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Blut will Blut

Blut will Blut

Titel: Blut will Blut
Autoren: Linda Barnes
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deutliche Röte auf
dem rundlichen Gesicht, kam schnurstracks auf Spraggue in der ersten Reihe
zugesteuert.
    «Schon wieder eine Pause, in
der das Stück umgeschrieben wird!» verkündete sie stöhnend. «Und es wird mein Text sein, der rausfliegt. Jedesmal, wenn ich auf der Bühne den Mund aufmache, spüre ich förmlich, wie Darien leidet. Ist dir das auch aufgefallen?»
    «Nein», erwiderte Spraggue
wahrheitsgemäß. «Vielleicht geht es nur um technische Sachen.»
    Sie lächelte ihn gezwungen an.
«Ehrlich, ich habe wirklich keine Ahnung, wieso er mich überhaupt genommen
hat!»
    Im Gang vollführte ein großer,
rotblonder Mann eine Pirouette, lehnte sich dann lässig gegen einen Sitz. «Ein
Mann mit Dariens Ruf bei Frauen, besonders bei jüngeren Frauen... und du
kannst dir nicht vorstellen, wieso er die Rolle mit dir besetzt hat? Ist
das nicht süß!» Er hatte einen Tenor, der gefährlich nahe am Lispeln
entlangschlidderte.
    «Halt den Mund, Greg», fauchte
Georgina. «Du bist doch nur eifersüchtig.»
    «Ooooooh», säuselte Greg. «Soll
das vielleicht heißen, du glaubst, ich würde schmutzige, irregeleitete
Sehnsüchte nach dem alten Knaben hegen?»
    Georgina kicherte. «Reg dich
ab, Greg. Darien ist nur auf seine Aufführung scharf.» Sie seufzte tief. «Als
wüßte ich das nicht.» Entschuldigend drehte sie sich wieder zu Spraggue. «Du
kennst Greg noch nicht, oder? Greg, darf ich vorstellen: Michael Spraggue,
unser neuer Seward.»
    «Sehr angenehm!» Greg beugte
sich anmutig vor und schüttelte Spraggue mit einem leichten, kühlen Griff die
Hand. «Wie reizend, eine Woche vor der Premiere mit richtigen Schauspielern arbeiten zu können! Nicht, daß die Inspizientin ihre Sache nicht einfach toll
gemacht hat, deinen Text zu lesen, aber sie ist eine Frau — und ganz
sicher keine Schauspielerin. Verflucht schwer, zu einer Nullität ein
echtes Verhältnis aufzubauen. Gregory Hudson lautet der vollständige
Name. Ich spiele den Jonathan Harker, getreuer Gemahl von Mina, unserer
Hauptdarstellerin.»
    «Caroline Ambrose», ergänzte
Georgina.
    Greg lachte, ein fisteliges
Kreischen. «Neben ihr fühle ich mich so unzulänglich — so unerfahren.
Immerhin, im wirklichen Leben hatte sie fünf Ehemänner, während ich ...»
    «Ziehst du immer noch über
meine berühmte Kollegin her?» Spraggue hatte die rothaarige Frau nicht kommen
sehen. Nachdem sie jetzt neben ihm stand, wünschte er sich, sie würde zum
Kopfende des Ganges zurückkehren und noch mal herunterkommen. Sie verdiente es,
beachtet zu werden. Allein oder in einer Miss-Amerika-Parade — sie war eine
Wucht. Spraggue entschied sich für eine Karriere als Connaisseur von
Sonnenöl-Commercials.
    Der Rotschopf lächelte und
berührte seine Hand. «Ich bin Emma Healey», stellte sie sich vor. «Arthur hat
mir gesagt, wo ich dich finde, Michael. Aber ich glaube, ich hätte dich selbst
dann wiedererkannt, wenn er mich nicht vorgewarnt hätte. Aus deinem Film, dem
britischen...»
    «Oh, ich dachte, den hätte kein
Mensch gesehen», erwiderte Spraggue lächelnd.
    «Ich schon. Sehr gut.»
    «Danke. Ist schon lange her.»
    Emmas Stimme war der reinste
Wahnsinn, tief und herzlich. Sie drehte sich fort, doch Greg hielt sie fest,
hatte besitzergreifend einen Arm um ihre Taille gelegt. Spraggue machte große
Augen. Vielleicht hatte er den schlaksigen, hübschen Jungen zu schnell in eine
Schublade eingeordnet.
    «Was hast du da vorhin über
eine berühmte Kollegin gesagt, meine liebe Emma?» fragte Greg. «Caroline
Ambrose und dir ebenbürtig? Immer halblang, meine Liebe. Wer hat denn
eine eigene Garderobe? Eine Karosse? Die Suite im Ritz-Carlton? Die täglich
aufs Zimmer geschickten Orchideen?»
    «Das hat alles nichts mit der
Aufführung zu tun», protestierte Emma.
    «Aber es hat eine ganze Menge
zu tun mit dem geheimnisvollen Nimbus der Caroline Ambrose.»
    Georgina ließ sich neben
Spraggue fallen. «Glaubst du wirklich, sie schickt sie sich selbst?» meinte sie
verschmitzt.
    Spraggue zuckte die Achseln.
«Ich dachte, sie kämen von dem einen oder anderen Ex-Mann.»
    «Geschieden oder der, von dem
man sich erzählt, sie hätte ihn umgebracht?»
    «Wenn er tot ist, Georgie,
bezweifle ich doch stark, daß man ihn auch nur ins Blumengeschäft lassen
würde.» Greg beugte sich herüber und tätschelte Georginas Kopf.
    Emma lachte. «Ach, Georgina,
hast du schon wieder die Fan-Magazine gelesen?»
    Georgina errötete. «Also, man
sagt wirklich schreckliche Dinge über
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