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Blutbraut

Blutbraut

Titel: Blutbraut
Autoren: Lynn Raven
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Eingang zur Gasse verschwamm, wurde unscharf, als sei er da und irgendwie doch nicht. Cris stöhnte. Ich befreite meine Hand aus seiner. Er bemerkte zu spät, was ich tat, schüttelte den Kopf. Der eine vor uns schnalzte mit der Zunge, schaute Cris an.
    »Was wohl der gute Joaquín dazu sagen wird?« Wozu auch immer er etwas sagen sollte, er sollte daran ersticken. Seine Augen wanderten weiter zu mir. »Weglaufen ist vollkommen zwecklos, meine Liebe.« Er lächelte. Ich konnte seine Eckzähne sehen. Vampir! In meiner Brust zogen sich meine Lungen zusammen. Jetzt nicht! Bitte, lieber Gott, jetzt nicht! Atmen, Lucinda! Atmen! Einer meiner Anfälle war das Letzte, was ich jetzt gebrauchen konnte!
    Die Männer hinter uns hatten in ein paar Metern Distanz Stellung bezogen. Vor mir ballte Cris die Fäuste. Wollte er etwa mit ihnen kämpfen? Er hatte keine Chance. Selbst das Messer in meiner Hosentasche kam mir auf einmal wie ein schlechter Scherz vor. Sie würden ihn umbringen. Er war für sie ohne Bedeutung. Sie würden ihn umbringen, nur weil er bei mir war. Bei mir. Einer Blutbraut.
    »Lauf!« Erst als Cris mir einen hastigen Blick über die Schulter zuwarf, war ich sicher, dass das Wort über meine Lippen gekommen war. »Lauf!« Seine Augen weiteten sich. Ich zwang meine Beine, sich zu bewegen, schob mich an ihm vorbei. Seine Hand schloss sich um meinen Arm. Versuchte, mich zurückzuhalten. Das Lächeln des einen wurde verächtlich.

    »Wie rührend – «
    Der Wagen hielt keinen Meter neben uns. Ein zweiter knapp dahinter. Türen wurden aufgerissen. Eine Stimme zischte: »Einsteigen! «, während ich zugleich um die Mitte gepackt, rückwärts herumgerissen wurde. Ich konnte nur erschrocken aufkeuchen. Cris stolperte von mir weg, wurde auf den anderen Wagen zugezerrt. Jemand heulte wutentbrannt: »Rafael!«. Etwas raste auf uns zu – etwas, von dem ich wusste, dass es wehtun würde – und zerfaserte knapp vor mir zu nichts. Ein Lachen dicht neben meinem Ohr, zugleich ein Stoß, ich landete verdreht auf dem Rücksitz des Autos, schlug mir das Knie an, ein Mann direkt hinter mir, die Tür schlug zu. Ich versuchte hochzukommen. Reifen quietschten, ich fiel auf das Polster.
    »Zum Flughafen, Felipe!« Dieselbe Stimme, die eben noch ›Einsteigen‹ gezischt hatte. »Wir haben, was wir wollten.« Oh mein Gott. Sie gehörten zu ihm. »Komm hoch, Kleines!« Eine Hand an meinem Arm. Ich riss mich los. Flüchtete in die andere Ecke des Rücksitzes, drückte mich gegen die Tür. Nur kurz glaubte ich, Cris auf dem Beifahrersitz des Wagens hinter uns zu sehen. Sie nahmen ihn mit. Nein! Schlagartig zitterte ich.
    »Er hat nichts damit zu tun …« Die Worte waren mehr ein Stöhnen. Meine Lungen weigerten sich, etwas anderes als kurze, japsende Atemzüge zuzulassen. Panisch tastete ich hinter mich. Der Mann neben mir runzelte verständnislos die Stirn. Seine Haut war hell, blass, nur mit einem Hauch Gold überzogen. Augen wie fahles blaues Eis. Mit einer nachlässigen Bewegung strich er sich sein weißblondes Haar zurück. Kinnlang. Schön wie ein Engel. Und nicht viel älter als Cris; ungefähr in seinem Alter.
    Er war nicht wie sie. Kein Hexer der Hermandad. Und auch
kein Nosferatu. Er fühlte sich zumindest nicht so an. Und trotzdem war er … anders.
    Endlich fand ich den Türgriff hinter meinem Rücken. Ich zerrte daran. Nichts rührte sich. Beinah hätte ich geschluchzt. Sie gehörten zu IHM. »Ihr müsst ihn gehen lassen …«
    Das Stirnrunzeln wurde unwillig. »Ihn gehen lassen wie ›ihn in Boston zurücklassen‹? – Ja, natürlich.« Er lachte spöttisch. Ich sah seine Eckzähne. Keine Reißzähne. Und doch … fast. »Ezra würde ihn Stück für Stück auseinandernehmen, als Vergeltung dafür, dass ich seinem Schoßhund Abner gerade Joaquín de Alvaros Blutbraut direkt vor der Nase weggeschnappt habe – im wahrsten Sinne des Wortes. Und das auch noch in Boston, seiner Hochburg. Als Patron der Cohen-Familie könnte er so etwas gar nicht ungesühnt lassen.« Ein kurzer Blick durch das Heckfenster zu dem Wagen hinter uns, dann sah er mich wieder an. »Ganz nebenbei wird Joaquín selbst ein klitzekleines Hühnchen in der Größenordnung eines Truthahns mit dem lieben Cris rupfen wollen.«
    »Nein. Er hat doch mit alldem gar nichts tun.« Woher kannte er Cris’ Namen? Wie lange beobachteten sie mich schon? Oh Gott, Cris, es tut mir so leid! Ich wollte nicht, dass das passiert, dass du da mit hineingezogen wirst …
    Der
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