Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blut will Blut

Blut will Blut

Titel: Blut will Blut
Autoren: Linda Barnes
Vom Netzwerk:
gewesen sein. Das hat ihn wirklich geschafft.»
    Spraggue nickte nur. Darien
hatte um die Besprechung gebeten — sie verlangt. Sobald er seine Tiraden
satt hatte, würde Spraggue die ganze Geschichte hören.
    «Hören Sie, Michael», sagte
Darien unvermittelt. «Die Bloody Marys, die ganzen verdammten Streiche... es
gibt da eine Querverbindung zur Dracula-Legende. Zum Beispiel der Knoblauch,
den der Dreckskerl in Minas Nähkorb gelegt hat.»
    «Das vertreibt die Vampire»,
meinte Spraggue.
    «Genau.» Darien strahlte
anerkennend. «Und wenn man einen Vampir umbringt, muß man seinen Kopf
abschneiden und den Mund mit Knoblauch ausstopfen.»
    «Angenehme Aufgabe.»
    «Verhindert, daß er wieder
aufersteht.»
    «Dazu dürfte der abgetrennte
Kopf allein schon reichen.»
    «So lautet die Legende.»
    «Richtig. Wer hat die Ladung
Knoblauch abbekommen, Arthur? Wer spielt die Mina?»
    «Caroline Ambrose. Sie erinnern
sich an sie? Tony Award. Großartige Schauspielerin. Ich habe eben eine
sagenhafte Besetzung, ein absolut hochkarätiges Ensemble...»
    «Arthur», unterbrach Spraggue.
Er konnte es Darien nicht übelnehmen, so schnell wie möglich um das Thema
Ambrose herumzuschippern. Caroline Ambrose: sie allein reichte schon, daß ein
Schauspieler auf sein gutbezahltes Engagement verzichtet. «Wissen Sie,
Knoblauch in Nähkörben kommt mir nicht sehr apokalyptisch vor.»
    «Michael, das ist doch nur die
Spitze des Eisberges. Auf der Bühne flackern die Scheinwerfer. Irgendwer summt
diese quälende, schaurige Melodie, was allein schon völlig ausreicht, einem das
Blut in den Adern erstarren zu lassen. Schauspieler sehen unheimliche Gestalten
in der Dunkelheit...»
    Darien starrte ihn beim
Sprechen an. Spraggue ertrug den prüfenden Blick bewegungslos und entspannt.
Wenigstens das hatte er auf der Royal Academy of Dramatic Art gelernt.
Spraggue unterdrückte ein Lächeln. Hatte er Dariens berühmtem stechendem Blick
bei ihrem ersten Treffen genausogut standgehalten? Er bezweifelte es. Er war
damals — wieviel? — neun, zehn Jahre jünger gewesen. Einundzwanzig erst,
Studienabbrecher von Harvard, nur ein kleiner Anfänger aus einem britischen
Repertoire-Ensemble, der nach London gekommen war, um bei Arthur Darien vorzusprechen,
dem berühmten amerikanischen Regisseur.
    «Warum sagen Sie mir nicht den
wirklichen Grund, warum Frank gekündigt hat?» sagte Spraggue.
    Darien holte tief Luft, blies
seine rosigen Baby-Wangen auf. Er suchte nach einer Möglichkeit, der Antwort auszuweichen,
gab dann auf und zuckte die Achseln. «Frank Hodges hatte eine Leidenschaft für
Wodka. Zu Hause mixte er sich eine ganze Kanne Drinks, füllte eine
Thermosflasche ab und deponierte diese dann in seiner Garderobe. In den Pausen
hat er sein geheimes Proviantlager aufgesucht. Wirklich richtig übertrieben hat
er’s eigentlich nie. Ich würde nie mit einem Alkoholiker zusammenarbeiten...»
Dariens Stimme drohte sich zu verlieren, wurde dann wieder kräftiger. «Wie ich
schon sagte, er hat’s im Griff gehabt. Und dann, vor zwei Tagen, flitzt er
runter, schenkt sich einen auf die Schnelle ein, kippt das Zeug, und...» Darien
legte eine dramatische Pause ein.
    Er kann einfach nicht anders,
dachte Spraggue. Er ist schon solange mit Schauspielern zusammen. Grinsend
stahl er Darien die Pointe. «Und irgendwer hatte Franks Bloody Marys mit der
wöchentlichen Blutspende fürs Rote Kreuz vertauscht.»
    «Man mußte nicht mit dem Kerl
reden! Man mußte ihn sich nicht mal ansehen ! Er hatte sich übergeben.
Hatte immer noch Spritzer an den Mundwinkeln...»
    «Ja, ich kann’s mir ungefähr
vorstellen.»
    «Frank hat gekündigt. Er ließ
nicht mal mit sich reden. Sagte, im Ensemble gäbe es einen Irren. Ich konnte
ihn nicht halten.»
    «Arthur», sagte Spraggue,
«bieten Sie mir vielleicht eine Rolle in Ihrem Stück an?»
    Darien entspannte sich und
lächelte zufrieden. «Ich habe schon immer gesagt, Sie wären ein Bastard. Ich
erzähle Ihnen ein paar Hintergrundinformationen, Michael. Es ist nicht einfach
zu erklären, und es wird eine Weile dauern.»
    «Dann geht es also nicht um
eine Rolle», erwiderte Spraggue. Zeit für den alten finanziellen Touch.
    «Verdammt! Setzen Sie sich! Ja,
es geht um eine Rolle, ja, aber da ist noch etwas, etwas mehr.»
    «Geld?»
    «Nein.»
    Spraggue setzte sich. Darien
spielte nervös mit einer Pfeife, zündete sie an.
    «Der Rauch stört Sie doch
nicht, oder?» erkundigte er sich.
    «Ich werde das Fenster
aufmachen.»
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher