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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber
Autoren: Sabine Ebert
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glühenden Stücke, wo es zischend verdampfte. Die restliche Glut trat er hastig aus. Das trockene Gebälk würde brennen wie Zunder, so dass nicht nur sie selbst Gefahr liefen, in den Flammen umzukommen, sondern halb Altenburg in Brand geraten konnte, sollte in der Kammer ein Feuer ausbrechen.
    Ulrich vergewisserte sich mit einem Blick, dass seine Gefährten zurechtkamen, und wollte sich zu Friedrich umdrehen. In diesem Augenblick gellte ein markerschütternder Schrei.
    Der Maltitzer fuhr herum und erstarrte. Unter den totgeglaubten Gegnern hatte sich einer aufgerappelt und stürzte mit gezogenem Schwert von hinten auf den Markgrafen. Friedrich bemerkte ihn zu spät, erst als der junge Lotzke warnend aufschrie. Die todbringende Klinge fuhr direkt auf ihn zu; keiner seiner Ritter war nahe genug, um einzugreifen. Immer noch schreiend, warf sich der Freiberger zwischen die Waffe und den Fürsten.
    Verblüfft starrte der Angreifer auf den zusammensackenden Körper, während der Markgraf unversehrt vor ihm stand. Sein Zögern wurde ihm zum Verhängnis: Im nächsten Augenblick war Ulrich von Maltitz heran und trieb dem Attentäter das Schwert tief in die Brust. Dann zog er seine Waffe wieder heraus und stieß den Leichnam mit einem Fußtritt beiseite, der vor ihm zu Boden plumpste. »Seid Ihr unversehrt, mein Fürst?«, fragte er atemlos und voller Sorge.
    »Ja, dank dieses Jungen«, antwortete Friedrich düster. Vorsichtig ließ er den durchbohrten Körper des Freibergers zu Boden sinken, aus dessen Wunde ein Schwall Blut geströmt war.
    Ulrich atmete tief durch und sah sich in der Kammer um.
    Der Kampf war beendet, der Boden mit Leichnamen übersät, seine Gefährten voller Blut. Hertwig versuchte, mit einem abgerissenen Ärmel seine Wunde abzubinden, Tylich blutete heftig am Oberschenkel, und der alte Falkensteiner lag mit gespaltenem Schädel nahe der Tür. Ihn hatten sie ganz verloren, ihn und den jungen Freiberger, auf den sein Vater und seine Braut nun vergeblich warten würden.
    Von Maltitz schlug ein Kreuz. »Gott erbarme sich ihrer armen Seelen.«
    Dann stand er auf. »Wir müssen weg, sofort. Ich weiß nicht, ob wir alle erwischt haben oder ob jemand entkommen ist, der Verstärkung holt.«
    Niemand widersprach. Er befahl den Reisigen, die Leichen der beiden Gefallenen mitzunehmen, damit ihnen ein christliches Begräbnis zuteilwerden konnte, und ließ Tylichs Wunde in aller Eile notdürftig verbinden.
    Dann stürmten sie hinaus, immer noch die blanken Schwerter in der Hand. Niemand stellte sich ihnen in den Weg. Angesichts des Kampfgetümmels waren die Gäste des Wirtshauses längst davongerannt.
    Die Knappen hatten bereits die Pferde für eine rasche Flucht gesattelt.
    Roland, Ulrichs Knappe, trat auf seinen Herrn zu. »Drei von den Wachen haben sie erschlagen. Die anderen sind hochgerannt, um Euch zu helfen«, berichtete er. Selbst in dem trüben Licht konnte Ulrich erkennen, dass der Sechzehnjährige kreidebleich war.
    Die Reisigen holten nun auch die Leichname der gefallenen Wachen und banden sie auf die Packpferde. Dann saßen alle auf und ritten, so schnell sie konnten, durch die Dämmerung.
    Bald würden die Stadttore geschlossen, und sie säßen in Altenburg fest, den Mordgesellen des Königs ausgeliefert. Doch sie hatten Glück. Das Tor in der Nähe des Wirtshauses war noch nicht geschlossen.
    Erschrocken drückten sich die Menschen in die Mauernischen oder flüchteten in die Häuser, als sie den wilden Reitertrupp kommen sahen und hörten. Im Galopp sprengten die Meißnischen aus der Stadt und in die einbrechende Nacht hinaus.
     
    Sie mochten wohl zehn oder zwölf Meilen weit gekommen sein, als Friedrich Befehl gab zu halten. Sie rasteten am Rande eines Waldes, allerdings nur kurz und ohne ein Feuer zu entzünden, denn sie konnten nicht sicher sein, etwaige Verfolger abgehängt zu haben. Der Mond, der den Schnee leuchten ließ, sorgte für ausreichend Helligkeit.
    »Ich schätze, die Verhandlungen sind damit beendet«, knurrte Ulrich mit finsterer Miene und griff in den verharschten Schnee, um das verkrustete Blut der Attentäter von seinen Händen zu wischen.
    »Das war eine offene Kriegserklärung!«, sagte Reinhard von Seweschin schroff, der Älteste unter Friedrichs Rittern. »Adolf hat einen Präzedenzfall geschaffen – einen Fürsten, den er unter Zusage freien Geleits zu sich beorderte, überfallen zu lassen. Vielleicht bringt das endlich auch die anderen Fürsten gegen ihn
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