon, dass Dick Carson die Morde nicht allein auf dem Gewissen hat, sondern dass er tatsächlich einen Komplizen hatte. Ihm ist nach stundenlangem Verhör sogar der Spitzname dieses Mannes rausgerutscht. Er hat ihn ‚The Snake‘ genannt, beteuert, seinen richtigen Namen nicht zu kennen. Aber ich traue seinen Worten nicht. Wir haben ihn schließlich dazu gebracht, uns den geheimnisvollen Unbekannten zu beschreiben. Die Angaben waren recht vage: mittelgroß, kräftig, dunkles Haar, helle Augen. Er hat behauptet, sein Kumpel sei ein Halbindianer, ein Mestize, und könne fantastisch mit dem Messer umgehen.“
    Ich habe das Gefühl, mich übergeben zu müssen. Meine Mutter ist durch ein Messer gestorben, nicht durch eine Kugel. Auch meinem Vater war die Kehle durchgeschnitten worden. Den Schuss hätte er überlebt, dessen bin ich mir sicher.
    Detective Hunter bietet uns Kaffee an. Offenbar ist er sensibel genug, um zu bemerken, dass Orlando und ich am Ende unserer Kräfte sind.
    Als seine Sekretärin, eine attraktive Blondine Anfang dreißig, uns die Pappbecher mit Kaffee auf einem Tablett reicht und ich danach greife, verbrenne ich mir fast die Hand.
    „Ich brauche eine Zigarette … komme gleich wieder“, stammle ich.
    „Rauchen Sie ruhig hier. Mein Büro ist das letzte Eldorado für Raucher.“ Detective Hunter lächelt mich verschmitzt an. Holt einen bunt bemalten Aschenbecher aus einer Lade seines Schreibtisches und gibt mir Feuer.
    Orlando sieht total fertig aus. Er vergisst sogar darauf, mit mir zu schimpfen. Normalerweise kommentiert er jeden Zug, den ich mache.
    Detective Hunter fischt ein Päckchen filterlose Camel aus seiner Hosentasche und bietet Orlando eine an.
    Mein Freund schüttelt den Kopf.
    Der Detective und ich rauchen unsere Zigaretten und sehen einander lange schweigend an. Nachdem ich ausgedämpft habe, frage ich: „Und welche anderen Verbrechen versuchen Sie diesem Carson und seinem Komplizen nachzuweisen?“
    „Wir sind gerade dran. Während Carson im Gefängnis saß, hat es einen ähnlichen Mord an Campern gegeben. 2005 sind in Mesa Verde, in der Nähe von Four Corners, eine alte Anthropologin und ihr Sohn in einem Trailer niedergestochen worden. Mesa Verde liegt nicht an der Route 66, aber in der Nähe, im Südwesten des Landes. Dieser Doppelmord, den man also Carson nicht anlasten kann, ist mit einem Messer verübt worden. Offensichtlich hat sein Freund weitergemordet.“
    „Sie vermuten also, dass dieser Mann, der sich ‚The Snake‘ nennt, die anderen Morde allein begangen hat?“
    „Wir vermuten es nicht nur, sondern wir haben auch seine Fingerabdrücke und sogar seine DNA . Er hat beim Überfall auf Ihre Eltern seine Kappe mit der Aufschrift ‚Texas Ranger‘ verloren. Am Klettverschluss klebten ein paar Haare. Sie stammten nicht von Dick Carson, das haben wir sofort überprüft.“
    „Aber vielleicht von meinem Vater?“
    „Möglich. Aber Carson hat ausgesagt, dass sein Kumpel immer Baseballkappen getragen hat und zwar verkehrt herum. Viel mehr wissen wir, wie gesagt, leider nicht über diesen Mann. Was nützen all unsere High-Tech-Methoden, wenn der Typ in unseren Computern nicht existiert? Dick Carson hat betont, dass sein Kumpel noch größere Lust am Töten gehabt habe als er. Und das glaube ich ihm sogar. Es gehört wahrscheinlich mehr Perversität dazu, jemanden mit dem Messer zu ermorden, als ihn zu erschießen. Denken Sie an die körperliche Nähe, diese Intimität, die einer Penetration ähnelt …“
    Orlando ist leichenblass und starrt den Detective erschrocken an.
    Simon Hunter scheint Orlandos Entsetzen nicht entgangen zu sein. Er hält inne.
    „Reden Sie weiter“, fordere ich ihn auf.
    „Soviel wir wissen, sind Carson und ‚The Snake‘ ein paar Monate miteinander unterwegs gewesen. Haben kleinere Diebstähle und Raubüberfälle
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