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Blutige Seilfahrt im Warndt

Blutige Seilfahrt im Warndt

Titel: Blutige Seilfahrt im Warndt
Autoren: Elke Schwab
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liegt?«
    Kullmann entknüllte das Tuch mit Widerwillen. Doch als er es aufschlug, sah er zu seiner Überraschung, dass es blutverschmiert war.
    »Das sieht nicht gut aus«, stellte er fest.
    »Nein! Und es liegt bestimmt nicht schon seit Tagen hier herum«, kommentierte Pierre. »Sonst wäre es mit einer dunklen Staubschicht bedeckt.«
    »Wir rufen die Männer der Grubenwehr hierher«, beschloss Kullmann. »Es sieht wirklich so aus, als seien wir auf dem richtigen Weg.«
    Auf die Uhr schaute er dabei lieber nicht. Er hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Es könnte inzwischen schon vierzehn Uhr sein, der Stichpunkt, den sie sich für die Explosion gesetzt hatten. Es konnte aber genauso gut siebzehn Uhr sein. Er konnte es nicht sagen und wollte es auch nicht so genau wissen. So gab er sich immer noch der Hoffnung hin, Grewe retten zu können.

    Grewe schloss die Augen.
    Null!
    Er erwartete einen Knall.
    Nein, er wusste gar nicht, was er erwartete.
    Auf keinen Fall das, was gerade eintraf.
    Ein leises Buff, dann entstand eine ganze Menge Qualm. Er schaute sich verdutzt um und überlegte, ob er an Erstickung sterben sollte. Doch weiter kam er nicht mit seinen Gedanken.
    Plötzlich hörte und sah er Gestalten von allen Seiten. Es waren keine Menschen. Das waren Aliens. Sie steckten in grellfarbenen Astronautenanzügen. Ihre Augen waren schwarz, oval und riesengroß. Und ihre Nasen sahen aus wie lange Rüssel, die sich über den Bauch bis zum Rücken schlängelten.
    Auch sprachen sie eine ganz fremde Sprache. Sie bewegten sich wie in Zeitlupe. Ihre Arme und Beine sahen wie Tentakel aus. Zielstrebig steuerten sie ihn an. Er war ihr Ziel. Er konnte nichts dagegen tun. Plötzlich packte ihn einer dieser Außerirdischen und stülpte ihm etwas über den Kopf.
    Dankbar ließ Grewe es geschehen und schwebte ins Weltall.

    Die Woche begann mit strahlendem Sonnenschein.
    Anke hatte den Sonntag verschlafen. Ebenso Kullmann, was sie jedoch sehr vorwurfsvoll von Martha zu hören bekommen hatten. Lisa war todunglücklich gewesen, weil ihre Mutter einfach nicht aus dem Bett wollte, bis Erik aufgetaucht und mit der Kleinen ins Calypso-Schwimmbad gefahren war. Damit war der Sonntag letztendlich doch noch gerettet. Ihr Ärger über Kullmanns Verhalten vor dem Truppführer der Grubenwehr hatte sich inzwischen wieder gelegt. Kullmann hatte in diesem Augenblick nur Grewes Sicherheit im Auge gehabt, weshalb er es vorgezogen hatte, dem Befehl des Truppführers nachzukommen und Anke aus der Suchaktion auszuschließen. Dass die Arbeitswoche gleich mit einer ganzen Menge Arbeit anfing, war nur gut für sie. Das lenkte sie ab. Der Verdächtige Tim Fechter hatte den Wunsch geäußert, von Anke vernommen zu werden. Und obwohl sie sich immer noch mit Schrecken daran erinnerte, wie sie ihm in diesem finsteren Stollen begegnet war, so wollte sie ihrer Aufgabe auf jeden Fall nachkommen. Die Neugier siegte über ihre Angst. Doch zuerst musste sie zur Dienstbesprechung. Das war Anordnung des Chefs. Tim Fechter konnte warten.
    Schnur erwartete sie alle in seinem Büro.
    Die Stimmung war an diesem Morgen durchwachsen. Teilweise froh, dass Grewe den Bombenanschlag gut überstanden hatte. Teilweise betrübt, weil Michael Bonhoffs Zustand sehr schlecht war. Er hatte mit Kopfverletzungen bewusstlos in derselben Kammer wie Grewe gelegen, während sie ihn dieser grausamen Taten verdächtigt hatten. Die beiden Männer hatten sich die ganze Zeit nicht sehen können. Keiner konnte sich ausmalen, wie bedrückend dieser Zustand für Grewe gewesen sein musste. Ungewissheit konnte das Leben besonders schwer machen.
    Bonhoff lag im Krankenhaus und hatte bisher noch nicht wieder das Bewusstsein erlangt. Niemand wusste, wie seine Chancen standen.
    »Grewe ist wieder nach Hause entlassen worden.« Mit dieser frohen Botschaft eröffnete Schnur die Besprechung. »Er war dehydriert, was durch Infusionen behoben werden konnte.«
    »Was war mit der Bombe los?«, stellte Kullmann die Frage, die ihn am meisten beschäftigte. »Warum ging sie nicht hoch?«
    »Die Experten haben festgestellt, dass der Sprengstoff falsch gelagert war. Er war feucht geworden. Das war unser Glück, denn rechtzeitig geschafft hätten wir es nicht mehr«, erklärte Schnur. »Und dadurch konnten wir auch Fingerabdrücke daran finden, was sonst unmöglich gewesen wäre. Es ist eindeutig bewiesen, dass Remmark für diese Schweinerei zuständig war. Aber für die anderen Morde an seinen Kameraden
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