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Blutige Vergeltung

Blutige Vergeltung

Titel: Blutige Vergeltung
Autoren: Lilith Saintcrow
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viel Munition mit mir rum, dass es in der Tat interessant werden würde, wenn sie erst mal heiß genug wurde.
    Und dieses Mädchen war immerhin ein Mensch. Es würde bei lebendigem Leib geröstet werden, bevor ich es hier drin wirklich unangenehm fand.
    Leg einen Zahn zu, Jill! Ich hatte ihrer Mutter versprochen, dass ich alles tun würde, um ihre Tochter heimzubringen.
    Solche Versprechen sind für einen Jäger die Hölle.
    Über die Schulter warf ich dem Trader, der noch immer gefesselt am Boden lag, einen Blick zu. Er schien nicht bei Bewusstsein, aber die Typen sind verschlagene Scheißer. Nur wer gerissen ist, bringt es fertig, mit einer Höllenbrut ein Geschäft auszuhandeln. Andererseits konnte man wohl behaupten, dass dieser Kerl keinen allzu erfolgreichen Deal abgeschlossen hatte – immerhin hatte ich ihn geschnappt.
    Von der Decke kam noch mehr brennender Mist geflogen, klatschte auf den Beton und stob in alle Richtungen davon. Eine Flammenspur zog sich entlang eines öligen Rinnsals über den Boden, und plötzlich schaffte es die Kleine um ein Haar doch, sich loszureißen.
    Verflucht. Ich will dir helfen! Doch sie war vor Angst völlig von Sinnen, wehrte sich gegen mich, als wäre ich die Böse.
    Wahrscheinlich stellt sich einem das Weltbild schon mal auf den Kopf, wenn man erlebt, wie eine Frau im schwarzen Ledermantel einem Trader mit einer Peitsche, drei Ladestreifen Munition und der unmenschlichen Schnelligkeit der Verdammten die Scheiße aus dem Leib prügelt. Die silbernen Amulette, die in mein langes dunkles Haar geflochten waren, spuckten knisternde blaue Funken, an mehreren Stellen war ich blutverklebt, und bestimmt hatte ich mein wütendes Gesicht aufgesetzt.
    Ich warf mir das Mädchen wie einen Sack Kartoffeln über die Schulter und vergeudete einige wertvolle Sekunden damit, dem bewegungslosen Trader einen finsteren Blick zuzuwerfen. Brennende Holzteile landeten auf ihm, seine Klamotten qualmten, und dennoch bildete ich mir ein, er hätte kurz die Augen aufgemacht.
    Fäuste trommelten auf meinen Rücken ein. Ich sprintete den langen Mittelgang der Lagerhalle entlang, die inzwischen lichterloh in Flammen stand. Überall brüllte und züngelte das Feuer, raubte allen Sauerstoff und ersetzte ihn durch giftige Dämpfe. Irgendwo explodierte etwas, eine gewaltige Hitzewelle erfasste meinen Rücken, während ich bereits eine ordentliche Geschwindigkeit erreicht hatte und auf ein Loch in der brennenden Wand zuhielt.
    Das könnte brenzlig werden.
    Das Flammenmeer erstickte mit krachendem Tosen das atemlose Husten der Kleinen – das arme Mädchen hatte keine Kraft mehr zum Schreien. Vor allem, nachdem meine Schulter in ihren Magen drückte. Auch mein eigener Schrei, der ansteigende Laut weiblicher Anstrengung, dessen Gewalt die züngelnden Flammen beiseite bog, ging in dem Lärm unter. Die Narbe – mein Souvenir von Santa Luz’ mächtigster Höllenbrut – frohlockte schmatzend, während ich durch sie Energie bezog. Meine Aura wurde zu dem sichtbaren, stacheligen Stern aus Plasmalicht.
    Meine Füße flogen regelrecht über den Boden, von den Absätzen spritzten Funken, und mein Rücken schmerzte – als ich das Knie hochgerissen hatte, musste ich mir was verrenkt haben. Trotzdem geht’s mir wahrscheinlich immer noch besser als dem Typen. Und jetzt Beeilung! Die Kleine hält das hier nicht mehr lä …
    Nahezu ungebremst sprang ich durch die Öffnung, mein Schrei wurde zu einem schrillen Pfeifen, weil auch mir die Luft ausging, schwarze Flecken tanzten mir vor den Augen, und meine gequälten Muskeln ächzten nach Sauerstoff. Die Rauchschwaden wurden immer dichter, und ich hoffte, ich hatte genug Schwung geholt, um uns beide vor dem Feuer in Sicherheit zu bringen.
    Aber die Physik ist ein verschlagenes Luder!
    Die kinetische Energie, die ich aufgebaut hatte, machte die Landung äußerst unsanft. Meine Hose ist nicht aus Leder, weil mein Arsch darin gut aussieht. Nein, wenn ich hart aufkomme, im rechten Bein etwas reißt und meine restliche rechte Seite die volle Wucht des Aufpralls abbekommt, weil ich das Mädchen auf meiner Schulter davor schützen will, würde der Großteil meiner Haut wegradiert werden, wenn sie nicht gut in toter Kuh verpackt wäre.
    Aber so brach ich mir lediglich ein paar Knochen, während wir über den Asphalt schlitterten und ich meine Muskeln mit Gewalt davon abhielt, sich instinktiv mitsamt dem Mädchen abzurollen, um den Schwung aufzuteilen. Tatsächlich brachte ich das
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