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Blutgold

Blutgold

Titel: Blutgold
Autoren: B McGilloway
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fiel da einiges ein, aber ich biss mir auf die Zunge.
    Patterson stand auf. »Sie brauchen gar nicht so zu gucken, Mann«, fügte
er hinzu und setzte die Mütze auf. »Weston hat diesem County mit seiner Mine
ein Vermögen beschert.«
    »Gar nichts hat er uns beschert, der Laden produziert nicht mal genug
Gold für einen beschissenen Ohrstecker.«
    »Das werden wir bald sehen. Gehen wir.«
    Die
Fahrt zu Orcas schien ewig zu dauern. Ich behielt die Uhr im Auge: Patterson
hatte Weston reichlich Zeit gegeben, um alle Beweise zu vernichten und seine
Geschichte vorzubereiten. Unwillkürlich fragte ich mich, welchen Einfluss
Weston eigentlich auf Patterson hatte. Wollte mein Vorgesetzter einfach nur
diplomatisch vorgehen, indem er sich weiterhin gut stellte mit Weston? Oder
hatte Harry sich kaufen lassen?
    Wieder
musste ich an die Halskette denken, die Weston mir geschenkt hatte, und an
Pattersons Reaktion. Hatte Weston ihm sein Schmiergeld bereits gezahlt, als wir
zum ersten Mal zu Orcas gefahren waren?
    Als wir vor dem Hauptgebäude parkten, brach am grauen Wolkenhimmel
gerade die Dämmerung herein. Die Landschaft vor uns war voller Narben, die
Rinnen im unnatürlich zerklüfteten Antlitz des Bodens wurden langsam dunkel.
    Als wir eintraten, kam Jackie, die Rezeptionistin, die wir schon von
unserem ersten Besuch her kannten, hinter dem Empfangstresen hervor.
    »Das ist unerhört«, sagte sie. Dann errötete sie über ihre eigenen
Worte. »Mr Weston ist so ein feiner Mensch.«
    »Wir würden gern mit ihm sprechen«, sagte Patterson. Ich ging an den
beiden vorbei zur Treppe, die zu Westons Büro führte.
    »Wir kennen den Weg«, sagte ich und nahm immer zwei Stufen auf einmal.
»Er weiß, dass wir kommen.«
    Jackie rief mir etwas hinterher, von wegen Durchsuchungsbefehl und
unbefugtem Betreten. Doch mich beunruhigte mehr, dass Weston nicht selbst
heruntergekommen war. Ich malte mir aus, wie er in seinem Büro so viele
Dokumente wie möglich schredderte, während Patterson am Empfang Zeit
vergeudete.
    Auf dem Korridor im Obergeschoss standen mehrere Personen, die Köpfe
der geschlossenen Tür von Westons Büro zugewandt, und murmelten leise.
    »Verzeihen Sie«, sagte ich und drängte mich hindurch. Hinter mir hörte
ich Patterson rufen, ich solle stehen bleiben.
    Ich klopfte einmal laut an die Tür und ergriff gleich darauf den
Türknauf. Er ließ sich nur wenige Millimeter drehen. »Machen Sie auf, Mr Weston«,
rief ich und lehnte mich mit meinem ganzen Gewicht gegen die Tür.
    Mittlerweile war Patterson direkt hinter mir. Er packte mich am Arm und
versuchte mich von der Tür fortzuzerren. »Zurück, Inspektor!«, fuhr er mich an.
    Ich riss mich los und warf mich mit Wucht gegen die Tür. Das musste ich
mehrfach wiederholen, dann brach splitternd das Holz um das Schloss herum, und
ich spürte, wie die Tür nachgab.
    Ich stolperte in den Raum und suchte ihn zugleich nach Weston ab, doch
der war nirgends zu sehen. Dann fiel mir auf, dass das Fenster offen stand. In
der Ferne war das Blätterdach des Waldes zu sehen. Patterson und ich stürzten
zum Fenster, aber ich wusste, wir kamen zu spät.
    Unten auf dem Pflaster lag John Westons Leiche in einer Aureole aus
seinem eigenen Blut.

27
    Mittwoch, 25. Oktober
    Es
sollte beinahe neun Uhr werden, ehe ich nach Hause kam. Sobald Patterson seine
Vorgesetzten in der Zentrale von An Garda in Kenntnis gesetzt hatte, machte das NBCI -Team aus Dublin sich auf den Weg.
    Ich wartete
vor Ort, bis das Team eintraf. Insgesamt waren es zwölf Beamte, und schon
zwanzig Minuten nach ihrem Eintreffen hatten sie alle möglichen Dokumente
ausgegraben, von denen sie uns sagten, sie seien »bedeutsam«.
    Als selbst Patterson nicht mehr leugnen konnte, dass Weston in etwas
Illegales verwickelt gewesen war, wurde die Atmosphäre allmählich sachlicher.
Dennoch konnte keiner von uns das grelle Licht der Scheinwerfer ignorieren, die
man auf dem Parkplatz aufgestellt hatte. Irgendwann sagte Patterson mir, ich
könne nach Hause fahren. Keiner von uns erwähnte, dass sein Anruf bei Weston
diesem Zeit gegeben hatte, abzuwägen, welche Optionen ihm blieben. Letzten
Endes hatte er sich für die extremste entschieden.
    Als
ich zu Hause ankam, lagen die Kinder bereits im Bett. Debbie hatte sich auf dem
Sofa zusammengerollt und schaute eine amerikanische Comedy-Serie um attraktive
junge Menschen, deren größtes Problem darin zu bestehen schien, wo sie eine
Tasse Kaffee bekommen konnten. Ich hatte in den letzten
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