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Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21

Titel: Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21
Autoren: Jonathan Kellerman
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würden.
    »Klar«, sagte ich.
    »Im Ernst?«, fragte Montez.
    »Warum nicht?«
    »Die Sache mit Duchay ist nicht besonders reibungslos verlaufen.«
    »Das war auch nicht möglich.«
    »Korrekt. Okay, ich sage ihr, sie soll Sie anrufen und einen Termin vereinbaren. Und ich werde mein Bestes tun, um Ihnen eine Aufwandsentschädigung zu verschaffen. In einem vernünftigen Rahmen.«
    »Vernunft ist immer gut.«
    »Und so selten.«

4
    Michaela Brand kam vier Tage später zu mir.
    Ich praktiziere in meinem Haus oberhalb des Beverly Glen. Mitte November ist die ganze Stadt ein schöner Anblick, und nirgendwo mehr als im Glen.
    Sie lächelte und sagte: »Hallo, Dr. Delaware. Mann, was für ein tolles Haus, mein Name wird Mick ääh -la ausgesprochen.«
    Das Lächeln war schwere Artillerie in der Schlacht, bei der es darum ging aufzufallen. Ich brachte sie durch hohe weiße Flure, in denen unsere Schritte hohl klangen, zu meinem Arbeitszimmer im hinteren Teil.
    Sie war groß, schmalhüftig und vollbusig und hatte einen schwungvollen Gang. Falls ihre Brüste nicht echt waren, legte ihr freies Schwingen werbewirksames Zeugnis für einen großen Künstler am Skalpell ab. Ihr Gesicht war oval und glatt und mit weit auseinanderstehenden aquamarinblauen Augen gesegnet, die ohne große Mühe spontane Faszination simulieren konnten.
    Schwache blaue Flecken an der Seite des Halses waren von Körper-Make-up abgedeckt. Der Rest ihrer Haut war bronzefarbener Samt, der sich über feinen Knochen spannte. Sonnenbank oder eines dieser Sprays, die eine Woche halten. Winzige mokkafarbene Sommersprossen, die sich auf ihrer Nase verteilten, lieferten einen Hinweis auf ihren natürlichen Teint. Breite Lippen, die von Gloss vergrößert wurden. Eine Masse honigfarbener Haare hing über ihre Schulterblätter. Irgendein Stylist hatte sich viel Zeit genommen, der Frisur Fülle zu verleihen und ihr einen lässigen Anschein zu geben. Ein halbes Dutzend Blond-Schattierungen ahmte die Natur nach.
    Ihre schwarze Röhrenjeans hing fast so tief, dass sie sich die Schambehaarung hätte entfernen müssen. Ihre Hüftknochen waren wie glatte kleine Halbkugeln, die nach einem Tangopartner riefen. Ein T-Shirt aus schwarzem Jerseystoff, auf dem in Rheinkieseln Pornostar stand, endete drei Zentimeter über einem Nabel, der ironisch zu lächeln schien. Die gleiche makellose goldene Haut überzog einen straffen Unterleib wie das Fell einer Trommel. Ihre Fingernägel waren lang und französisch manikürt, ihre falschen Wimpern perfekt. Gezupfte Augenbrauen verstärkten die Illusion eines permanenten Überraschtseins.
    Jede Menge Zeit und Geld waren darauf verwendet worden, glückliche Chromosomen zu vermehren. Sie hatte die Justizbürokratie davon überzeugt, dass sie arm war. Wie sich herausstellte, war sie es auch, ihre Kundenkarte war ausgeschöpft, und auf ihrem Girokonto befanden sich zweihundert Dollar.
    »Ich hab meinen Vermieter dazu gebracht, mir einen Monat Aufschub zu gewähren«, sagte sie, »aber wenn ich diese Sache nicht bald in Ordnung bringe und einen neuen Job bekomme, werde ich aus meiner Wohnung geworfen.«
    Tränen traten in die blaugrünen Augen. Haarwolken wurden nach hinten geworfen und aufgeschüttelt, bevor sie sich wieder legten. Trotz ihrer langen Beine hatte sie es geschafft, sich in dem großen ledernen Patientensessel zusammenzurollen und klein auszusehen.
    »Was bedeutet es für Sie, diese Sache in Ordnung zu bringen?«, fragte ich.
    »Wie bitte?«
    »Die Sache in Ordnung zu bringen.«
    »Sie wissen schon«, sagte sie. »Ich muss diesen … diesen Schlamassel ausräumen.«
    Ich nickte, und sie legte ihren Kopf schief wie ein junger Hund. »Lauritz hat gesagt, Sie wären der Beste.«
    Sie nannte ihren Anwalt beim Vornamen. Ich fragte mich, ob sich Montez von anderen Motiven als seiner beruflichen Verantwortung leiten ließ.
    Hör auf, du misstrauischer Kerl. Konzentrier dich auf die Patientin.
    Diese Patientin beugte sich nach vorn und lächelte schüchtern, ihre losen Brüste beulten schwarzen Jerseystoff aus. Ich fragte: »Was hat Mr. Montez Ihnen über diese Untersuchung gesagt?«
    »Dass ich mich emotional öffnen sollte.« Sie rieb sich mit einem Finger den Augenwinkel. Ließ die Hand sinken und fuhr sich mit dem Finger über ein Knie in schwarzem Jeansstoff.
    »Inwiefern öffnen?«
    »Sie wissen schon, nichts vor Ihnen verbergen, einfach so sein, wie ich im Grunde bin. Ich bin...«
    Ich wartete.
    »Ich bin froh, dass Sie es
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