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Blutige Vergeltung

Blutige Vergeltung

Titel: Blutige Vergeltung
Autoren: Lilith Saintcrow
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Rangierbahnhof aneinanderpressen und vor Schmerz ächzen.
    Helletöng. Die Sprache der Verdammten.
    Die Muttersprache der Hölle.
    „Darauf kannst du lange warten, Perikles.“ Ich nahm den Hörer vom Ohr und legte auf. Die Verbindung wurde gekappt -aber für meinen Geschmack nicht annähernd schnell genug.
    Ich rollte mich auf den Rücken und blickte ins Oberlicht. Die Sonne des Spätnachmittags füllte das rechteckige Plexiglasfenster mit Gold. Unordentlich hüllten mich zahlreiche Decken ein, abgesehen von meinem Fuß, um den sich das Bettlaken wie eine Fessel geschlungen hatte.
    Während das helle Licht meine Sicht reinigte, wackelte ich mit den Zehen, und ein wohltuendes Gefühl von Sicherheit tauchte das Innere meines Kopfes in weißes Rauschen. Ich stellte meinen Geist auf Leerlauf, doch meine Hände bebten noch immer, eine hielt das Messer umklammert.
    Winzige Geräusche schallten durch die Lagerhalle. Ich höre gerne jede noch so kleine Bewegung, und sei es von Mäusen in den Wänden. Natürlich hatte ich keine Mäuse in den Wänden – manchmal ist Magie nämlich tatsächlich praktisch. Aber man hört andere Dinge. Das Krachen des Gebäudes, wenn es sich in der Hitze der Sonne ausbreitet; das leise Jammern des Wüstenwinds; das entfernte Rattern von Zügen, da ich in einem Industriegebiet wohne. Heutzutage gefällt mir die Einsamkeit immer besser.
    Dir war (loch wohl klar, dass er dich nicht vergessen würde.
    Ich fror, selbst unter meinen Decken. Die Narbe war feuchtwarm unter ihrem Leder. Sie gab kein besonders schönes Bild ab – ein wulstiger Lippenabdruck, als hätte man die Haut mit Lauge beschmiert und dann mit einem nassen Mund geküsst. Sie funktionierte wie eh und je, speiste mich mit ätherischer Kraft, machte mich stärker und im Allgemeinen schwerer zu killen.
    Seit Saul und ich aus Dakota zurückgekommen waren, hatte ich Perry nicht mehr für diese Kraft bezahlt.
    Das war mir nur recht. Und technisch betrachtet hatte er gegen unser Abkommen verstoßen. Also hatte ich alles Recht, nie wieder einen Fuß über die Schwelle des Monde Nuit zu setzen, nie wieder auch nur einen Deut Tribut zu zollen, egal wie viel Energie ich aus dem Mal bezog.
    Das wäre zu einfach. Und das stimmte. Perry gehörte nicht zu der Sorte, die sich einen Jäger durch die tadellosen Finger gleiten ließ. Das letzte Mal hatte er sich böse verkalkuliert, und ich hatte ihm ein Schnippchen geschlagen.
    Dämonen mögen das nicht.
    Wenn man außerdem in Betracht zog, dass er ein paar Dinge vollbracht hatte, die ich ihm nie zugetraut hätte – wie etwa Höllenfeuer des blauen Spektrums herzustellen –, fand man sich in einer äußerst unschönen Situation wieder.
    Zerbrich dir später den Kopf darüber, Jill. Im Moment musst du aufstehen und dich um Montys toten Partner kümmern. Je früher du dir die Sache ansiehst, desto früher kannst du dich wieder den Vermisstenmeldungen aus dem Osten der Stadt widmen. Vier Frauen werden schon vermisst, und das kann kein Zufall sein.
    Blöderweise musste ich vermutlich abwarten, ob noch jemand verschwand, um sicher sein zu können, dass der Scheißer von letzter Nacht nichts damit zu tun hatte. Aber der Feuer werfende Hurensohn war nicht im Osten tätig gewesen, er hatte sich auf ein Gebiet etwas südlich des Zentrums spezialisiert, auf die Warenlager und Güterbahnhöfe nahe dem Fluss. Dort gibt es eine Menge Verstecke, wo niemand eine Frau schreien hört.
    Regan Smith hatte Glück gehabt. Ihre Mutter hatte mich nicht ansehen können, als sie mich darum bat, ihre Tochter zu finden – auch nicht, als ich sie vor dem Vorhang der Notaufnahme verließ, hinter dem ihr Kind lag. Vielleicht waren meine Augen der Grund. Oder aber mein langer Ledermantel, das hautenge schwarze T-Shirt oder die Silbertalismane in meinem Haar.
    Möglicherweise waren sogar die Pistolen schuld. Oder die Peitsche.
    Andererseits hat es vielleicht an ihrer vergewaltigten, traumatisierten Tochter gelegen, die trotz der Beruhigungsspritze gewimmert hatte. Manchmal verkrafteten es die Menschen nicht, wenn man ihnen ihre Lieben verletzt oder seelisch geschädigt zurückbrachte. Das Verschwinden an sich wirft alles aus der gewohnten Bahn, und auch wenn die Vermissten wiederkehren, wird das Leben nie wieder normal.
    Das eben am Telefon war Perry! Ein elektrischer Schauer durchfuhr mich vom Kopf bis zu den Füßen. Er wird dir aufs Neue das Leben schwer machen, Jill. Typisch, dass er gewartet hat, bis Saul aus der Stadt
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