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Blutige Vergeltung

Blutige Vergeltung

Titel: Blutige Vergeltung
Autoren: Lilith Saintcrow
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zuzulegen. Warum sollte man ihnen eins quasi frei Haus liefern?
    „Harvey Steiner“, sagte Monty und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Auf dem Schreibtisch stand eine neue, verschlossene Dose mit Tabletten gegen Sodbrennen, direkt neben dem überquellenden Postfach. „Tagsüber ein höflicher Buchhalter, nachts ein durchgeknallter Serienkiller.“
    „Fehlten ihm nur noch ein Cape und ein Spandexhöschen!“ Ich stank nach Rauch und Schmutz, mir tat der Rücken weh, und unter dem Lederarmband kitzelte und prickelte die Narbe wie ein elektrischer Rührbesen. „Und alles, was es uns gekostet hat, war ein lausiges Warenlager.“
    „Und die Versicherungssumme, die man von uns fordert wegen der Autos, auf denen du rumgehüpft bist, während du ihn verfolgt hast. Ich habe vier Klagen am Hals. Du bist eine Gefahr für das öffentliche Eigentum, Kismet.“ Monty blickte mich aus müden Augen an. Er hatte sich einige Strähnen seines dünner und grau werdenden Haars über den glänzenden Kopf gekämmt. „Wie geht’s der Kleinen?“
    Ich zuckte mit den Schultern, und das Leder unter mir knarzte. Monty gehört zu den wenigen, die keine Probleme damit haben, mir direkt in die zweifarbigen Augen zu sehen. Eins war braun, das andere blau, und irgendwie scheint es die Leute immer aus der Fassung zu bringen, wenn ich sie anstarre.
    Meine Finger ruhten auf dem geschliffenen Rubinbrocken an meinem Hals, der an der Silberkette hing. Ich musste mich dazu zwingen, ihn loszulassen. „Sie wird eine Therapie brauchen. Aber immerhin ist sie am Leben. Ihre Mutter ist schon auf dem Weg, um sie abzuholen.“ Und sicher können sie in Kürze gehen, sobald man mit den Untersuchungen auf Vergewaltigung fertig ist und ihr was zur Beruhigung gegeben hat. Armes Ding. Aber du hast sie da lebend rausgeholt, Jill. Also hör auf, alles infrage zu stellen, und verbuch den Fall als Erfolg, Kismet.
    Tat ich auch. Aber ich wagte zu bezweifeln, dass Regan oder ihre Mutter gern hören würden, dass die Kleine unterm Strich mit einem blauen Auge davongekommen war.
    Die angelehnte Tür zu Montys Büro quietschte leise, als draußen jemand vorbeiging. Gelächter, Papiergeraschel, das Klingeln von Telefonen und das Gemurmel von Polizisten, die ihrer Arbeit nachgingen, drangen zu uns. Wie immer hatte die Mordkommission schon zeitig ihren Dienst angetreten.
    Der Tod schläft nie.
    Mit der Mordkommission arbeitet ein Jäger die meiste Zeit über zusammen, auf Platz zwei folgt die Sitte. Mord, Sex und Drogen, diese Symptome deuten auf Höllenbrut in der Stadt hin. Nicht, dass die Menschheit Hilfe dabei brauchte, zu töten, high zu werden und zu plündern.
    Sogar ganz bestimmt nicht. Aber Dämonen greifen anderen so gerne unter die Arme.
    Monty ließ die Angelegenheit auf sich beruhen. „Wie geht’s Saul?“
    Keine Ahnung, ich bin zu selten zu Hause, um ans Telefon zu gehen. Damit streute Monty Salz in meine Wunden. „Wir haben vor ein paar Tagen telefoniert. Seiner Mutter geht’s besser.“
    Das stimmte nur zur Hälfte. Wenn ein Wer erst mal diese gewisse Art von Lymphom entwickelt hat, geht es mit ihm meist schnell bergab. Der Körper verbrennt quasi von innen heraus. Sie nennen es „Schwindsucht“.
    „Freut mich“, nickte Monty. Unbehaglich rutschte er in seinem Stuhl herum, der prompt quietschte.
    Mir tat noch immer der Rücken weh, als steckte eine bleierne Stange in meinen Lendenmuskeln. Ich wollte nur noch heim und mir Rauch und Angst vom Leib schrubben. Außerdem wollte ich den AB abhören und sehen, ob Saul wieder angerufen hatte. Wollte seine Stimme hören.
    So ein Pech, Jill. Bis zur Morgendämmerung würde es noch genug anderes zu tun geben.
    Zum Beispiel das, was Monty in petto hatte. „Spucks schon aus, Montaigne.“ Ich verschränkte die Arme und lehnte mich gegen seinen Aktenschrank. Leise wippte meine Peitsche gegen das Metall. Mir würde bald die Munition ausgehen – ich würde demnächst bei Galina vorbeischauen und mich mit einer ganzen Palette an Vorräten eindecken müssen.
    Monty schenkte mir einen schneidenden Blick, und seine Augen huschten zu der offenen Tür.
    Wie unauffällig, Monty. Ich stellte mich aufrecht hin, tapste über den billigen dünnen Teppich und schob die Tür zu, ohne auch nur den Ansatz eines sarkastischen Kommentars zu machen. „Besser so?“
    „Ich brauche deine Hilfe. Bei einem Fall.“ Er heftete den Blick auf eine Reihe von Papieren, die seinen Schreibtisch bedeckten, und ich bekam ein mulmiges
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