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Blutbeichte

Blutbeichte

Titel: Blutbeichte
Autoren: Alex Barclay
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…«
    Joe reichte ihm ein Küchentuch. »Weißt du, Nic, man kann es spüren, wenn ein Sohn seinen Vater liebt. Bobby hat dich geliebt. Er hat sich Sorgen um dich gemacht und hat es auf seine Art gezeigt.«
    Nic lächelte. »Ja. Und dabei ist er schnell in Wut geraten.«
    »Das hast du gesagt«, widersprach Joe. »Ja, stimmt, er hat es nicht besonders deutlich zum Ausdruck gebracht. Aber es war ihm piepegal. Letzte Woche hat er mich zur Schnecke gemacht.«
    »Ach ja?«
    Joe nickte. »Ja. Ich musste mit ihm raus auf den Flur.«
    Nic lächelte. »Das ist mein Junge.«
    »Das hätte er nicht getan, wenn es ihm egal gewesen wäre.«
    Im Büro herrschte Schweigen. Niemand wusste, was er sagen sollte. Pace war nach Hause gegangen. Cullen war gerade gekommen.
    »Ich kann nicht glauben, dass sie ihn nicht sofort gefunden haben«, stieß er verwundert hervor.
    »Es war ein einziges Chaos«, erklärte Joe ihm. »Wir wollten nicht, dass am Tatort alle hin und her laufen und mögliche Beweismittel vernichten. Wir wussten nicht, was wir dort finden.«
    »Ja, Blakes ganzes Leben spielte sich in diesem Haus ab. Dort hat er den Zahnersatz für Valtry angefertigt …«, begann Danny.
    »Moment mal«, unterbrach Joe ihn. »Hast du da irgendwelches Material gesehen, das Zahntechniker für ihre Arbeit brauchen?«
    »Ja. Erinnerst du dich nicht? Die Schleifgeräte, die Präzisionsinstrumente …«
    »Ja, aber da waren keine Zähne, keine Modelle, kein Porzellan. Nichts von dem Zeug, das wir im Labor gesehenhaben.« Er schaute Danny an. »Wir müssen uns das Haus noch einmal vornehmen.«
    »Wieso?«
    »Ich glaube, er hält Mary da gefangen.«
    Danny und Joe parkten den Wagen in der Remsen Street und gingen zu Fuß zur Willow Street. Ein Stück von Preston Blakes Haus entfernt blieben sie stehen.
    »Wir können nur durch die Kellertür unter der Veranda hinein.« Joe zeigte auf die Tür. »Durch die Explosion ist die Rückseite des Hauses eingestürzt.« Sie liefen zu der Tür, die mit einem Vorhängeschloss versehen war. Auf der Tür klebten ein Siegel der Feuerwehr und eine Telefonnummer, die man anrufen konnte, wenn man Zugang zum Haus wünschte.
    »Ich ruf schnell da an«, sagte Danny.
    Fünfzehn Minuten später trafen zwei Mitarbeiter des Notdienstes ein und öffneten die Tür zum feuchten Keller. Der Geruch von Rauch hing noch in der Luft.
    »Das ist sie.« Joe riss die Augen auf. »Die Falltür im Keller, die es angeblich nicht gab.«
    Ein schrecklicher Gestank schlug ihnen entgegen, als sie die Falltür anhoben. Es roch so entsetzlich, dass sie sich abwandten. Danny presste eine Hand auf den Mund und rang nach Atem.
    »O Gott«, stieß Joe hervor. »Verdammt.«
    Danny nahm die Hand vom Mund und wischte die Tränen weg, die ihm in die Augen traten. »Unglaublich. Das ist …« Er atmete laut aus. »Gütiger Himmel.« Danny starrte auf die Leiter, die senkrecht nach unten führte.
    »Ich gehe zuerst«, sagte Joe. »Du kannst mir mit der Taschenlampe den Weg leuchten.«
    Danny richtete den Lichtstrahl auf die Leiter, als Joe hinunterstieg. Dann reichte er ihm die Taschenlampe und folgte ihm in den kleinen, beengten Verschlag.
    »Was ist denn das, verdammt?«, fragte Danny.
    Als Joe den Lichtstrahl seiner Taschenlampe von links nach rechts gleiten ließ, brach das Licht sich an den Gitterstangen einer Gefängniszelle. Gegenüber an der Wand stand ein Fernseher auf einem Bord; daneben befand sich ein Lichtschalter. Joe streckte den Arm danach aus, um die Lampe einzuschalten.
    »Nein!«, rief Danny. »Drück bloß nicht auf den Schalter!«
    »Verdammt!« Joe zog hastig die Hand zurück. »Hast du mir einen Schrecken eingejagt.«
    Danny ging zu der Zelle. Als er sich der Quelle des Gestanks näherte, schnürte sich ihm die Kehle zu. In der Ecke neben dem Bett stand ein Eimer voller Exkremente. Die Flüssigkeit war beinahe gänzlich verdunstet, und in den festen Teilen, die sich allmählich auflösten, wimmelte es von Ungeziefer. Fliegenschwärme summten zwischen dem Eimer und einem Teller mit verdorbenem Essen, der auf einem Tablett neben der Tür stand, hin und her. Joe beleuchtete den hellen Porzellanteller und sah den winzigen olivgrünen Fleck der Exkremente, die sie zurückgelassen hatten. Danny lief zur Treppe, doch es gelang ihm, den Brechreiz zu unterdrücken, ohne sich zu übergeben.
    »Wie kann jemand nur so leben?«, sagte Danny, der sich ein Taschentuch vors Gesicht hielt.
    »Er ist ein gebrochener Mann. Vermutlich ist er
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