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Blutbraut

Blutbraut

Titel: Blutbraut
Autoren: Lynn Raven
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seinen Vorschlag in Grenzen hielt, entging ihm nicht. »Oder sollen wir lieber zum Fish Pier und dort etwas essen?« Er wusste, dass ich das Wasser – und vor allem das Meer – liebte. Wenn sich die Wellen vor mir bis zum Horizont erstreckten, hatte das für mich etwas von schierer Unendlichkeit. Und Freiheit. Damit hatte er mich am Haken – weitestgehend zumindest.
    »Das ist aber auch nicht gerade um die Ecke.« Zum Fish Pier war es zu Fuß eine knappe halbe Stunde. Normalerweise machte mir die Entfernung nichts aus, aber es hatte heute den ganzen Tag geregnet und die Jacke, die ich an den Riemen meiner Tasche geknotet hatte, war eigentlich zu dünn für diese Jahreszeit. Vor allem in Kombination mit einer Spitzenbluse. Obendrein war Bratt auf die grandiose Idee verfallen, dass hochhackige Schuhe seinen Mädels zu längeren Beinen verhalfen, was für ihn potenziell mehr Umsatz bedeutete. Ich hatte die ungewohnten Riemchensandalen mit einem kleinen Absatz zwar längst wieder gegen meine bequemen Docs getauscht, trotzdem taten mir die Füße weh.
    »Mein Wagen steht nur ein paar Straßen weiter.« Er streckte mir auffordernd die Hand hin. Als hätte er einkalkuliert, dass es für mich wieder der Pier sein würde, wenn er mir die Wahl ließ. Ich ergriff sie. Warm und fest schlossen sich seine Finger um meine, drückten sie kurz. Fühlte sich so Geborgenheit an? Cris bedachte mich noch einmal mit jenem ganz bestimmten Lächeln, dann drehte er sich um und bahnte uns einen Weg durch das Gedränge um die Bar herum. Josh zwinkerte mir grinsend zu, als wir auf seiner Höhe waren, und ich musste mich zusammenreißen, um ihm nicht den Mittelfinger zu
zeigen. Cris zog mich unbeirrt weiter Richtung Ausgang. Meine Hand fest in seiner.
    Sobald wir die Bar und die Tanzfläche hinter uns gelassen hatten und aus den ›Katakomben‹ des Forty-two heraus waren, löste das sanfte Licht stylish-moderner Wandlampen das dämmrige Halbdunkel ab. Mit jedem Schritt, den wir die breite Treppe ins Erdgeschoss und damit in den Eingangsbereich hinaufstiegen, blieb die Musik weiter hinter uns zurück. Dafür wurde das Stimmengewirr vor uns lauter. Wie jeden Abend konnte die Security sich nicht über Arbeitsmangel beklagen. Marcus und Glen schenkten uns nur flüchtig ihre Aufmerksamkeit. Sie interessierte mehr, was in den Club hineinwollte als was ihn verließ – solange Letzteres weder betrunken war noch randalierte. Lisa, neben den beiden Hünen die heutige Quotenfrau für potenzielle Leibesvisitationen bei weiblichen Gästen, winkte mir zu und fächelte sich mit einem vielsagenden Blick auf Cris theatralisch Luft zu, bevor sie eine zierliche Blondine und ihren Begleiter durchnickte. So harmlos sie wirkte: Mochte Gott dem gnaden, der sich mit ihr anlegte.
    Cris grinste und hob meine Finger in einem kurzen Kuss an seine Lippen, während wir an ihr vorbeigingen; woraufhin Lisa eine Schnute zog und dramatisch den Handrücken gegen die Stirn legte. Ich zwang mich zu einem Lächeln und winkte ihr meinerseits – schon fast an der Tür – zu. Sie gehörte zu denen, die ich besonders vermissen würde.
    Draußen begrüßte uns kühle, feuchte Nachtluft. Der Asphalt glänzte. Pfützen schimmerten im Licht der Straßenlaternen. Es musste auch während meiner Schicht geregnet haben.
    »Da lang.« Cris legte mir den Arm um die Schultern und wandte sich mit mir nach rechts, weg von der Menschentraube,
die noch darauf wartete, ins Forty-two gelassen zu werden. Ich wagte es, mich in seine Berührung zu schmiegen. Und wünschte mir einmal mehr, das hier für immer haben zu können. Nur dass meine Wünsche sich gewöhnlich nie erfüllten. Auf der anderen Straßenseite stand ein silbergrauer Sedan. Ich stockte für den Bruchteil einer Sekunde. Mein Herz klopfte plötzlich schneller. Zwei Männer saßen darin. Der auf der Beifahrerseite sah von seinem Handy auf, über die Straße. Sein Blick fiel auf Cris und mich, wanderte weiter, kehrte zu seinem Handy zurück. Bestimmt warteten sie nur auf jemanden. Vielleicht die Bodyguards irgendeines Gastes im Forty-two. Wahrscheinlich.
    »Alles in Ordnung?« Cris’ Frage ließ mich zusammenzucken.
    Ich nickte schnell, lächelte ihn an. »Ja. Alles bestens.« Wie gut ich doch im Lügen war. Aber ich würde nicht zulassen, dass mein Leben mir das mit Cris zerstörte. Niemals. Nicht, wenn ich es irgendwie verhindern konnte.
    Er neigte den Kopf ein wenig, musterte mich prüfend.
    »Vielleicht ein bisschen
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