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Blutige Seilfahrt im Warndt

Blutige Seilfahrt im Warndt

Titel: Blutige Seilfahrt im Warndt
Autoren: Elke Schwab
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nicht.«
    »Wer war nun das Phantom?«, fragte Andrea.
    »Tim Fechter.«
    Die Kollegin erschrak. »Mit dem Mann habe ich allein in meinem Büro gesessen.«
    »Er sitzt im Vernehmungsraum und wartet auf Anke«, berichtete Schnur. An Anke gewandt fügte er an: »Nach dem, was in dem Stollen passiert ist, frage ich dich, ob du dir das zutraust.«
    »Ja!«, antwortete Anke standhaft, auch wenn sie sich nicht so fühlte.
    Schnur nickte zufrieden. »Die Leiche seines Vaters haben wir tatsächlich an der Stelle gefunden, an der die Heiligenfigur stand. Der Sumpf wurde abgepumpt. Und dort lag er.«
    »Und was passiert jetzt mit Hans Rach und Paolo Tremante?« Mit dieser Frage erinnerte Erik an die weiteren Ermittlungen.
    »Die beiden habe ich den Kollegen des Rauschgiftdezernats übergeben. Die haben endlich einen ganzen Ring aufgedeckt, zu denen Remmark und seine Gefolgsleute vermutlich gehörten.«
    »Und Siegfried Hemmerling?«
    Schnur antwortete lachend: »Der Held hatte sich im Turm über dem ehemaligen Verwaltungsgebäude der Grube Velsen versteckt. Hat wohl geglaubt, schlauer zu sein als die Polizei.«
    »Wie konnte er in das Gebäude gelangen?«, staunte Erik. »Dort ist doch schon lange keine Verwaltung mehr.«
    »Im Erdgeschoss haben sich einige Bergmänner ein Künstleratelier eingerichtet«, berichtete Schnur. »Weil die Räume noch renoviert werden müssen, stand die Tür offen.«
    »Und nun kommt die schwerste aller Fragen«, meinte Andrea und grinste schief. »Wann kommt Kriminalrat Forseti aus dem Urlaub zurück?«
    Alle lachten. Nur Schnur nicht. Er ahnte nämlich, dass dieser Fall für ihn noch lange nicht abgeschlossen war.

    Tim Fechter zeigte nicht den Hauch von Ungeduld, als Anke nach zwei geschlagenen Stunden den Vernehmungsraum betrat. Er lächelte sie sogar an.
    »Ihnen gefällt es ja ganz gut bei uns«, stellte sie fest.
    »Nein! Ich freue mich über Ihre Anwesenheit«, erklärte er. »Damit bekomme ich die Gelegenheit, mich bei Ihnen zu entschuldigen.«
    Anke machte ganz große Augen vor Erstaunen.
    »Ich hätte Sie niemals töten können«, sprach Tim einfach weiter. »Es war mir auch zuwider, Sie in diese gefährliche Situation zu bringen. Doch Sie haben mich so überrascht! Niemals hätte ich damit gerechnet, dass mich jemand in dieser abgelegenen Ecke unter Tage finden würde. Ich war für den Moment kopflos.«
    »Damit kommen wir zu der Frage, wie Sie überhaupt von diesem Stollen wissen konnten!«
    »Ganz einfach. Mein Vater hat in Petite Rosselle gelebt. Er hatte dort eine Lebensgefährtin. Ich musste damals noch in Deutschland bleiben, um die Schule abzuschließen, deshalb konnte ich nur an den Wochenenden bei ihm sein. In unserer gemeinsamen Zeit hat er mir den Stollen gezeigt. Als ich volljährig war, bin ich ganz dorthin gezogen. Die Freundin meines Vaters hat irgendwann einen anderen Mann kennen gelernt und ist mit ihm einfach verschwunden. Das Haus hat sie mir überlassen. Jetzt lebe ich größtenteils in diesem Haus. Im Warndt-Dorf halte ich mich so gut wie nie auf, weil es dort zu spießig ist. Die Franzosen nehmen alles viel leichter, das gefällt mir besser.«
    Anke erinnerte sich an seine muffige Wohnung.
    »Und was brachte Sie auf die Idee, nach dem Unglück gerade an dieser Stelle nach Ihrem Vater zu suchen? Er galt doch als tot.«
    »Sie wissen ja nicht, was ich wusste«, begann Tim. »Mein Vater hatte mir haarklein von der Schweinerei erzählt, die dort unten lief. Er hat mir auch die Namen genannt. Am nächsten Morgen wollte er zur Polizei gehen, wenn Schorsch nicht zur Vernunft käme. Doch der nächste Morgen kam nie für meinen Vater.«
    »Dann sind Sie einfach auf Verdacht losgezogen …«
    »Ich erfuhr erst am Tag darauf, dass mein Vater angeblich nach der Mittagschicht eine Nachtschicht angehängt hätte. Leider war ich ausgerechnet in der Nacht mit Freunden unterwegs. Sonst hätte ich sofort reagiert. Denn genau das war für mich ausschlaggebend, nicht an diese lächerliche Unfalltheorie zu glauben. Niemals hätte mein Vater eine Schicht angehängt.« Tim schnaubte. »Ich ging genau die Strecken ab, die mir mein Vater immer gezeigt hatte, als er noch glaubte, dass ich mal Bergmann werde. Und tatsächlich tauchte er dort auf. Den Rest habe ich Ihnen schon erzählt. Er war total schwach, konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten. Als ich Hilfe holen wollte, bin ich unsicher geworden und zurückgekehrt, weil ich Angst hatte, er könnte in seinem Zustand in diesen Sumpf
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