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Blutige Seilfahrt im Warndt

Blutige Seilfahrt im Warndt

Titel: Blutige Seilfahrt im Warndt
Autoren: Elke Schwab
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Wangen.
    Krampfhaft versuchte er mit seiner angeschwollenen Zunge die Flüssigkeit, die über seine Wange lief, abzufangen. Doch er schaffte es nicht. Die Zunge fühlte sich taub an. Das Atmen fiel ihm immer schwerer. Durch die Nase konnte er schon lange keine Luft mehr ziehen.
    Die Tränen kullerten auf sein Hosenbein, wo sie vom Stoff aufgesogen wurden. Verzweifelt schaute er dabei zu, wie die Flüssigkeit nutzlos versickerte. Nutzlos! So wie er nutzlos gewesen war. Sein Hoffen und Bangen, mit diesem Einsatz etwas zu bewirken, würde sich am Ende als nutzlos erweisen. Er drehte den Kopf nach links, als sei er ferngesteuert. Obwohl er es nicht wollte, richtete er seine Augen auf die Zeitschaltuhr. Nur undeutlich schimmerten die Zahlen vor seinen Augen, die er langsam entzifferte.
    Noch vier Stunden.

    Schnell kehrten sie zu dem Gang zurück, von dem Anke abgekommen war und setzten ihren Weg fort.
    »Noch zwei Kilometer und wir stoßen auf den Gustavschacht«, erklärte Pierre.
    »Wie hilft uns das weiter?«, fragte Kullmann. »Wir sind von falschen Voraussetzungen ausgegangen, weil wir dachten, dass das Phantom unseren Mann gefesselt hat. Jetzt haben wir keinerlei Anhaltspunkt mehr, wo wir suchen sollen.«
    »Kein Grund zur Panik! Ich werde euch zu den Räumen führen, in denen früher Sprengstoff gelagert wurde«, versprach Pierre. »In einem davon muss er sein.«
    Kullmann beneidete den Franzosen in diesem Augenblick um seine Gelassenheit.
    Sie marschierten weiter. Eine Weile waren nur ihre Schritte zu hören. Doch plötzlich mischten sich noch weitere dazwischen. Hastig sprangen sie zur Seite, um sich zu verstecken. Doch schon bald erkannten sie an den orangefarbenen Jacken, dass sie auf die Männer der Grubenwehr gestoßen waren.
    Sie verließen ihr Versteck wieder und gingen auf die Männer zu.
    »Heiliger Strohsack«, rief einer. »Wo kommen Sie denn her?«
    »Durch den Hintereingang«, erklärte Kullmann.
    »Gehören Sie zu Hauptkommissar Schnur?«, fragte der Truppführer.
    Diese Frage veranlasste Kullmann dazu, sich und seine kleine Mannschaft vorzustellen. Dann berichtete er von Tim Fechter und an welchem Ort der Mann zu finden war.
    Diese Information ging über ein Sprechfunkgerät an die Leitstelle, die es nach oben weitergab.
    »Wir werden uns weiter um den Vermissten kümmern«, sagte der Truppführer der Mannschaft. An Anke gewandt fügte er an: »Sie können mit dem Korb nach oben fahren. Einer meiner Männer begleitet Sie.«
    »Wie kann der Korb wieder einsatzbereit sein?«, fragte Kullmann. »Dort lag doch erst vor wenigen Stunden noch ein Toter drauf.«
    »Der andere Korb ist in Betrieb. Die Überreste des Toten sind bereits gesichert und das Korbdach bleibt abgedeckt für weitere Untersuchungen.«
    »Ich werde mich an der Suche beteiligen«, mischte sich Anke ein. »Ich bin nicht den ganzen Weg von der anderen Seite gekommen, um mich von Ihnen nach oben fahren zu lassen.«
    »Oh doch! Das werden Sie, liebes Fräulein. Aber dalli!«, bestimmte der Truppführer unfreundlich. »Frauen haben hier unten nichts zu suchen.«
    »Ich bin nicht Ihr Fräulein.« Anke platzte vor Wut. »Ich bin Kriminalkommissarin Anke Deister und ermittle in diesem Fall. Sie sind nicht mein Chef, der mir sagen kann, was ich zu machen habe.«
    »Von mir aus können Sie der Kaiser von China sein oder der Papst persönlich. Hier unten bin ich der Chef! Und sonst niemand. Wenn ich sage, dass Sie nach oben fahren sollen, dann tun Sie das auch gefälligst!«
    »Und ich lasse mir von Ihnen nicht meine Arbeit verbieten.«
    »Wenn Sie nicht sofort von allein zum Korb gehen, dann helfen wir Ihnen dabei.« Die Männer wurden schon ungeduldig. »Wir haben gerade andere Sorgen.«
    Kullmann stellte sich schützend vor Anke und sprach in ruhigem Ton: »Welchen Sinn macht es, hier kostbare Zeit damit zu verschwenden, ob die Kriminalkommissarin hier unten bei der Suche hilft oder nicht? Das kommt unserem Mann jedenfalls nicht zugute. Denn der hat nicht mehr viel Zeit.«
    »Dann bringen Sie diese Frau zur Vernunft!«

    Es war Samstag.
    Die Grubenwehr hatte inzwischen eine neue Mannschaft hinuntergeschickt, die mit frischen Kräften die Suche fortsetzen sollten.
    Nach Schnurs Schätzungen blieben ihnen nur noch vier Stunden. Im Vergleich zu der Zeit, die sie bisher gehabt hatten, war das verdammt wenig. Er wollte sich nicht ausmalen, wie es Grewe in dieser Situation erging.
    Ob er überhaupt noch bei Bewusstsein war?
    Plötzlich drang eine
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