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Blutgold

Blutgold

Titel: Blutgold
Autoren: B McGilloway
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Kopf ab.« Wieder lachte er, ein sonderbares, schrilles Kichern, dass er
offenbar nur schwer unter Kontrolle bekam.
    »Sie können Hilfe bekommen«, sagte ich. »Morrison ist der, den wir
wollen. Sie könnten ihn uns liefern. Das würde es einfacher für Sie machen.«
    »Einfacher? Morrison? Der zieht mir bei lebendigem Leib die Haut ab.«
    »Sie werden beschützt«, argumentierte ich. »Es ist Ihre einzige
Chance.«
    Er starrte mich an, als ziehe er meinen Vorschlag in Betracht. Dann
schüttelte er energisch den Kopf und drückte das Messer dabei fester an
Natalias Kehle. Sie schrie auf.
    In diesem Augenblick trat Karol Walshyk durch die offene Haustür. Er
hielt einen Stein, den er wohl bei uns im Garten gefunden hatte, hocherhoben in
der Hand und schlug Strandmann mit Wucht auf den Hinterkopf, ohne dass dieser
Gelegenheit gehabt hätte, ihn zu bemerken.
    Strandmann stürzte schwer zu Boden, und sein Messer klapperte über den
Holzbelag. Natalia fiel nach vorn und zog sich an der Wand entlang ins
Wohnzimmer, wo Debbie zu ihr stürzte.
    Karol kniete über Strandmanns reglosem Körper, den Stein wieder über
dem Kopf erhoben. Noch einmal schlug er Strandmann damit fest auf den Kopf. Es
gab ein dumpfes, übelkeiterregendes Geräusch, und Blut spritzte auf Karol und
die Wand links neben ihm. Mit wutverzerrtem Gesicht hob er die Hand zum dritten
Mal.
    »Karol, nicht«, schrie ich, rannte zu ihm und streckte die Hand nach
dem Stein aus.
    »Er verdient es«, stieß Karol hervor, und in diesem Augenblick war sein
Akzent sehr ausgeprägt. »Er verdient es für das, was er getan hat.«
    »Ja«, sagte ich. »Aber nicht so. Er kann uns den Mann liefern, der
Natalia ins Land geschmuggelt hat. Er kann uns helfen, denjenigen zu fassen,
der für das alles verantwortlich ist.«
    Karol starrte mich an, sein Körper schwankte vor Anstrengung. Er
blickte auf die auf dem Bauch liegende Gestalt unter ihm, dann auf seine eigene
Hand, die blutbespritzt war.
    Schließlich stand er auf, trat zurück und ließ den Stein fallen, von
dem Strandmans Blut herabtropfte. Ich hörte, wie meine Kinder im Obergeschoss
aus dem Bett kletterten und sich wohl fragten, was da unten für ein Aufruhr
herrschte. Debbie lief hastig zu ihnen hinauf, bevor sie an den Treppenabsatz
kommen und herunterschauen konnten.
    Karol ging an mir vorbei ins Wohnzimmer, wo er die Arme um Natalia
legte. Sie schmiegte sich an ihn, Schluchzer ließen ihren Körper erbeben. Das
Gesicht hatte sie in seinem blutbespritzten Hemd vergraben. Es war mir
gelungen, ihn davon zu überzeugen, dass es der Gerechtigkeit diente, wenn er
Strandmann am Leben ließ. Nun musste ich nur noch mich selbst überzeugen.

Epilog
    Freitag, 24. November
    In
der Woche, die auf die Ereignisse folgte, arbeiteten das NBCI und der PSNI eng zusammen und setzten die Beziehung
zwischen Orcas und Eligius Stück für Stück zusammen. Schließlich kamen sie
aufgrund der Beweislage und der gefundenen Dokumente zu folgenden Schlüssen:
    Orcas hatte
die Produktion aufgenommen, nachdem eine erste Untersuchung auf ein
beträchtliches Goldvorkommen hatte schließen lassen. Mit dem Ertrag der ersten
Goldader, die man gefunden hatte, war der Schmuck hergestellt worden, den ich
bei meinem ersten Besuch in der Mine gesehen hatte. Doch dann mussten Weston
und die übrigen Gründer rasch erkannt haben, dass die Goldader schneller
erschöpft war, als man erwartet hatte, und die Mine den irisch-amerikanischen
Investoren immense, potenziell ruinöse Verluste eintragen würde.
    Unterdessen hatte Cathal Hagan – oder jemand, der in seinem Auftrag
handelte – dem Verkauf von militärischer Software an tschetschenische Rebellen
zugestimmt. Seamus Curran, ein Freund von Hagan, war beauftragt worden, mit der
Spedition, an der er beteiligt war, die Software als Teil einer Lieferung von
Hilfsgütern nach Tschetschenien zu transportieren. Dann hatte jemand – vermutlich
Morrison selbst – mit den Rebellen vereinbart, auf der Rückfahrt illegale
Einwanderer mitzunehmen. Zur weiteren Steigerung seiner Profite hatte Morrison
durch Barry Ford auch nach der Einreise nach Irland Geld von den Einwanderern
erpresst. Darüber hinaus hatte er begonnen, Heizöl für den Einsatz im
innereuropäischen Gütertransit zu verdieseln.
    Hagan hatte das Debakel von Orcas zu seinem Vorteil genutzt, indem er
das Unternehmen, zu dessen Investoren er gehörte, zum Waschen des Geldes
benutzte, das er mit dem illegalen Verkauf von Software verdiente. Weston
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