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Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21

Titel: Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21
Autoren: Jonathan Kellerman
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Truck-Fahrer, die Maureen Brand im Lauf der Jahre bedient hatte. Michaela hatte Arizona verlassen, um der drückenden Hitze und den grauen Sträuchern zu entkommen, der Luft, die sich nie zu bewegen schien, und den Menschen, denen DER TRAUM nichts bedeutete.
    Sie besuchte ihre Mutter selten. Das Zischen von Maureens Behälter, Maureens schlaffer Körper, ihr abgehacktes Husten und ihr emphysematischer Blick machten sie wahnsinnig. In Michaelas L.A.-Kopf war für nichts davon Platz.
    Dylan Meserves Mutter war vor langer Zeit an einer nicht erkannten degenerativen neuromuskulären Krankheit gestorben. Sein Vater war ein Altsaxophonspieler aus Brooklyn, der von vornherein keinen Teppichkrabbler hatte haben wollen und vor fünf Jahren an einer Überdosis gestorben war.
    Michaela und Dylan waren hinreißend, jung und schlank und aus dem naheliegenden Grund nach L.A. gekommen.
    Tagsüber verkaufte er Schuhe in einem Foot Locker in Brentwood. Sie kellnerte mittags in einer Pseudotrattoria am Ostende von Beverly Hills.
    Sie hatten sich im PlayHouse kennen gelernt, wo sie an einem Seminar zum Inneren Drama von Nora Dowd teilnahmen.
    Zum letzten Mal hatte sie jemand an einem Montagabend kurz nach zehn gesehen, als sie zusammen den Schauspiel-Workshop verließen. Sie hatten sich an einer Szene aus Simpatico die Zähne ausgebissen. Keiner von beiden hatte wirklich das gebracht, worum es Sam Shepard ging, aber das Stück hatte viele pikante Stellen, die ganze Schreierei. Nora Dowd hatte sie gedrängt, sich in die Szene einzubringen, die Pferdescheiße zu riechen , sich dem Schmerz und der Hoffnungslosigkeit rückhaltlos zu öffnen.
    Beide hatten sie das Gefühl, sie hätten es geschafft. Dylans Vinnie war vollkommen wild und verrückt und gefährlich gewesen, und Michaelas Rosie war eine geheimnisvolle Frau mit Klasse.
    Nora Dowd schien die Darstellung okay gefunden zu haben, besonders Dylans Beitrag.
    Das ärgerte Michaela ein bisschen, aber sie war nicht überrascht.
    Während sie zusah, wie Nora wieder einen dieser Vorträge über die rechte und die linke Gehirnhälfte abließ. Mehr mit sich selbst sprach als zu irgendjemandem sonst.
    Der vordere Raum des PlayHouse war wie ein Theater eingerichtet, mit einer Bühne und Klappstühlen. Benutzt wurde er nur für Seminare.
    Viele Seminare, an Studenten herrschte kein Mangel. Eine von Noras Ehemaligen, eine frühere Stripteasetänzerin namens April Lange, hatte eine Rolle in einer Sitcom bei Warner Brothers bekommen. Im Entree hatte ein Foto von April mit ihrer Unterschrift gehangen, bis jemand es abnahm. Blond, glänzende Augen, leicht raubtierhaft. Michaela hatte gedacht: Warum die?
    Andererseits war es vielleicht ein gutes Zeichen. Wenn April es schaffen konnte, konnte es jeder schaffen.
    Dylan und Michaela wohnten in Ein-Zimmer-Studiowohnungen, er in der Overland in Culver City, sie in der Holt Avenue südlich des Pico. Beide Apartments waren winzige, dunkle Einheiten im Erdgeschoss, im Grunde Drecklöcher. Das war eben L.A., wo die Mieten astronomisch waren und man mit Aushilfsjobs kaum über die Runden kam und es manchmal schwer war, keine Depressionen zu bekommen.
    Nachdem sie zwei Tage in Folge nicht an ihrem Arbeitsplatz erschienen waren, wurden sie von ihren jeweiligen Arbeitgebern gefeuert.
    Und das war’s.

3
    Ich erfuhr davon wie die meisten anderen auch: die dritte Geschichte in den Nachrichten, direkt hinter dem Prozess eines Hip-Hop-Stars, der wegen Körperverletzung angeklagt war, und einer Überschwemmung in Indonesien.
    Ich aß allein zu Abend und hörte der Sendung mit halbem Ohr zu. Diese Nachricht erregte meine Aufmerksamkeit, weil ich dazu neige, lokale Kriminalgeschichten zur Kenntnis zu nehmen.
    Ein Pärchen, das man mit vorgehaltener Schusswaffe entführt und nackt und dehydriert in den Hügeln von Malibu entdeckt hatte. Ich spielte mit der Fernbedienung, aber kein anderer Sender fügte weitere Einzelheiten hinzu.
    Am nächsten Morgen brachte die Times ein bisschen mehr: Zwei befreundete Schauspielschüler hatten einen Abendkurs in West L.A. verlassen und waren im Auto der jungen Frau zu ihrer Wohnung im Stadtteil Pico-Robertson gefahren. An der roten Ampel Ecke Sherbourne und Pico waren sie einem maskierten Carjacker zum Opfer gefallen, der sie beide in den Kofferraum gesteckt hatte und mehr als eine Stunde mit ihnen herumgefahren war.
    Als der Wagen anhielt und der Kofferraum geöffnet wurde, hatte sich das Paar in pechschwarzer Finsternis
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