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Blut will Blut

Blut will Blut

Titel: Blut will Blut
Autoren: Linda Barnes
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Jeder muß eine Wahrheit sagen...»
    «Etwas, was du noch nie
jemandem erzählt hast!» ergänzte Emma.
    «Muß es etwas über einen selbst
sein?» fragte Georgina unsicher.
    «Es sei denn, du kennst Klatsch
und Tratsch über einen der anderen Anwesenden!»
    «Wer fängt an?»
    «Emma!» sagte Greg energisch.
«Sie hat die reißerischste Vergangenheit, erzählt die faszinierendsten
Geschichten und braucht immer eine Ewigkeit. Und dann läuft uns die Zeit weg,
und es braucht kein anderer mehr was preiszugeben.»
    Emma schüttelte den Kopf.
«Nein, fangen wir doch lieber mit einem Neuen an», sagte sie kokett. «Frisches
Blut. Wie wär’s mit dir, Michael?»
    «Nein!» sagte Georgina. Sie
errötete und schaute sich im Kreis um. «Das ist nicht fair. Ich meine, heute
ist immerhin sein erster Tag, und...»
    Spraggue lächelte die kleine
Blondine dankbar an. Er hatte ein paar Wahrheiten, die er lieber für sich
behalten würde.
    Greg lachte. «Dann machst du den Anfang, Georgie. Du wirst Michaels Platz einnehmen.»
    «Komm schon», sagte Emma leise.
«Erzähl uns eine kleine Teeny-Wahrheit, und schon lassen wir dich in Ruhe.»
    Georgina holte tief Luft und
sah niemanden an. «Da es ja sowieso schon jeder zu wissen scheint», gestand sie
schließlich, «mache ich’s jetzt offiziell. Ich bin in Arthur Darien verknallt.
Ich stehe auf ältere Männer.»
    Emma hob eine perfekte
Augenbraue. «Warum dann nicht Grayling? Der ist älter wie nur was... und er
lechzt nach dir!»
    «Hast du deshalb das
Bild von diesem alten Tattergreis in deiner Garderobe?» fragte Greg
gleichzeitig. «Vielleicht ein Freund, Georgie?»
    «Mein Großvater!» Die Röte
breitete sich über Georginas Wangen und den Hals aus. «Und wo wir schon bei
Wahrheiten sind, es wäre mir lieber, wenn ihr mich Gina nennen würdet, nicht
Georgina. Gina ist mein Künstlername.»
    «Genau das ist es ja»,
antwortete Greg. «Gina klingt schon wie ein Künstlername. Manche Frauen
sind Ginas, andere sind Georgies. Für mich bist du eine Georgie.»
    «Du bist dran, Greg», sagte
Emma. Georgina warf ihr ein erleichtertes Lächeln zu.
    «Gehen wir den Kreis doch
lieber andersherum», sagte Greg.
    «Nein, lieber nicht», meinte
Spraggue.
    «Komm schon!»
    «Okay, okay! Wie wär’s damit?
Kurz und süß.» Greg brachte die anderen mit erhobenen Händen zum Schweigen.
«Als ich elf war, habe ich mit meinem Cousin ersten Grades geschlafen.»
    «Und war dein Cousin ein Er
oder eine Sie?» hakte Emma honigsüß nach.
    «Na, na, Herzchen. Keine
Erklärungen. Eine schlichte, einfache Wahrheit, das ist alles. Und ich
versichere dir, es ist die Wahrheit, und ich habe auch noch niemals jemandem davon erzählt.» Er nickte Eddie zu, der als nächster im Kreis saß.
«Womit wir bei dir wären.»
    Eddies große blaue Augen
richteten sich auf einen Punkt in der Mitte des Kreises. «Arthur Darien trinkt
wieder», sagte er ruhig. «Der Druck und Streß muß ihm an die Nieren gehen.»
    Schweigen legte sich über den
Kreis. Dann sprachen alle gleichzeitig.
    «Woher weißt du das?»
    «Affenscheiße!»
    «Hast du ihn gesehen?»
    «Das ist keine Wahrheit, das
ist nur eine Meinung.»
    «Der nächste!»
    «Wollt ihr nicht mal drüber
reden?» fragte Eddie. «Nur noch eine Woche bis zur Premiere? Ein neuer Dr.
Seward. All diese merkwürdigen Zwischenfälle...»
    «Halt den Mund!» Emmas
haßerfüllte Stimme erschreckte alle. «Ich bin jetzt dran, und ich sage euch die
Wahrheit. Dies hier ist die erste Aufführung, in der ich eine Hauptrolle habe,
von der ich überzeugt bin, daß etwas dabei herauskommt! Ich will, daß es gut
wird! Und ich bin nicht das Ensemble-Gespenst! Ich finde, das ist eine
gute Wahrheit, und ich möchte, daß ihr sie alle wiederholt. Wir gehen einfach
reihum und wollen doch mal sehen, ob jeder das gleiche sagen kann.»
    «Moment», jammerte Greg. «Emma,
das hier ist doch nur ein Spiel. Ich wollte nicht, daß es so ernst
wird...»
    «Ich bin bereit mitzuspielen»,
sagte Georgina ruhig.
    «Steigt irgendwer aus?» fragte
Emma.
    Vollkommene Stille.
    «Jeder an seinen Platz!» kam
eine kräftige Frauenstimme von der Bühne. «Auf geht’s! Erster Akt, dritte Szene!»
     
     
     
     

Kapitel Vier
    Eine erstarrte Sekunde lang
rührte sich niemand. Dann herrschte das absolute Chaos. Spraggue fand sich
plötzlich allein wieder, saß im Schneidersitz auf dem goldenen Plüschteppich.
Erster Akt, dritte Szene! Fieberhaft blätterte er in dem blau gebundenen
Manuskript, fand die Szene
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