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Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21

Titel: Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21
Autoren: Jonathan Kellerman
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benutzen.
    Michaela Brand, 23. Dylan Meserve, 24.
    Verbrecherfotos schmeicheln niemandem, aber sogar mit Zahlen um ihren Hals und der Intelligenz gefangener Tiere in den Augen waren die beiden Futter für die Boulevardpresse.
    Sie hatten die Episode für eine Reality-Show abgezogen, die sich als Knaller erwies, aber anders als erwartet.
     
     
    Die Sache flog auf, als ein Angestellter im Krentz Hardware in West Hollywood die Entführungsgeschichte in der Times las und sich an ein junges Pärchen erinnerte, das drei Tage vor dem angeblichen Carjacking eine Rolle gelbes Nylonseil gekauft und bar bezahlt hatte.
    Ein Überwachungsvideo bestätigte die Identifikation, und die Analyse des Seils ergab eine perfekte Übereinstimmung mit Abschnitten, die am Tatort gefunden worden waren, und mit den Malen an Michaelas und Dylans Knöcheln und Hals.
    Ermittler des Sheriffs folgten der Spur und machten einen Wilderness Outfitters in Santa Monica ausfindig, wo das Pärchen eine Taschenlampe, Wasser sowie Trockenfrüchte und Dörrgemüse für Wanderer eingekauft hatte. Ein 7-Eleven in der Nähe von Century City bestätigte, dass Michaela Brands fast ausgereizte Kundenkarte eine Stunde vor dem angeblichen Entführungszeitpunkt benutzt worden war, um ein Dutzend Snickers-Riegel, zwei Tüten Beef Jerky und einen Sechserpack Miller Lite zu kaufen. Verpackungen und leere Dosen, die eine halbe Meile höher am Hang von der Stelle aus gefunden wurden, wo das Pärchen seine Gefangenschaft inszeniert hatte, lieferten weitere Mosaiksteinchen für das Gesamtbild.
    Der entscheidende Schlag war der Bericht eines Arztes in der Notaufnahme des Saint John’s Hospital: Meserve und Brand behaupteten, zwei Tage keine Nahrung zu sich genommen zu haben, aber ihre Elektrolytwerte waren normal. Außerdem wies keines der beiden Opfer Anzeichen einer ernsten Verletzung auf, wenn man von Abschürfungen durch das Seil und einer »leichten« Schwellung von Michaelas Vagina absah, die sie sich durchaus »selbst beigebracht« haben konnte.
    Als sie mit dem Beweismaterial konfrontiert wurden, brachen die beiden zusammen, gaben zu, dass es sich um blinden Alarm gehandelt hatte, und wurden wegen Behinderung von Ermittlungsbehörden und Vortäuschung einer Straftat angeklagt. Beide erklärten, sich keinen Anwalt leisten zu können, und bekamen einen Pflichtverteidiger zugewiesen.
    Michaelas Pflichtverteidiger war ein Mann namens Lauritz Montez. Wir waren uns vor fast einem Jahrzehnt bei einem besonders widerwärtigen Fall über den Weg gelaufen: der Ermordung eines zweijährigen Mädchens durch zwei vorpubertäre Jungen, von denen einer Montez’ Mandant gewesen war. Im vergangenen Jahr war uns diese hässliche Geschichte wieder in Erinnerung gerufen worden, als einer der Mörder, inzwischen ein junger Mann, mich wenige Tage nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis angerufen hatte und einige Stunden später tot aufgefunden worden war.
    Lauritz Montez hatte mich von Anfang an nicht leiden können, und mein Herumwühlen in der Vergangenheit hatte unser Verhältnis nicht verbessert. Deshalb war ich verblüfft, als er mich anrief und bat, Michaela Brand zu untersuchen.
    »Warum sollte ich das nicht ernst meinen, Dr. Delaware?«
    »Wir sind nicht gerade toll miteinander ausgekommen.«
    »Ich lade Sie nicht ein, mit mir einen draufzumachen«, sagte er. »Sie sind ein kluger Seelenklempner, und ich möchte, dass sie ein fundiertes Gutachten bekommt.«
    »Sie ist wegen kleinerer Vergehen angeklagt«, sagte ich.
    »Ja, aber der Sheriff ist stinksauer und bedrängt den Staatsanwalt, eine Gefängnisstrafe zu fordern. Wir reden von einer verstörten jungen Frau, die etwas Dummes gemacht hat. Sie kommt sich ohnehin ziemlich blöd vor.«
    »Soll ich Ihrer Meinung nach sagen, dass sie unzurechnungsfähig war?«
    Montez lachte. »Zeitweilig eine vollkommen wahnsinnige Idiotin wäre großartig, aber ich weiß, dass Sie äußerst kleinlich sind, wenn es um winzige Details wie Tatsachen geht. Also sagen Sie einfach, wie es gewesen ist: Sie war leicht benebelt, wurde in einem schwachen Moment erwischt und mitgerissen. Ich bin sicher, dass es einen technischen Ausdruck dafür gibt.«
    »Die Wahrheit«, sagte ich.
    Er lachte erneut. »Werden Sie’s machen?«
    Die Tochter der beiden Schönheitschirurgen hatte angefangen zu reden, aber die Anwälte beider Elternteile hatten heute Morgen angerufen und mich informiert, dass der Fall geklärt sei und meine Dienste nicht mehr gebraucht
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