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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber
Autoren: Sabine Ebert
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um irgendwo in der Fremde unterzukriechen?
    Doch dann sah er sie zu seiner großen Erleichterung auf sich zukommen.
    »Ich möchte dir jemanden vorstellen«, sagte Änne und trat zur Seite.
    Lächelnd schob sie ihm einen Jungen mit braunen Locken entgegen, der ihn mit bewundernden Augen anstarrte.

Epilog
    Kurz vor Weihnachten 1310 in Freiberg
    D rei Reiter näherten sich dem Tor der Burg Freiheitsstein. Ihre Gesichter und Wappenröcke waren mit schneebestäubten Umhängen verhüllt, so dass niemand sie erkennen konnte.
    »Wir bringen eine dringende Botschaft für den Burgkommandanten«, rief einer von ihnen, während sie absaßen.
    Stallburschen rannten ihnen entgegen und übernahmen die Pferde, ein anderer Junge flitzte los, vermutlich, um den Burgherrn von der Ankunft dreier Unbekannter zu informieren.
    Die Neuankömmlinge sagten kein Wort, während sie den verschneiten Burghof überquerten und dabei die Mauern und Wehrgänge genau musterten. Niemand von ihnen zog die Gugel zurück, um sein Gesicht zu erkennen zu geben. Am Eingang zum Palas trat ihnen ein Bewaffneter entgegen, verneigte sich und wies einladend zur Treppe.
    »Der Kommandant erwartet Euch.«
    Gemeinsam gingen sie hinauf, doch vor der Tür ließen zwei von ihnen dem Dritten, dem größten unter ihnen, respektvoll den Vortritt. Als er die Kammer betrat, war sein Gesicht immer noch verhüllt. Deshalb konnte er seine Verwunderung kaum verbergen, als der Burgkommandant, der nur von der Ankunft dreier geheimnisvoller Boten informiert sein konnte, sich tief vor ihm verbeugte und seine Frau ihn mit einem Knicks und den Worten empfing: »Hoheit! Willkommen auf Freiheitsstein!«
    »Ich sehe voller Staunen, dass es nicht möglich ist, unerkannt Eure Burg zu betreten«, gestand Friedrich beeindruckt und ließ Markus und Änne aufstehen. »Woran haben mich Eure Leute erkannt?«
    »Am Pferd«, erwiderte Markus grinsend. »Meine Stallburschen haben ein waches Auge dafür.«
    Nun wegen seines Ranges von seinem Lehnsherrn mit der höfischen Anrede angesprochen zu werden, daran hatte er sich immer noch nicht recht gewöhnen können.
    Änne reichte dem Fürsten den Willkommenstrunk aus dem feinsten Silberbecher, der sich auf Freiheitsstein finden ließ; eine Treibearbeit von Nikol Weighart, der nach seiner Rückkehr nach Freiberg erneut zum Bürgermeister gewählt worden war. Dann teilte sie heißen Würzwein an Friedrichs Begleiter aus, die inzwischen ebenfalls die Kopfbedeckungen abgestreift und den Schnee von den Umhängen geschüttelt hatten. Nun erkannte Markus auch sie: Es waren die Brüder Tylich und Theodor von Honsberg.
    »Nehmt Platz«, lud er sie ein. »Das Mahl ist geordert, ein Bad wird gerichtet, wenn Ihr es wünscht.«
    Bevor er sich selbst setzte, wandte er sich erneut dem Landgrafen von Thüringen und Markgrafen von Meißen zu: »Zuerst lasst Euch von mir gratulieren – zur Geburt Eures Sohnes und zur Anerkennung Eurer Ansprüche durch den König!« Erneut zog Friedrich verblüfft die Augenbrauen hoch.
    »Haben das Euch auch die Stallburschen verraten?«
    Es war noch keine Woche her, dass der neue König, Heinrich von Luxemburg, ihm in Prag ganz offiziell Thüringen, die Mark Meißen, das Pleißen- und das Osterland zugesprochen hatte. Als vor zweieinhalb Jahren der ehrgeizige Albrecht von Habsburg von seinem Neffen Johann ermordet worden war, sah sich Friedrich nicht nur seines größten Gegners entledigt, sondern konnte auch die Zeit bis zur Wahl eines neuen Königs nutzen, um seine Positionen auszubauen und zu festigen. Mit dem Friedensschluss von Prag vor wenigen Tagen galt er auch ganz offiziell wieder als anerkannter Herrscher über die Länder, um die er so hart und lange hatte kämpfen müssen.
    »Nein, das weiß ich von einem Fahrensmann aus Böhmen, einem Geschichtenerzähler«, gestand Markus. »Ich ließ ihn zu mir rufen, weil ich wissen wollte, ob nun endlich wahr geworden ist, wofür wir so lange gekämpft haben. Ihr habt es tatsächlich geschafft, die Länder wieder unter wettinischer Herrschaft zu vereinen, über die einst Euer erlauchter Großvater regierte!«
    »Nun ja, fast alle«, schränkte Friedrich mit gespielter Bescheidenheit ein. Er zog einen Mundwinkel zynisch herab und sagte lässig: »Den Rest hole ich mir noch, zuerst vom Brandenburger.«
    Ja, das ist dir zuzutrauen!, dachte Markus. Es wird wohl nie Ruhe um dich geben. Er spürte Ännes bangen Blick auf sich und wusste genau, was sie sich fragte: Ob Friedrich ihn nun
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