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Blutige Rosen

Blutige Rosen

Titel: Blutige Rosen
Autoren: Jason Dark
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eingeschlafene Füße, einen Vergleich zu Glendas Gebräu hielt sie nicht aus, doch in der Not frisst der Teufel Fliegen. Den Becher musste ich vorsichtig anfassen, sonst verbrannte ich mir die Fingerspitzen. Als ich den ersten Schluck genommen hatte, kam auch der Bote mit den Unterlagen. Ich bedankte mich und schlug die Akte auf.
    Sie war sehr dünn. Direkter Vergehen hatten sich die Weißen Engel nicht schuldig gemacht. Im Gegenteil, sie halfen der Polizei und gaben sehr gute Tips. Allerdings hatten sie sich manchen Dealer selbst vorgenommen und ihn krankenhausreif geschlagen. Bisher war die Gruppe nur mit Verwarnungen davongekommen.
    Wie viele Mitglieder die White Angels zählten, war nicht aufgeführt, das ging schlecht, denn die Anzahl wechselte ständig. Fest stand nur der Anführer. Er hieß Jack Adrian, genannt Karate-Jack, da er sich in dieser Kampfsportart sehr gut auskannte. Auch die Straße war aufgeführt, wo Adrian wohnte. Dort fand ich sicherlich die anderen Weißen Engel. Ich rückte meinen Stuhl zurück und stand auf. Die Anschrift hatte ich behalten, und ich war gespannt, was mir Karate-Jack und seine Freunde zu sagen hatten.
    ***
    Seit langen Zeiten schon heulte der Wind um den einsam stehenden Turm. Er stach wie eine gewaltige Zigarre in den düsteren Himmel, über den schwarzgraue Wolkenberge jagten und vom Wind gescheucht wurden wie eine Herde Hammel.
    Vor einigen Jahrhunderten hatte ein alter Graf den Traum gehabt, eine stolze Burg am Ufer der Themse zu bauen. Dieser Traum war nie in Erfüllung gegangen. Bevor die Burg fertig geworden war, starb der Graf. Er hinterließ nicht nur Schulden, sondern auch eine Bauruine, und sein Sohn, der Erbe, hatte kein Interesse, den Bau zu vollenden. Er lebte lieber in den Tag hinein, bis man seine Leiche irgendwann am Ufer der Themse fand.
    Die Burg wurde nie vollendet. Aber der Turm spielte in den nachfolgenden Jahren eine gewichtige Rolle. Die Zeit der Hexenverfolgung begann. Auch England blieb nicht verschont. Hexenjäger machten Städte und das Land unsicher. Frauen wurden geschändet, misshandelt und getötet. Auch Männer, die dem Terror Einhalt gebieten wollten, blieben nicht verschont. Man sperrte sie in den alten Turm, der im Volksmund schon bald den Beinamen Hexenturm bekam.
    Er wurde zu einer wahren Hinrichtungsstätte. Die Mauern waren mit dem Blut der Ermordeten getränkt. Nachts gellten die Schreie über das Wasser, und manche Schiffer verzogen sich in die Kajüten ihrer Boote, wenn sie die Stelle passierten.
    Der Tod hielt im Hexenturm reiche Ernte. Zahlreiche Leichen warf man einfach in die Themse, der schwere Strom riss sie mit. Andere wurden um den Turm herum vergraben. Er war auf einer Anhöhe gebaut worden, und von seiner Spitze aus konnte man bei klarem Wetter weit in das Land hineinsehen.
    Auch die Zeit der Hexenverfolgung ging vorbei. Der Turm jedoch geriet nicht in Vergessenheit. Schon wenige Monate später hielt sich das Gerücht, dass es dort spuke. Die Seelen der Getöteten würden keine Ruhe finden, und die Menschen mieden den Turm. Schaurige Geschichten wurden erzählt. Einige wollten genau gesehen haben, wie in klaren Vollmondnächten die Hexen mit dem Teufel buhlten, und selbst Pfarrer trauten sich nicht in den Turm.
    Im zwanzigsten Jahrhundert war der Turm während des Zweiten Weltkriegs ein wichtiges Bollwerk. Auf seiner Spitze standen zwei Flakkanonen. Die Soldaten kümmerten sich nicht um den Spuk, zudem kamen sie aus fernen Teilen des Landes und hatten andere Sorgen, als auf das Geschwätz der Einheimischen zu hören. Obwohl auch sie in ruhigen Nächten seltsame Geräusche und auch Schreie hörten, es allerdings schafften, sie zu ignorieren.
    Nach dem Krieg gab es eine Gebietsreform. Das Gelände um den Turm wurde preiswert zum Verkauf angeboten. Das hörte auch ein Londoner Blumenhändler. Da ihm die Stadt zu klein geworden war, griff er sofort zu und verwandelte die unmittelbare Umgebung des Turms in kultivierte Felder. Manche lagen frei, andere wurden durch das Glas einiger Treibhäuser vor der Witterung geschützt.
    Der Mann hieß Goring. Er hatte als kleiner Gärtner angefangen, hatte hart geschuftet, und inzwischen besaß er die zweitgrößte Rosenzucht der Insel. Auf Rosen hatte er sich spezialisiert. Sie waren seine Lieblingsblumen. Zwei große Treibhäuser sorgten dafür, dass die herrlichen Blumen zu jeder Jahreszeit blühten. Wenn es warm wurde und der Sommer kam, blühten sie auch im Freien.
    Das Geschäft lief
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