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Blut Schatten

Titel: Blut Schatten
Autoren: Rebecca Abrantes
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an und überstand diese Welle ohne weitere Verluste.
    Zumindest waren die Verluste nicht auf meiner Seite zu beklagen. Als ich aufblickte, stand Darian kreidebleich und völlig gelähmt vor mir. Er reagierte erst, als ich ihn zum zweiten Mal ansprach: »Darian. Hilfst du mir bitte?«
    »Was? Ja sicher.« Und schon befand ich mich abermals auf seinen Armen. »Wohin?«
    Ich seufzte. Waren alle werdenden Väter so fahrig? »Runter. Und nimm mir bitte den Bademantel ab. Danke.« Statt ihn mir abzunehmen, zog er ihn mir aus und ließ ihn achtlos auf den Boden fallen. Das hätte ich auch hinbekommen. Mein Shirt landete auf dem Bademantel und ich erneut auf Darians Armen. Er rannte mit mir durchs Schlafzimmer und wieder auf den Flur. Sein Ruf erschütterte das Gebäude bis auf die Grundmauern: »Eileen!«
    Derweil tippte ich ihm gegen die Schulter, und erst nach dem fünften Tippen sah er mich fragend an. Ich probierte ein unschuldiges Lächeln. »Ich habe nichts an, Schatz.«
    In Windeseile trug er mich zurück ins Bad, setzte mich in der Wanne ab, warf mir den Bademantel zu und rannte wieder hinaus: »Eileen, verdammt! Wo bleibst du ?«
    Während ich den klatschnassen Bademantel aus der Wanne beförderte, erklangen endlich die ersehnten Schritte auf der Treppe. »Ich komme ja schon. Herrje, ich bin doch kein junger Hüpfer mehr. Wo brennt es denn?«
    »Das Baby. Es kommt!«
    »Oh Gott!« Kurz darauf stand sie neben der Wanne.
    Schon durfte ich mich erneut krümmen und hielt den Atem an. Scheibenkleister, die war richtig fies.
    »Also gut.« Eileen sah sich schnell um. »Wir sollten eine Hebamme herbestellen. Wie es aussieht, wird es eine Hausgeburt.«
    Die Wehe ebbte ab, und ich bekam wieder Luft. Irgendwie schaffte ich es, das Wasser abzustellen, ehe es über den Wannenrand lief. Dabei sah ich Eileen betrübt an. »Ich kenne keine Hebamme. Wir waren zur Untersuchung in London.«
    Schon hatte Darian sein Handy in der Hand. »Ich rufe Maja an. Sie wird wissen, was zu tun ist.«
    »Bekommst du sie denn im Flieger an die ... Okay, ich sage nichts mehr.« Konnte ich auch nicht, denn die nächste Wehe kam. Und sie war gemeiner als alle anderen zuvor. Abermals hielt ich den Atem an und schöpfte tief Luft, als sie vorüber war.
    Derweil hatte Darian Maja am Ohr. »Nein, sie sitzt in der Wanne ... Moment, ich stelle auf Lautsprecher.«
    »In welchen Abständen kommen die Wehen?«, tönte es mit geräuschvoller Untermalung durch den Hörer.
    »Dauernd!«, brüllte ich und krallte mich mit zugekniffenen Augen am Wannenrand fest. Ich traute mich nicht zu drücken, hatte Angst, dass alles Mögliche passieren und ich sogar ins Badewasser machen könnte. Bloß nicht!
    »Okay, leg dich zurück, Faye. Sobald die Wehe einsetzt, ziehst du die Beine an und presst. Geht dir die Kraft aus, atmest du durch, wie ein hechelnder Hund, okay? Darian, du hältst sie an den Schultern fest, damit sie nicht unter Wasser rutscht. Ist noch jemand zugegen?«
    »Ich«, meldete Eileen sich sogleich.
    »Gut. Sie sehen nach, wie weit der Kindskopf im Geburtskanal steckt. Ist er weit genug draußen, helfen Sie vorsichtig nach, indem sie während der Wehe sanft ziehen. Anders wird es sich wohl derzeit nicht machen lassen. Habt ihr Mullbinden und etwas zum Abbinden da?« Die restlichen Instruktionen gingen in meinem Fluch unter, der die nächste Wehe begleitete.
    Da fühlte ich Darians Hände an meinen Schultern. Er zog mich etwas höher, stieg in voller Montur hinter mir in die Wanne und hielt mich an sich gelehnt fest. Spätestens jetzt stand das Bad komplett unter Wasser, aber wen juckte das schon? Ich sah Eileen sich die Hände schrubben, hörte Majas Stimme weiterhin aus dem Lautsprecher dringen und bekam von da an nur noch wenig mit. All meine Sinne waren nun bei mir und meinem Kind, und was immer ich an Schmerzen bisher erlebt hatte, das hier übertraf alles. Es wollte mich schier zerreißen.
    Eine weitere Woge erfasste mich, und ich tat wie geheißen. Mir wurde fast schwarz vor Augen, während der Schmerz durch mich raste, als würde ein Messer mich aufschneiden. Da erklang Eileens erregter Ausruf : »Ich sehe es! Der Kopf guckt raus. Oh Gott, es hat schon Haare!«
    »In der nächsten Wehe kräftig pressen, Faye!«, scholl es durch den Hörer. In Darians Umarmung fand ich die nötige Kraft und Sicherheit. »Komm, du schaffst das.«
    Bitte nur noch einmal. Ich kann und will nicht mehr. Die Schmerzen schienen unerträglich. Ich schloss die Augen,
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