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Blutiger Sand

Blutiger Sand

Titel: Blutiger Sand
Autoren: E Kneifl
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sich bereits 1992 für den Fall interessiert. Sogar ich wurde von einem Beamten einvernommen, als ich zum Begräbnis meiner Eltern angereist bin. Aber meine Mutter war eben eine arme Zigeunerin und mein Vater ein einfacher europäischer Tourist. Wegen des Todes solcher Leute hat man sich nicht gerade die Beine ausgerissen, oder?“
    „Bestimmt haben meine Kollegen damals alles Menschenmögliche getan, um den Mord an Ihren Eltern aufzuklären. Leider hatten wir in den frühen 90er-Jahren nicht die technischen Hilfsmittel, über die wir heute verfügen. Es gibt aber zu viele Killer dort draußen und zu viele schlecht ausgerüstete Police Departements, um die Menge an Daten zu den diversen Verbrechen zu bearbeiten. Unsere neue Software ist zwar erstaunlich effizient und zeigt in Sekundenschnelle Zusammenhänge auf, die früher monatelange Recherchearbeit erfordert hätten, trotzdem komme ich mir oft vor wie ein blindes Huhn, das ein Korn findet, wenn ich einen Fall aus Hunderten löse. Mittlerweile bin ich überzeugt, dass nicht nur ein Serienkiller auf den Campingplätzen entlang der Route 66 sein Unwesen getrieben hat, sondern ein zweiter noch gefährlicherer Psychopath dort bis heute unterwegs ist.“
    Detective Hunters Telefon läutet.
    „Entschuldigen Sie.“
    Er versucht den Anrufer gleich wieder loszuwerden, im Laufe des Gesprächs verändert sich jedoch sein Gesichtsausdruck.
    „Es tut mir leid, ich muss weg. Wenn Sie Zeit haben, könnten wir uns heute Abend treffen. Wo sind Sie abgestiegen?“
    „Im Pink Flamingo . Zimmer 701.“
    „Ich rufe Sie an.“
    Sicherheitshalber schreibe ich ihm meine Handynummer auf einen Zettel.
    Er speichert meine Nummer sofort in seinem Mobiltelefon ab und ruft mich an.
    „So, jetzt haben Sie auch meine mobile Nummer! Wir sehen uns heute Abend. Und ich werde mir gleich noch einmal Dick Carson vorknöpfen. Ich habe gerade eine wichtige Nachricht bekommen. Während wir hier miteinander geredet haben, ist Carson von einem meiner Kollegen erneut verhört worden, und stellen Sie sich vor, er hat endlich gestanden, dass er den Mann im Royal Hawaiian Motel erschossen hat.“

4.
Las Vegas, Nevada, 16. April 2012
    „Was machen wir jetzt? Gehen wir shoppen?“, fragt Orlando, der die ganze Zeit geschwiegen hat, kaum, dass wir das Büro des Detectives verlassen haben.
    „Ich verstehe nicht, warum ich dieses verfluchte Schwein nicht sehen darf. Was würde ich nicht dafür geben, heute Nachmittag bei diesem Verhör dabei zu sein.“
    „Oh nein! Willst du wieder selber Detektiv spielen?“
    „Auf jeden Fall werde ich mir die Schauplätze der anderen Morde, die Simon Hunter erwähnt hat, ansehen.“
    „Was versprichst du dir davon?“
    „Ach, lass mich in Ruhe, Orlando. Mir geht’s nicht gut.“
    Ausnahmsweise reagiert er verständnisvoll, kümmert sich sogar um ein Taxi für mich und geht dann allein einkaufen.
    Simon Hunters Bericht hat mich mehr erschüttert, als ich erwartet hatte. Zurück in unserem Hotelzimmer, lege ich mich auf mein Bett, schalte den Fernseher ein und schaue mir die Nachrichten an.
    MSNBC ist meiner Meinung nach der beste Nachrichtensender im Südwesten der USA . Den ganzen Tag politische Berichterstattung. Offensichtlich sympathisiert der Sender mit den Demokraten. Sie bringen jeden Furz von Obama und auch Nachrichten aus Europa und dem Nahen Osten. Die Bildberichte über Demonstrationen in Athen und unzählige Tote in Damaskus lenken mich ein wenig von meinen eigenen Problemen ab.
    Als Orlando am frühen Nachmittag von seiner Einkaufstour zurückkehrt, jagt er mich aus dem Bett. „Aufstehen, Kafka! Du kommst jetzt mit mir. Vegas ist auch bei Tageslicht sehenswert, glaub mir.“
    Stolz zeigt er mir die Klamotten, die er sich gekauft hat: „Hier ist alles superbillig!“
    „Ich weiß. Der Dollar steht schlechter als der Euro.“
    Ich interessiere mich nicht für Orlandos Schnäppchen. Warte sehnsüchtig auf den Anruf des Detectives und schaue immer wieder auf das Display meines Handys.
    „Seinen Anruf verpasst du schon nicht. Du kannst dein Handy ja in deinen Gürtel stecken, dann spürst du die Vibration“, kichert er. „Und jetzt komm. Ich möchte endlich die neuen Casinos sehen.“
    Widerwillig begleite ich ihn auf eine kleine Sightseeing-Tour. Bestehe jedoch darauf, zu Fuß zu gehen.
    Orlando meckert zwar, wirkt aber durchaus zufrieden, als er an meiner Seite den Strip entlangschlendert.
    Nach dem Bellagio rückt ein gewaltiger moderner
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