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Blutige Vergeltung

Blutige Vergeltung

Titel: Blutige Vergeltung
Autoren: Lilith Saintcrow
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Kunststück fertig, nur meine rechte Seite zu ramponieren. Jedes Mal, wenn ich aufkam, bohrte sich ein Schmerz wie von rostigen Nägeln in mein Fleisch. Mein rechtes Bein krampfte, meine Rippen heulten.
    Asphalt. Kälte. Das Zischen und Brausen des Feuers, das jedes bisschen Sauerstoff auffraß, das es kriegen konnte. Noch immer versuchte das Mädchen zaghaft, sich zu wehren.
    Es war eine klare, kühle Nacht von der Art, wie man sie nur in der Wüste erlebt. Die Sterne würden wie Scheiterhaufen aus kristallklarem Eis funkeln, wenn das grelle Licht der städtischen Straßenlaternen und das kleinere Leuchten des brennenden Lagerhauses sie nicht verdecken würden. Eine Weile lag ich mit tränenden Augen keuchend da, während der Schmerz sich durch meine Beine fraß und das Mal auf meinem Handgelenk vor teuflischer Freude summte. Ein kühler Hauch streifte mein Rückgrat, als die Knochen sich mit einigen flinken Rucken wieder richteten. Ich verdrehte die Augen und hörte wie durch Watte das Schluchzen der Kleinen, die es endlich aufgegeben hatte, türmen zu wollen. Sie würde sich glücklich schätzen können, wenn sie aus diesem Schlamassel mit einer Behandlung gegen die Rauchvergiftung und einer mehrjährigen Therapie davonkam.
    Sirenen durchschnitten die Nacht, noch weit entfernt, aber sie rückten immer näher. Da kommt die Kavallerie. Gott sei Dank.
    Gott zu danken würde allerdings nicht viel bringen. Hier war ich zuständig. Falls dieser Trader noch am Leben war und es hier in wenigen Minuten vor verletzlichen, nur menschlichen Rettungskräften wimmelte …
    Na los, Jill. Hoch mit dir!
    Mein geschundener Körper gehorchte. Ich schaffte es auf die Füße und zuckte zusammen, als sowohl mein rechtes Schienbein als auch der Oberschenkelknochen knackten. In Windeseile rückten die Knochen an ihren eigentlichen Platz zurück, und der Schmerz eines wochenlangen Heilungsprozesses verdichtete sich auf wenige Sekunden. Mit einer knappen Handbewegung hatte ich beide Pistolen gezückt und schussbereit, als die Lagerhalle auf einmal eine rote heiße Feuersbrunst in den Himmel spuckte und der Trader durch das Loch in der Wand gehechtet kam. Seine Haut war schwarz verkohlt, und in seinen Augen lag ein matter Glanz. In das Aroma höllischer Verdorbenheit mischte sich der widerlich süße Geruch von gegrilltem Mensch.
    Trader sind grässlich schnell, nicht so flink wie Höllenbrut, aber es reicht. Ich setzte zur Verfolgung an. Ein Kugelhagel prasselte auf den Gehsteig neben ihm nieder, weil der noch immer gebrochene Knochen in meinem rechten Arm das Zielen schwer und der Rückstoß mir zu schaffen machte.
    Zum Glück hatte mein Lehrer Michail darauf bestanden, dass ich auch mit links zu schießen lernte. Der Trader war gerade mitten im Sprung, als ich vier Ladungen in seiner Brust versenkte. Dann ließ ich die Kanonen fallen, und er stieß einen Schrei aus, in dem die Raserei der Verdammten steckte.
    Der Umstand, dass er zur Hälfte gar gekocht war, hob seine Stimmung auch nicht gerade.
    Jetzt griff ich nach den Messern – Messerkämpfe sind meine Spezialität, weil man dabei engen Körperkontakt hat und außerdem ohne Regeln spielt. Gegen Höllenbrut oder Trader ist das allerdings kein Zuckerschlecken. Denen will man nämlich nicht zu nah kommen. Aber in puncto Geschwindigkeit habe ich die Nase grundsätzlich vorn, weil ich eine Frau und klein bin – und gemein, zumindest seit mir Michail die Skrupel abtrainiert hat.
    Die Narbe. Dieser harte, bleischwere Knoten der Verdorbenheit auf der weichen Innenseite meines Handgelenks tat ein Übriges, während ich mich schneller als jeder normale Mensch bewegte und mit einem Knochen brechenden Knirschen auf den Trader prallte.
    Er war ein Trottel. Hätte er sich die Mühe gemacht, nachzudenken, hätte er sich vielleicht nicht wie ein Kamikazeflieger auf eine Jägerin gestürzt, die bewaffnet und vorbereitet war. So clever und durchtrieben Trader auch sein mögen, gehen sie doch nie davon aus, dass sie jemand zur Rechenschaft ziehen könnte.
    Mein Messer glitt durch ihn hindurch wie durch Butter. Das Silber auf den flachen Seiten der Klinge zischte, als sie Fleisch zertrennte, das durch die Berührung eines Dämons verunreinigt worden war.
    Der Trader stieß einen hohen, gurgelnden Laut der Panik aus. Mein Handgelenk vollführte eine Drehung und drückte das Messer tiefer in die Wunde, als der Schwung des Deppen uns beide mitriss und mein rechtes Bein einzuknicken drohte. Doch ich grub
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