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Blutige Vergeltung

Blutige Vergeltung

Titel: Blutige Vergeltung
Autoren: Lilith Saintcrow
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meinen linken Stiefelabsatz in den Boden – mit solcher Kraft, dass zwischen stahlbeschlagenen Hacken und Asphalt die Funken stoben.
    Meine zweite Hand fuhr ebenfalls mit einem Messer hoch, und mit enormer Geschwindigkeit stieß ich es dem Trader wie eine zuschnappende Schlange in die Brust. Gleichzeitig presste ich ihn zu Boden, während der Schimmer in seinen Augen noch einmal aufblitzte und mir der süßliche Gestank von Gebratenem in Mund und Nase drang.
    Dann wand ich das erste Messer wieder frei und schnitt ihm die Kehle durch. Dampfendes Blut ergoss sich, die arterielle Gischt blubberte und schäumte, während der matte Glanz allmählich aus seinen Pupillen wich. Ich wollte ihn nicht töten. Ich hätte ihn nach wie vor gern vernommen, um herauszufinden, mit welcher Höllenbrut er Geschäfte gemacht hatte.
    Aber man kann nun mal nicht alles haben. Außerdem hörte ich noch immer das Mädchen schluchzen. Es gab den typisch nuckelnden Laut eines Kindes von sich, das einen Albtraum hat, aus dem es einfach nicht erwachen kann – nicht einmal, wenn es die Augen öffnet. Der Gedanke daran, was der Kerl ihr angetan haben musste – und was er, von seinen übrigen Opfern ausgehend, noch mit ihr vorgehabt hatte –, führte meine Hand ebenso sicher wie der Instinkt einer Kriegerin.
    Die Leiche fing an zu stinken, nachdem der Tod die Schließmuskeln gelöst hatte. Es hätte nicht viel gefehlt, und ich hätte ihm den Kopf ganz abgeschnitten.
    Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste!
    Ich atmete lange und bebend aus, und meine rauchverpesteten Lungen protestierten mit einem trockenen Hustenanfall. Der Pesthauch der Hölle stieg von dem Toten auf, dessen Körper sich auf abartige Weise verkrampfte, während Verdammnis wie ein Virus das sterbende Gewebe durchströmte und ihm das Leben aussaugte. Es war ein gruseliger Veitstanz, die Gliedmaßen verrenkten sich und zuckten, während sie ausdörrten.
    Würden Trader einmal miterleben, was passiert, wenn einer von ihnen ins Gras beißt, würden sie es sich vielleicht zweimal überlegen, bevor sie einen Pakt mit der Hölle schlossen.
    Vielleicht aber auch nicht. Unwichtige Details, Jill. Setz dich in Bewegung!
    Ich machte auf dem Stahlabsatz kehrt. Routiniert und beinahe wie von selbst glitten meine Messer in ihre Scheiden. Dann suchte ich meine Kanonen, lud sie nach und steckte sie in die Holster, ohne das Ganze überhaupt richtig wahrzunehmen. Das Warenlager brannte heiter weiter, und das Mädchen lag zusammengekrümmt auf dem Gehsteig, bekam kaum genug Luft zum Wimmern. Es sah ziemlich fertig aus und würde grauenhafte Prellungen davontragen.
    Aber die Kleine lebte. Die abgerissenen Handschellen schepperten, als sie versuchte, vor mir davonzukriechen. Den aufflammenden Schmerz in meinem rechten Oberschenkel ignorierend, kniete ich mich nieder – jetzt, wo er nicht mehr so viel Gewicht zu tragen hatte, vollendete der Knochen seinen Heilungsprozess. Hinter mir, wie der Schwanz eines Dinosauriers, raschelte mein Mantel über den Asphalt – eingerissen, zerfetzt und nun auch angesengt.
    „Regan.“ Ich bemühte mich um einen netten, leisen und beruhigenden Tonfall. „Deine Mum hat mich nach dir geschickt. Es ist alles okay.“
    Brabbelnd rollte sie sich zusammen wie ein Embryo, was ich ihr nicht verdenken konnte. Als Zivilist hätte ich wahrscheinlich das Gleiche getan. Also blieb ich einfach, wo ich war, hockte gelassen auf der Straße und hörte dem Prasseln des Feuers und den näher rückenden Sirenen zu.
    Gottverflucht. Wieder ein gelungener Tag!
    In der Polizeiwache an der Alameda ging es noch immer hoch her. Die Nachtschicht war noch nicht nach Hause gegangen, und man war damit beschäftigt, die Besoffenen zur Abfertigung reinzutreiben. Montaigne wartete in seinem Büro auf mich, er sah viel besser aus als sonst – unter seinen Augen saßen keine Ringe, und er schien abgenommen zu haben. Der Urlaub hatte ihm gutgetan.
    Sogar seine Krawatte saß wie eine Eins. Offenbar hatte er einen entspannten Tag hinter sich. Andererseits war es noch früh, man hatte ihn aus dem Bett geholt, damit er herkam und sich um den Fall „Das Verschwinden/Wiederfinden der Regan Smith“ kümmerte. Außerdem musste er die nötigen Papiere unterschreiben, damit man die kläglichen Überreste des Traders einäschern konnte. Man begrub sie nicht einfach – schließlich weiß man nie, wann eine Höllenbrut auf die Idee kommen könnte, sich ein nettes, gerade erst verrottendes Zombie-Skelett
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