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Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21

Titel: Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21
Autoren: Jonathan Kellerman
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Passivität verfallen war. Als es mit ihm bergab ging, informierte mich Robin. Ich machte es mir zur Gewohnheit, in ihrem Haus in Venice vorbeizuschauen, und ließ mich auf ihrer durchgesessenen Couch nieder, während sie in ihrem Atelier ein Stück den Flur hinunter Saiteninstrumente baute oder restaurierte.
    Spike erlaubte mir tatsächlich, ihn zu halten, und bettete seinen Betonschädel unter meinem Arm zur Ruhe. Blickte von Zeit zu Zeit mit Augen zu mir auf, die der graue Star mit einem hellen Film überzogen hatte.
    Jedes Mal, wenn ich ging, lächelten Robin und ich uns kurz an, ohne je darüber zu reden, was unmittelbar bevorstand, oder über irgendetwas anderes.
    Als ich Spike zum letzten Mal sah, weckten ihn weder das Klopfen von Robins Holzhammer noch das Heulen ihrer Elektrowerkzeuge, und sein Muskeltonus war schlecht. Sogar Leckerbissen, die vor seiner verkrusteten Nase hin und her baumelten, riefen keine Reaktion hervor. Ich beobachtete das langsame, schwerfällige Auf und Ab seines Brustkorbs, lauschte seinem rasselnden Atmen.
    Stauungsinsuffizienz. Der Tierarzt sagte, er wäre müde, hätte aber keine Schmerzen, es gäbe keinen Grund, ihn einschläfern zu lassen, es sei denn, wir könnten es nicht ertragen, ihn auf diese Weise sterben zu sehen.
    Er schlief auf meinem Schoß ein, und als ich seine Pfote anhob, fühlte sie sich kalt an. Ich rieb sie zwischen meinen Händen, bis sie wieder warm wurde, blieb noch eine Weile sitzen, trug ihn zu seinem Körbchen, legte ihn sanft hinein und küsste ihn auf die knubbelige Stirn. Er roch erstaunlich gut, wie ein Sportler, der gerade geduscht hatte.
    Als ich das Haus verließ, arbeitete Robin an einer alten F5-Mandoline von Gibson. Ein Instrument im sechsstelligen Bereich, das äußerste Konzentration erforderte.
    Ich blieb an der Tür stehen und warf einen Blick zurück. Spikes Augen waren geschlossen, und sein plattes Gesicht war friedlich, fast wie das eines Kindes.
    Am nächsten Morgen keuchte er dreimal und verschied in Robins Armen. Sie rief mich an und gab mir schluchzend die Einzelheiten durch. Ich fuhr nach Venice, hüllte den Leichnam in eine Decke, rief das Einäscherungsunternehmen an und stand da, als ein netter Mann das erschreckend kleine Bündel mit sich nahm. Robin war in ihrem Schlafzimmer und weinte immer noch. Als der Mann wegfuhr, ging ich hinein. Eins führte zum anderen.
     
     
    In der Zeit, als Robin und ich getrennt waren, tat sie sich mit einem anderen Mann zusammen, und ich verliebte mich eine Weile in eine kluge, schöne Psychologin namens Allison Gwynn.
    Ich traf mich von Zeit zu Zeit immer noch mit Allison. Gelegentlich kam die physische Anziehungskraft, die wir beide empfanden, zu ihrem Recht. Soweit ich wusste, traf sie sich mit keinem anderen Mann. Ich nahm an, dass es nur eine Frage der Zeit war.
    Silvester hatte sie in Connecticut bei ihrer Großmutter und einer Schar von Cousins und Cousinen verbracht.
    Zu Weihnachten hatte sie mir eine Krawatte geschickt. Ich hatte mich mit einer viktorianischen Granatbrosche revanchiert. Ich war mir immer noch nicht klar darüber, was schiefgegangen war. Dann und wann beschäftigte es mich, dass ich offenbar unfähig zu einer längeren Beziehung war. Manchmal fragte ich mich, was ich sagen würde, wenn ich in dem anderen Sessel säße.
    Dann sagte ich mir, dass Introspektion das Gehirn verfaulen lassen konnte und es besser wäre, sich auf die Probleme anderer Leute zu konzentrieren.
    Es war Milo, der schließlich um neun Uhr an einem kalten, trockenen Montagmorgen für Ablenkung sorgte, eine Woche nach der Entscheidung im Fall der angeblichen Entführung.
    »Erinnerst du dich an das Mädchen, das du untersucht hast - Mikki Brand, die ihre Entführung vorgetäuscht hat? Letzte Nacht hat man ihre Leiche gefunden. Erwürgt und erstochen.«
    »Ich wusste nicht, dass ihr Spitzname Mikki war.« Was man so sagt, wenn man auf dem falschen Fuß erwischt wird.
    »Ihre Mutter nennt sie so.«
    »Sie wird es wissen«, sagte ich.
     
     
    Ich traf ihn vierzig Minuten später am Tatort. Der Mord hatte irgendwann am Sonntagabend stattgefunden. Inzwischen war die Gegend gereinigt und abgeschabt und analysiert worden, das gelbe Absperrband hatte man wieder entfernt.
    Die einzigen Überreste der Brutalität waren kurze Stücke des weißen Seils, das die Fahrer des Gerichtsmediziners benutzen, um die Leiche festzubinden, nachdem sie sie in strapazierfähiges, durchsichtiges Plastik gewickelt haben. Dünnes
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