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Blutbraut

Blutbraut

Titel: Blutbraut
Autoren: Lynn Raven
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Wagen bog um eine Kurve, Gebäude huschten vorbei. Noch zwei Ampeln und wir waren auf der Massachusetts Turnpike – und dann war es zu spät. Ich presste mich fester gegen die Tür. Vor uns die erste Ampel. Sie sprang auf Gelb, dann auf Rot. Der Wagen wurde langsamer.
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Nichts zu tun?«, brummte er abfällig.
    Ich stieß mich von der Tür ab, versuchte, zwischen und über
die Vordersitze hinwegzuklettern. Der Fahrer jaulte, als ich ihm unabsichtlich das Knie in den Nacken rammte, der andere erwischte mich am Bund meiner Jeans, riss mich zurück. Ich schrie, klammerte mich an den Lehnen fest, trat um mich. Er fluchte, wich mir aus, löste meine Finger mit Gewalt.
    »Hör auf! Ich will dir nicht wehtun müssen. – Fahr, Felipe! Keine Stopps mehr. Scheiß auf die Ampeln!«
    Der Wagen setzte sich wieder in Bewegung. Ein Ruck, ich heulte auf, landete halb neben, halb auf ihm auf dem Sitz. Er packte mich bei der Jacke, versuchte, mich von sich herunter-und wieder neben sich zu zerren. Ich fuhr mit der Hand in meine Hosentasche, zog sie mit dem Messer wieder hervor, ließ die Klinge herausspringen, rammte sie ihm in den Oberschenkel. Er brüllte. Ich warf mich auf die Tür auf seiner Seite zu. Der Fahrer trat auf die Bremse, versuchte, nach mir zu greifen. Hinter uns kreischte eine zweite Bremse. Lauf, Cris! Plötzlich war etwas zwischen meinen Beinen, riss sie mir weg. Die Seitenscheibe. Direkt vor mir! Ich schlug mit der Stirn dagegen, war unvermittelt auf dem Boden zwischen den Vorder – und Rücksitzen, ohne zu wissen wie, warum. Eine seltsam klebrige Wärme war an meiner Stirn, meinem Arm. Eine Stimme über mir. Grollend. Benommen wollte ich mich aufsetzen. Mein Kopf pochte. Der Wagen bewegte sich nicht mehr. Vor mir wurde die Tür geöffnet. Kalte Nachtluft wehte herein. Jemand stand davor. Schwarze Hosen. Mit vielen Taschen. Ich wollte daraufzukriechen. Eine Hand in meinem Nacken hielt mich nieder.
    »Rafael, was zum Teufel …«
    »Cris!« Ich wimmerte, schluchzte.
    »Halt die Klappe, Cristóbal.« Wieder die Stimme. Dann war sie ganz dicht an meinem Ohr. »Ich hatte gehofft, wir könnten
das nett und freundlich über die Bühne bringen, aber ich werde keine weiteren blauen Flecken an dir vor Joaquín verantworten, Kleines. Ganz zu schweigen von noch mehr Blut.« Ich sah das Glänzen nur aus dem Augenwinkel. Die Nadel einer Spritze. Etwas in mir wusste, ich musste mich bewegen, es wenigstens versuchen … Ein Stich in der Schulter. Ein Brennen. Trübe, die sich wie ein Sack über mich stülpte … Jemand jammerte, leise und hell. Mehrere Hände. Hievten mich in die Höhe. Der Sitz. Ich sank gegen die Rückenlehne, rutschte halb zur Seite. Ein Griff an der Schulter. Zurück in die Senkrechte. Zumindest ein Stück. Berührung an meinem Gesicht, meinen Lidern. Grelles Licht in meinen Augen. Schmerzhaft. Das Jammern war einem schwachen Klagen gewichen.
    »In Ordnung. Sie ist nicht ganz weg, aber sie wird uns keine Schwierigkeiten mehr machen, bis wir in der Luft sind. – ¡Que duermas bien, tigresa!« Die Berührung verschwand. Unter meiner Wange war das Polster. »Sehen wir zu, dass wir von hier wegkommen, bevor Ezra ein paar Fäden in seiner Domäne zieht und den Flughafen dichtmacht. – Das alles wird deinem Bruder gar nicht gefallen. Hoffentlich hast du eine verdammt gute Erklärung dafür.« Murmeln. »Mach das mit Joaquín aus, nicht mit mir.« Die Tür schlug zu. Der Wagen setzte sich in Bewegung, beschleunigte. Lichter huschten draußen vorbei. Huschten. Huschten.
    Cristóbal … deinem Bruder … Nein! Oh nein! Cris … Die Lichter huschten weiter. Huschten …
     
    Kälte strich über mein Gesicht. Die Lichter standen still.
    »… dann nimm du sie. Besser, als dass ich sie am Ende fallen lasse …«

    Arme, die mich hochhoben. Mein Kopf fiel gegen eine Schulter. Vertrauter Geruch. Cris. Ich lehnte mich an ihn. Aber da war etwas … etwas, das mit Cris zu tun hatte. Cris, der … was?
    Rauer Wind. Ich schmiegte mich fester an Cris. Stufen, aufwärts.
    »… können jederzeit starten, Rafael …«
    Die Arme setzten mich ab. Ein anderes Polster unter meiner Wange. Kühler. Glatter. Ein hohes Pfeifen erwachte irgendwo.
    »… sieh an. Abner und seine Freunde. Schicker Ferrari. Aber kanariengelb? Autsch. Bisher dachte ich, nur Nosferatu hätten ein Problem mit Farben … Bring uns in die Luft, Lope, bevor sie uns den Weg abgeschnitten haben … Schnall sie an.«
    Ein Schatten
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