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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber
Autoren: Sabine Ebert
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die Ermordung dieses Bürgers zugestand.
    Auch die thüringischen Recken Rudolf von Vargula, Gunther von Schlotheim, Albrecht von Sättelstedt und Herrmann von Goldacker sind recht populäre Gestalten, die tatsächlich lebten.
    Die Schlucht südlich von Eisenach, in der sich Friedrich und sein ebenfalls sagenumwobener Schwager Heinrich von Braunschweig mit ihren Truppen getroffen haben, heißt heute deshalb »Landgrafenschlucht«.
    Allerdings trafen sie sich dort nicht, um auf Betreiben der Landgräfin Elisabeth von Lobdeburg-Arnshaugk den alten Landgrafen zu beseitigen, wie die Sage erzählt, sondern um die Eingeschlossenen zu befreien. Den Rücktritt seines unberechenbaren Vaters, der tatsächlich als »Albrecht der Entartete« in die Geschichte einging, hat Friedrich Anfang Januar 1307 durch einen Vertrag erzwungen. Anders als in meinem Roman verließ Albrecht jedoch die Wartburg nicht sofort, sondern erst etwas später, um sich in Erfurt niederzulassen und dort sein Leben zu beschließen.
    Albrecht der Entartete gilt als schlechtester unter allen wettinischen Herrschern: unzuverlässig, wankelmütig, schwach. Vielleicht war er einfach überfordert? Man hat ihm außerdem schon zu Lebzeiten sehr verübelt, dass er – völlig untypisch für einen Fürsten – wirklich die Frau heiratete, an der sein Herz hing, obwohl sie als Ministerialentochter eine gesellschaftlich völlig unbedeutende Stellung hatte.
    Eine populäre thüringische Sage ist auch der »Taufritt nach Henneberg«. Doch diese Legende ist so pathetisch überhöht, dass ich sie auf den möglichen wirklichen Kern reduziert habe. Lieber verliere er ganz Thüringen, als seine Tochter dürsten zu lassen, soll Friedrich ausgerufen haben, als sie sich vor den Verfolgern verstecken mussten, damit die Amme das weinende Kind stillen konnte. Nun ja …
    Wo schulde ich dem Leser noch Aufklärung über Dichtung und Wahrheit?
    Es ist nicht ganz sicher, ob der Herzog von Braunschweig-Grubenhagen bei der Schlacht von Lucka dabei war, aber recht wahrscheinlich. In Eisenach war er ja seinem Schwager auch zu Hilfe gekommen.
    Die Geschehnisse nach der Schlacht von Lucka musste ich im Roman aus dramaturgischen Gründen etwas raffen. Kloster und Stadt Pegau wurden nicht unmittelbar nach der Schlacht, sondern im Juli 1307 niedergebrannt, Diezmann starb erst im Dezember. Auskunft darüber gibt die Zeittafel am Ende des Buches. Mit berittenen Boten lassen sich eben Neuigkeiten bei weitem nicht so schnell übermitteln wie heute per Internet.
    Dass Friedrich den Befehl zur Ermordung seines Bruders gegeben hat, habe ich ihm untergeschoben. Es gibt widersprüchliche Berichte über die Ermordung Diezmanns. Die populärste Version besagt, er sei in der Leipziger Thomaskirche zur Strafe für die Plünderung Kloster Pegaus erdolcht worden. Möglich ist aber auch, dass er eines natürlichen Todes starb.
    Friedrich hat vom Tod seines in vielerlei Hinsicht unzuverlässigen Bruders profitiert. Danach gelang es ihm schließlich, wovon er wohl all die Jahre geträumt hatte: Er brachte die Länder, über die sein Großvater Heinrich der Erlauchte einst regierte, wieder unter die Herrschaft des Hauses Wettin. Er führte dann die Titel Landgraf von Thüringen, Markgraf von Meißen, Pfalzgraf von Sachsen, Markgraf von Landsberg und Herr über das Pleißner Land.
    Doch dazu stand er bald nach Lucka schon wieder im Kampf, erst mit den thüringischen Städten, dann mit dem Markgrafen von Brandenburg.
    Den Beinamen »Der Freidige«, den ich hier schon nenne, erhielt er erst nach seinem Tode. Bekannter wurde er durch den berühmten »Dresdner Fürstenzug« als »Friedrich der Gebisse« – wieder eine Sage, aber genug davon!
    Erzählenswert ist sein Ende: Bei einem Pfingstspiel 1321 über die klugen und die törichten Jungfrauen soll er in so große Aufregung darüber geraten sein, dass die Sünden nicht vergeben wurden, dass er einen Schlaganfall erlitt und bis zu seinem Tod im November 1323 gelähmt blieb.
    War es das schlechte Gewissen angesichts seiner eigenen Sünden, das ihn so aufbrachte? Seine Frau Elisabeth pflegte ihn bis zu seinem Tod, regierte an seiner Stelle und schaffte es, ihrem Sohn das Erbe zu erhalten, bis er volljährig war. Eine bemerkenswerte Leistung für die junge Frau in dieser Zeit.
    Friedrichs Erstgeborener ging tatsächlich als »Friedrich der Lahme« in die Geschichte ein, auch wenn wir nicht wissen, woher dieser Beiname rührt. Er galt als tapferer Kämpfer und
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